S.M.S. Emden (1908), Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. Emden (1908) – Angaben
Name: | Emden |
Namensherkunft: | Emden, Stadt im Königreich Preußen, Provinz Hannover, Regierungsbezirk Aurich (Ostfriesland) |
Stapellauf: | 26.05.1908 in Danzig (Kaiserliche Werft Danzig) |
Schwesterschiffe: | S.M.S. Emden (1908), S.M.S. Dresden (1907) |
Besatzung: | ca. 361 Mann |
Maße: | Länge 118 m, Breite 13,5 m, Tiefgang: 5,1 m |
Wasserverdrängung: | 3650 Tonnen |
Maximale Geschwindigkeit: | 24,1 kn |
Bewaffnung: | 10 Schnellfeuerkanonen Kaliber 10,5 cm |
Ende: | Am 09.11.1914 nach einem Gefecht mit dem artilleristisch stark überlegenen australischen Kreuzer H.M.A.S. Sydney (1912) bei den Cocos-Inseln auf Land gesetzt. |
S.M.S. Emden (1908) – Geschichte
Der Stapellauf des Kleinen Kreuzer erfolgte am 26. Mai 1908 in Danzig (Kaiserliche Werft). Die Schiffstaufe vollzog der Oberbürgermeister von Emden, Geheimrat Dr. Fürbringer, der gleichzeitig im Namen der Stadt die Patenschaft über das Schiff übernahm. Die Mitte Juli 1909 begonnen Probefahrten wurden schon im August wieder unterbrochen, um an Manövern der Hochseeflotte teilzunehmen. S.M.S. Emden begleitete zeitweise die Kaiserliche Yacht S.M.S. Hohenzollern und wurde am Ende der Probefahrten im September 1909 außer Dienst gestellt.
Am 1. April 1910 erfolgte die Indienststellung, um S.M.S. Emden in das ostasiatische Kreuzergeschwader einzugliedern. Am 12. Mai 1910 traf man in Montevideo mit S.M.S. Bremen zusammen und fuhr gemeinsam nach Buenos Aires, um an der 100 Jahrfeier der Unabhängikeit Argentiens teilzunehmen. An der Osterinseln vorbei, erreichte S.M.S. Emden am 22. Juli 1910 Apia auf Samoa, um sich dort mit dem Kreuzergeschwader zu vereinen.
Während eines Taifuns im Sommer 1911 rammte ein japanischer Dampfer S.M.S. Emden so schwer, dass der Kleine Kreuzer auf der Werft in Tsingtau/Kiautschou repariert werden musste. Nach der Reparatur trat S.M.S. Emden eine Rundreise im Geschwaderverband an und leistete dem Torpedoboot S.M.S. Taku Seenothilfe. Während der chinesischen Revolution sicherte das Kreuzergeschwader Europäer im Bereich des Jangtsekiang (Jangtse).
S.M.S. Emden erlangte für das Schießjahr 1911/12 innerhalb des Kreuzergeschwaders den Kaiserpreis. Den Untergang des Kanonenbootes S.M.S. Iltis im Jahre 1896, wurde am 3. April 1912 gedacht, indem man die Untergangsstelle und den Friedhof besuchte. Ab Mitte Juni 1913 bereiste S.M.S. Emden das Deutsche Südseeschutzgebiet. Mitte August d. J. machte sich ein Einsatz vor Nanking erforderlich, wo es zwischen republikanischen Truppen und Revolutionären zu schweren Auseinandersetzungen gekommen war.
Mitte Juni 1914 liefen die beiden Panzerkreuzer S.M.S. Scharnhorst und S.M.S. Gneisenau in die Südsee aus und nachdem S.M.S. Nürnberg und S.M.S. Leipzig abkommandiert worden waren, blieb S.M.S. Emden als Stationär allein in Tsingtau zurück. Nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand von Österreich-Este erhielt S.M.S. Emden den Befehl, von Tsingtau aus die Versorgungsetappen des Kreuzergeschwaders zu sichern.
Karl von Müller
* 16.06.1873 in Hannover,
† 11.03.1923 in Braunschweig;
Kapitän zur See und letzter Kommandant von S.M.S. Emden
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 28. Juli 1914 entschloss sich der Kommandant Karl von Müller die Schifffahrtsroute Nagasaki (Japan) – Wladiwostok (Russland) zu stören. Am 4. August 1914 brachte man den russischen Dampfer Rjäsan auf und rüstete ihn in Tsingtau zum deutschen Hilfskreuzer Comoran um. Unter der Führung ihres ritterlichen Kommandanten, des Fregattenkapitäns Karl von Müller, erlangte das deutsche Kriegsschiff weltweite Berühmtheit.
Auf Vorschlag des Kommandanten begab sich S.M.S. Emden am 14. August 1914 zum Handelskrieg in den Indischen Ozean. Auf der Fahrt dorthin ließ von Müller einen vierten Schonstein aus Holzlatten und Segeltuch aufbauen, um den britischen Kreuzer H.M.S. Yarmouth vorzutäuschen. Mit erstaunlicher Kühnheit ging Kapitän von Müller mit dem Schiff mitten in den Brennpunkt englischer Interessensphären im Indischen Ozean. An der Ostküste Indiens beschoss der Kleine Kreuzer die Öltanks von Madras, die daraufhin in Brand gerieten.
Nachdem S.M.S. Emden mehrere Dampfer im Golf von Bengalen versenkte, kam der Schiffsverkehr zum erliegen. Am 28. Oktober 1914 versenkte S.M.S. Emden vor der Einfahrt von Penang (Stadt im heutigen Malaysia) an der Straße von Malakka den auf der Reede liegenden russischen Kleinen Kreuzer Schemtschug und den französischen Zerstörer Mousquet.
Nun steuerte S.M.S. Emden auf die Cocos-Inseln (Keeling-Inseln) zu, um die dort gelegene wichtige britische Funkstation zu zerstören. Als das Schiff am 9. November 1914 dort eintraf, gelang es der Stationsbesatzung noch rechtszeitig einen Funkspruch abzusenden, der die genaue Position des deutschen Kriegsschiffes verriet. Der artilleristisch stark überlegene Kreuzer H.M.A.S. Sydney (1912) fing den Notruf auf und schoss S.M.S. Emden kampfunfähig. Der Kommandant von Müller setzte daraufhin das Schiff auf die Klippen vor der Insel Nord-Keeling.
Nach heldenhafter, aber aussichtsloser Verteidigung unterlag S.M.S. Emden den stärkeren Waffen. Fühlbarer fast als der ungeheure materielle Schaden, den die Emden bewirkte, war die moralische Schädigung des britischen Ansehens in den malaiischen und indischen Ländern. Es wird in der Nachkriegsliteratur berichtet, dass Einheimische noch heute nicht selten ihren Kindern den Namen Emden geben und dass das Wort Emden in die Sprache der Singhalesen mit der Bedeutung „unüberwindlich“ oder „verwegen“ dauernden Eingang gefunden hat.
Das Landungskorps der Emden, das bei dem Gefecht der Kriegsschiffe zurückgeblieben war, setzte mit dem Schoner Ayesha nach Sumatra über und erreichte später unter außerordentlichen Schwierigkeiten mit dem deutschen Dampfer Choising die arabische Küste und von dort aus über Konstantinopel (Istanbul) die Heimat.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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