Der Deutsche Krieg von 1866 in Süddeutschland
Durch sein rasches Vorgehen hatte sich Preußen auch gegenüber den deutschen Mittelstaaten in Vorteil gesetzt. Obwohl es nur drei Divisionen (Goeben, Manteuffel und Beyer), rund 45.000 Mann (preußische Mainarmee) unter dem General Vogel von Falckenstein verwendete, so erreichte es damit doch völlig seinen Zweck. Die Mittelstaaten hatten nicht ernsthaft an die Möglichkeit von Kriegshandlungen geglaubt und sich nur unvollkommen vorbereitet. Die hannoversche Armee hatte sich zwar noch rechtzeitig bei Göttingen gesammelt, war dann aber zwischen Harz und Thüringer Wald tagelang hin und hergezogen, um die Ankunft des bayrischen Heeres zu erwarten. Während das bayrische Heer auf die Ankunft der Hannoveraner südlich des Thüringer Waldes hoffte, kam es zwischen der hannoverschen Armee und preußischen Truppen zum blutigen Gefecht bei Langensalza (Regierungsbezirk Erfurt), infolge dessen die Preußen, da zahlenmäßig unterlegen, sich zurückziehen mussten. Dennoch war die Gesamtlage so ungünstig, dass dem hannoverschen König Georg V. am 29. Juni 1866 nur die Kapitulation übrig blieb.
Kriegsschauplatz Mittel- und Süddeutschland
- Deutsche Bundesarmee: 119.000 Mann
- Preußen und Verbündete: 48.000 Mann
Hierauf rückte Falckensteins Truppen am 2. Juli über den Thüringer Wald gegen die Bayern vor. Die Bayern, rund 40.000 Mann stark und unter dem Kommando des Prinzen Karl von Bayern waren grade im Begriff sich vom Tal der Werra dem der Fulda zu zuwenden, um sich mit den Württembergern, Hessen, Badenern und Österreichern gebildete 8. Bundeskorps zu vereinigen, als die Preußen bei Dermbach (Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach) die Bayern zum Gefecht stellten, worauf sich die Bayern durch die Rhön hinter die Fränkische Saale zurückzogen. Die Bayern wichen weiter nach Westen aus. Falckensteins Truppen erzwangen am 10. Juli die Saalübergänge bei Hammelburg und Kissingen (Königreich Bayern), wo es zu einem blutigen Gefecht kam, wandten sich plötzlich nach Westen den Main abwärts gegen das 8. Bundeskorps, schlugen am 13. Juli die Hessen bei Laufach, zersprengten am 14. Juli bei Aschaffenburg die österreichische Brigade Neipperg und besetzte am 16. Juli die Stadt Frankfurt. Hier wurde Falckenstein abberufen und Manteuffel zum Oberbefehlshaber der preußischen Mainarmee ernannt. Dieser bekam den Befehl in Süddeutschland so weit wie möglich vorzudringen, während gleichzeitig eine aus preußischen und mecklenburgischen Truppen gebildete Reservearmee unter dem Großherzog von Mecklenburg in das bayrische Oberfranken einrückte. Manteuffels Truppen marschierten am linken Mainufer den Bayern und Bundestruppen entgegen. Manteuffels Plan, seine Truppen zwischen beide zu schieben und sie einzeln zu schlagen, wurde zwar durch Goeben vereitelt, der am 24. Juli bei Werbach und Tauberbischofsheim sich mit solcher Wucht auf die Badener und Württemberger warf, dass Prinz Alexander von Hessen mit seinem 8. Bundeskorps sich sofort nach Würzburg, den Bayern entgegen, zurückzog. Am 25. Juli kam es zum Gefecht bei Gerchsheim, Prinz Alexanders Truppen wichen hinter das rechte Mainufer aus, wo sich das ganze Korps auflöste. Die Bayern leisteten am 25. und 26. Juli beim Helmstadt und Roßbrunn den Divisionen Beyer und Flies hartnäckigen Widerstand, zogen sich dann aber auch nach Würzburg zurück. Jetzt beeilten sich die süddeutschen Regierungen, ebenfalls in Nikolsburg (Mähren) von Preußen einen Waffenstillstand zu erlangen, der ihnen am 2. August gewährt wurde. Der Eindruck, den der klägliche Verlauf des Kriegs und die Großmut des Siegers in Bayern hervorbrachten, war sehr positiv für Preußens Bestrebungen. Die Ultramontanen machten ihrem Ärger in Schimpfereien und Anschuldigungen des Verrats gegen die Generale Luft. Die übrige Bevölkerung aber war völlig ernüchtert, ließ die romantische Vorliebe für Österreich und die verblendete Abneigung gegen den „slawischen Soldatenstaat“ Preußen fallen und erkannte die Unvernunft des bisherigen partikularistischen Schlendrians. An vielen Orten sprachen sich öffentliche Versammlungen für den sofortigen Anschluss an den Norddeutschen Bund aus. Die Kammer genehmigte nicht nur den Friedensvertrag und die Anleihe für die Kriegsentschädigung, sondern fasste auch den Beschluss, die Regierung zu ersuchen, dass sie „die Einigung Deutschlands unter Mitwirkung eines frei gewählten und mit den erforderlichen Befugnissen ausgestatteten Parlaments erstreben möge„.
Quellenhinweise:
- „Historischer Schulatlas“ Verlag von Velhagen & Klasing 1902
- „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
- „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
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