Barmer Anlagen, Kriegerdenkmal 1866

Friedensverträge

Die Friedensverträge von 1866

Nikolsburg
Nikolsburg

Inzwischen war am 27. Juli 1866 in Nikolsburg (Mähren) Vorfrieden zwischen Preußen und Österreich zustande gekommen, der Österreich verpflichtete, der Auflösung des Deutschen Bundes zuzustimmen, Venetien an Italien abzutreten, seine Rechte in Schleswig-Holstein an Preußen abzutreten, 20 Millionen Taler Kriegsentschädigung zu zahlen und die von Preußen in Norddeutschland herzustellenden neuen Einrichtungen, einschließlich der Territorialveränderungen (von denen nur das Königreich Sachsen ausgeschlossen war), anzuerkennen.

Norddeutscher Bund 1866-1871
Norddeutscher Bund 1866-1871

Hinsichtlich der Neuordnung der Verhältnisse in Deutschland beanspruchte Preußen über Nord- und Mitteldeutschland die uneingeschränkte Herrschaft. Es war fest entschlossen, nicht nur Schleswig-Holstein und die norddeutschen Staaten, die am Krieg teilgenommen hatten, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. seinem Gebiet einzuverleiben, sondern auch sämtliche Staaten nördlich der Mainlinie zu einem staatlichen Gemeinwesen, dem Norddeutschen Bund, zu vereinigen. Preußische Truppen besetzten im Juli die meiningische Exklave Camburg und am 19. September das Herzogtum Sachsen-Meiningen und die Stadt Meiningen. Herzog Bernhard dankte daraufhin ab und sein Sohn, Herzog Georg, schloss am 8. Oktober Frieden mit Preußen . Preußen okkupierte auch das kleine Fürstentum Reuß ältere Linie. Erst am 26. September 1866 schloss die reußische Regentin Caroline Frieden mit Preußen und übergab das Regierungsamt ihrem Sohn Fürst Heinrich XXII. Das kleine Land (2 Städte und ein paar Dörfer) musste die enorme Summe von 100.000 Talern (manche Quellen sprechen sogar von 200.000) Kriegsstrafe zahlen und dem Norddeutschen Bund beitreten. Bismarck wollte zunächst die zwei preußenfeindlichen Länder ganz auflösen und erst die Fürsprache des Großherzogs Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach bei seinem Schwager König Wilhelm von Preußen sicherte den Fortbestand dieser.

Dagegen bestimmte Artikel 4 des Nikolsburger Vertrages, dass die süddeutschen Staaten einen besonderen, unabhängigen Bund bilden sollten. Indem jedoch Preußen mit Ausnahme von Grenzberichtigungen auf Gebietsabtretungen vonseiten der süddeutschen Staaten verzichtete, gewann es diese für den Abschluss eines Schutz- und Trutzbündnisses. Darin verpflichteten sie sich, bei Ausbruch eines Krieges ihre Truppen unter preußischen Oberbefehl zu stellen. Kriegsentschädigung mussten zahlen:

Am 23. August wurde der endgültige Frieden mit Österreich in Prag abgeschlossen. Der Friedensschluss zwischen Österreich und dem Königreich Italien fand am 1. Oktober statt. Das besiegte Österreich überließ Preußen die Vorherrschaft in Deutschland. Der Deutsche Bund wurde aufgelöst, und das Habsburgerreich schied damit völlig aus dem deutschen Staatsverband aus. Die drei Herrscher, der König von Hannover, der Kurfürsten von Hessen-Kassel und der Herzog von Nassau wurden von ihren Thronen verjagt und ihre Länder dem preußischen Staat einverleibt. Wenn Bismarck gegenüber Österreich und auch gegenüber den süddeutschen Staaten Milde walten ließ, dann war das nicht zuletzt aus seiner Besorgnis vor einem Eingreifen des bonapartistischen Frankreich zu erklären, das er um die versprochenen linksrheinischen Gebiete „geprellt“ hatte. Frankreich war vor dem Krieg allgemein als die politisch und militärisch führende Macht Europas angesehen worden und sah sich nun infolge der preußischen Siege auf den zweiten Platz verwiesen. Seine herrschenden Kreise waren aber nicht gewillt, das hinzunehmen. Ihre Parole lautete: „Rache für Sadowa!“ (die Franzosen, für die das Wort „Königgrätz“ ein Zungenbrecher ist, benannten die Entscheidungsschlacht vom 3. Juli 1866 nach dem Dorf Sadowa). Zunächst versuchte Louis Napoleon, das Großherzogtum Luxemburg zu kaufen. Das gelang ihm nicht, da Bismarck es verhinderte. Ebenso wenig glückte ihm sein Abenteuer in Mexiko. Mit dem bewussten Zweck, den französischen Einfluss in Amerika zu stärken, hatte Louis Napoleon eine Eroberung Mexikos begonnen. Seinen französischen Truppen hatte er, Ironie des Schicksals, einen deutschen Fürsten, den Habsburger Maximilian, als Monarch mitgegeben. Maximilian hatte zuerst Erfolg und wurde zum Kaiser von Mexiko ausgerufen. Da sich aber die Vereinigten Staaten einmischten, die nach Beendigung des langwierigen Bürgerkrieges die Hände frei hatten, und da, von Washington aus ermutigt, General Juarez mit einheimischen Streitkräften die Lage beherrschte, sah sich Maximilian sehr bald auf die Stadt Mexiko und Umgebung beschränkt. Im Jahre 1868 nahte die Katastrophe. Der Kaiser von Napoleons Gnaden wurde gefangen genommen und erschossen.

Bismarck und Napoleon III. 1866
Bismarck und Napoleon III. 1866

Napoleon III. und Bismarck „Ein Missverständnis“ (zeitgenössische Karikatur)

Napoleon III: „Ich wollte Ihnen zu der schönen Erbschaft gratulieren und sehen, ob nicht eine Kleinigkeit für mich…

Bismarck (der sich grade Hannover, Hessen und Frankfurt/M einpackt) : „Ach was! Hier wird nichts abgegeben!

Nachdem Bismarck mit der österreichischen Regierung Frieden geschlossen hatte, verständigte er sich auch in Preußen mit seien Widersachern. Er leitete dem Abgeordnetenhaus die so genannte Indemnitätsvorlage zu, in der seine Regierung eine nachträgliche Bewilligung jener Geldmittel beantragte, die sie seit 1862 verfassungswidrig ausgegeben hat. Die Mehrzahl der liberalen Abgeordneten stimmte der Vorlage am 3. September 1866 zu.

Noch im Herbst 1866 wurden alle deutschen Staaten nördlich des Mains zum Norddeutschen Bund zusammengeschlossen. Oberhaupt („Präsidium“) des mächtigen neuen Staates wurde König Wilhelm, Bundeskanzler Bismarck. Das „Präsidium“ Wilhelm besaß laut Verfassung des Norddeutschen Bundes eine enorme Machtfülle. Es führte den Oberbefehl über die Streitkräfte, leitete die gesamte Außenpolitik und ernannte den Bundeskanzler. Jedermann wusste aber, dass in Wirklichkeit Bismarck die politischen Entscheidungen fällte. Bis in die Einzelheiten hinein war der Norddeutsche Bund somit ein Modell für das wilhelminische Kaiserreich, das 1871 gegründet wurde. Bismarck hatte einen großen Schritt hin zur Errichtung eines, wie ihn die Historiker nennen, „kleindeutschen Nationalstaates“ getan.

Quellenhinweise:

  • „Historischer Schulatlas“ Verlag von Velhagen & Klasing 1902
  • „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
  • „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908

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