Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst

Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst

Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, bayerischer Ministerpräsident und dritter deutscher Reichskanzler

Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst

Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst
* 31.03.1819 in Rotenburg an der Fulda,
† 06.07.1901 Bad Ragaz (Sankt Gallen, Schweiz);
dritter Reichskanzler vom 29.10.1894 bis 17.10.1900

Ehefrau:

Prinzessin Marie von Sayn-Wittgenstein-Berleburg (16.02.1829 – 21.12.1897 in Berlin, Hochzeit 14. Februar 1847

Kinder:

  • Prinzessin Elisabeth zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1847 – 1915)
  • Prinzessin Stephanie zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1851 – 1882)
  • Fürst Philipp Ernst (05.06.1853 – 26.12.1915)
  • Prinz Albert zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1857 – 1866)
  • Prinz Moritz (1862 – 1940), königlich preußischer Rittmeister
  • Prinz Alexander (1862 – 1924), Bezirkspräsident des Oberelsaß und 1893–1903 (wildes) Mitglied des Reichstags.
Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst und seine Gemahlin Marie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg
Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst und seine Gemahlin Marie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg

Chlodwig Karl Viktor, Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Prinz von Ratibor und Korvei, wurde am 31. März 1819 in Rotenburg a. F. geboren. Er studierte in Göttingen, Heidelberg und Bonn die Rechte, trat 1842 in den preußischen Staatsdienst, wurde Referendar in Potsdam und Assessor in Breslau. Da jedoch sein älterer Bruder, Viktor, 1845 die Herrschaften Ratibor und Korvei als Herzog von Ratibor bekam, übernahm er 1846 die Verwaltung der Herrschaft Schillingsfürst und trat nun als Standesherr in den bayrischen Reichsrat ein, wo er eine nationale, aber preußenfeindliche Richtung verfolgte. 1849 Reichsgesandter in London, schloss er sich nach dem Deutschen Krieg von 1866 an Preußen an, wurde am 31. Dezember 1866 bayrischer Ministerpräsident und vertrat, wie er am 19. Januar und 8. Oktober 1867 der Kammer erklärte, weder den im Prager Frieden vorbehaltenen und von den süddeutschen Partikularisten verlangten Südbund noch den deutschen Einheitsstaat, sondern eine föderative Einigung der süddeutschen Staaten mit dem Norddeutschen Bund. Weniger die Abgeordneten als vielmehr die Reichsräte wollten anfangs den Zollverein und das Zollparlament ohne das liberum veto Bayerns genehmigen, gaben jedoch im Oktober 1867 nach, und dennoch war die nationale Partei im Zollparlament, dessen Vizepräsident Hohenlohe-Schillingsfürst war, in der Minderheit, so dass die Beratung unfruchtbar blieb.

Fürst Chlodwig Hohenlohe-Schillingsfürst, Pössenbacher München 1870
Fürst Chlodwig Hohenlohe-Schillingsfürst, Pössenbacher München 1870

Hohenlohe-Schillingsfürst, einträchtig mit dem Norddeutschen Bund zusammengehend, erfüllte die durch das Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen von 1866 Bayern auferlegten Pflichten und gestaltete vor allem durch das Gesetz vom 30. Jan. 1869 das bayrische Heer nach dem Vorbilde des preußischen um. Als er aber durch ein neues Schulgesetz, das am Widerspruch der Reichsräte scheiterte, die Schule von der Kirche trennen wollte und nach der Berufung des vatikanischen Konzils durch ein Rundschreiben vom 9. April 1869 die europäischen Kabinette zu einem gemeinsamen Auftreten gegen die römischen Pläne aufforderte, zog er sich den unversöhnlichen Hass der Ultramontanen (Romtreuen) zu. Als diese nach den Neuwahlen im November 1869: 6 Stimmen Mehrheit erhielten, forderte Hohenlohe-Schillingsfürst seine Entlassung, blieb aber auf Veranlassung des Königs Ludwig II., bis im Januar 1870 erst die Reichsratskammer und nach einer langen stürmischen Adreßdebatte auch das Abgeordnetenhaus dem Ministerium Hohenlohe-Schillingsfürst ein ausdrückliches Mißtrauensvotum erteilte. Nun nahm der König 7. März Hohenlohes Entlassung an.

Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst als Statthalter von Elsaß-Lothringen in seinem Arbeitszimmer.
Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst als Statthalter von Elsaß-Lothringen in seinem Arbeitszimmer.

Als Reichsrat engagierte sich Hohenlohe-Schillingsfürst im Juli 1870 für die Teilnahme Bayerns am Deutsch-Französischen Krieg, im Winter 1870/71 für die Annahme der Reichsverfassung. Er wurde zu Forchheim in den ersten deutschen Reichstag gewählt und wurde dessen erster Vizepräsident. Nach Arnims Entlassung im Mai 1874 auf den deutschen Botschafterposten in Paris berufen, stellte er ein befriedigendes Verhältnis zu der französischen Regierung her, wohnte dem Berliner Kongreß 1878 als dritter deutscher Bevollmächtigter bei. Im Juli 1885 wurde er als Nachfolger Manteuffels Statthalter von Elsaß-Lothringen und verstand es auch hier, durch Umsicht und Takt die Bevölkerung mit der deutschen Herrschaft zu versöhnen. Ende Oktober 1894 wurde er von Kaiser Wilhelm II. im Alter von 75 Jahren zum Reichskanzler und Präsidenten des preußischen Staatsministeriums ernannt, erwarb er sich durch seine auswärtige Politik das Vertrauen der national gesinnten Deutschen in wesentlich höherem Grad als sein Vorgänger Caprivi: die Besetzung von Kiautschou 1897, die Erwerbung Samoas 1898, der Kauf der Karolinen-, Palau- und Marianneninseln von Spanien 1899 vollzogen sich unter seiner Kanzlerschaft. Auf dringendes Bitten vom 17. Oktober 1900 seiner Ämter enthoben und durch den Schwarzen Adlerorden in Brillanten ausgezeichnet, zog er sich ins Privatleben zurück. Nachfolger im Amt des Reichskanzlers wurde Bernhard Fürst von Bülow. Am 6. Juli 1901 starb er im Alter von 82 Jahren in Bad Ragaz (Sankt Gallen, Schweiz).

Altreichskanzler Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst † Letzte Aufnahme des Verstorbenen in seinem Arbeitszimmer auf Schloß Schillingsfürst.
Altreichskanzler Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst † Letzte Aufnahme des Verstorbenen in seinem Arbeitszimmer auf Schloß Schillingsfürst.

Joachim von Kürenberg charakterisierte ihn in seinem Buch „War alles falsch?“ Bonn 1951 wie folgt: „Trotz seines Alters wusste er als Reichskanzler genau was er wollte und konnte sich auch durchsetzten. Außenpolitisch stand er zwischen England und Frankreich/Russland.“ Hohenlohe-Schilligsfürst ist nicht nur mit der Kaiserin Auguste Viktoria („Onkel Chlodwig“) verwandt, sondern auch ein Vetter der Queen Victoria, die ihn lobend „My much cherished cousin“ oder „My clever relative, the German chancellor!“ nennt.

Vergleiche

  • „Chlodwig Karl Viktor, Fürst von Hohenlohe-Schillingsfürst, biographische Skizze“ (Metz 1885);
  • Ruft, Reichskanzler Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst und seine Brüder (Düsseldorf 1897);
  • von Völderndorff, Vom Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst, Erinnerungen (München 1902).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Meyers Konversations-Lexikon“ 5. Auflage in 17 Bänden 1893 – 1897
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1906 – 1908
  • „Meyers Kleines Konversations-Lexikon“, 7. Auflage in 6 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1908
  • „War alles falsch?“ Joachim von Kürenberg Bonn 1951
  • Abbildungen – „Die Woche“, Berliner August Scherl Verlag 1901
Reichsadler 1889-1918

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