Friedrichshafen, Bodensee

Bodensee

Der Bodensee in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Bodensee und Rhein
Bodensee und Rhein

Der Bodensee (franz. Lac de Constance) wurde in römischer Zeit Lacus Brigantinus, später Schwäbisches Meer oder nach der alten Kaiserpfalz Bodman an seinem Nordwestrand Bodmansee genannt. Er ist ein großer See zwischen der Schweiz und Deutschland und wird vom Rhein gebildet und gekreuzt. Er erstreckt sich von Südost nach Nordwest und ist der größte deutsche und nach dem Genfer See auch der größte Schweizer See; mit 196,5 km Umfang, 69 km größter Länge, 13,5 km größter Breite und bei mittlerem Wasserstand (399 m ü. M.) 539 km² (9,79 Quadratmeilen) Flächenraum.

Bodensee Anrainerstaaten („Andrees Allgemeiner Handatlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig 1914)
Bodensee Anrainerstaaten („Andrees Allgemeiner Handatlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig 1914)

Zwischen Konstanz und Meersburg teilt er sich in zwei Arme, in den Untern oder Zeller See (von Konstanz bis Radolfzell, 18 km lang und eigentlich ein eigener See), mit der Insel Reichenau, und in den Obern oder Überlinger See (auch Bodmersee genannt, 21 km lang), mit der Insel Mainau; Obersee pflegt man auch den ganzen Bodensee mit Ausnahme des Zeller Sees zu nennen. Im Südosten liegt auf drei Inseln, durch eine Brücke mit dem Festland verbunden, die Stadt Lindau. Der Bodensee liegt innerhalb der tertiären Formation, die den Nordrand der Alpen begleitet. In der Eiszeit war er vom Rheingletscher erfüllt.

Lindau im Bodensee, Hafen. Neuer Dampfer Bavaria in Flaggengala
Lindau im Bodensee, Hafen. Neuer Dampfer Bavaria in Flaggengala

Die größte Tiefe ist zwischen Friedrichshafen und Konstanz gefunden worden und beträgt 252 m. Besonders an der Einmündung des Rheins verliert der See durch den Schlamm, den der Fluss mit sich führt, immer mehr an Tiefe und wird das Seebecken ausgefüllt. Noch im 4. Jahrhundert reichte der See bis Rheineck, jetzt aber liegt zwischen ihm und diesem Ort eine fast stundenbreite Zone Landes. Außer dem Rhein, der dem Bodensee bei niedrigem Wasserstand in der Sekunde 50 m3, bei Hochwasserstand 2000 m3 Wasser zuführt, münden in den See die Dornbirner und Bregenzer Ach, Argen, Schussen, Urnauer, Seefelder, Gold-, Stein-, Stock- und Radolfzeller Ach etc. Die Wasserzufuhr durch diese Flüsse, bei starken Niederschlägen, ist in der Sekunde auf 1800 m3 berechnet. Der ganze Wasserinhalt des Bodensees wird auf 41,470 Millionen m3 geschätzt. 

Konstanz, Hafen
Konstanz, Hafen

Außer bei Hochwasser und nach Verlauf desselben wird der See auch noch durch nicht ersichtliche äußere Ursache zu plötzlichem Steigen und Fallen (bis 2 m), Ruhß genannt, gebracht. Beim Föhn (Südwind), bei Nordwest- und Ostwind wird das Wasser nicht selten zu hohen Wellen aufgewühlt. Die Temperatur des Wassers erleidet weniger Veränderungen als die der umgebenden Luft. Nur in sehr strengen Wintern friert der See von einem zum andern Ufer zu (seit 895 nur 30mal), zuletzt 1880, und gewährt dann eine Passage auf fester Eisdecke. Reich ist der Bodensee an Fischen (nach Hartmann 26 Arten), darunter große Welse, die Seeforelle (Salmo lacustris), Rotforelle (Salmo salvelinus), die Treische (Lota vulgaris), der Aal, der Felchen (Coregonus), dessen Fleisch als Blaufelchen sehr geschätzt, als Gangfisch in geräuchertem oder mariniertem Zustande versendet wird.

Friedrichshafen, neue Uferstraße mit Luftschiff und Aeroplan
Friedrichshafen, neue Uferstraße mit Luftschiff und Aeroplan

Der Verkehr auf dem Bodensee, an dem acht Eisenbahnlinien münden, und der von einer Gürtelbahn umgeben ist, ist lebhafter als sonst auf einem Binnengewässer des Kontinents. Eine Flotte von 34 Dampfern vermittelt die Verbindung der ansehnlichsten Uferorte und mit Schaffhausen. Zwischen Romanshorn einer- und LindauFriedrichshafen anderseits, desgleichen zwischen Bregenz und Rorschach verkehren Trajektanstalten, die ganze Eisenbahnzüge von Ufer zu Ufer bringen. Die Dampfer befördern jährlich mehr als 400.000 Personen und 10 Millionen dz Frachtgüter. Die verkehrsreichsten deutschen Häfen sind Lindau und Friedrichshafen

Bregenz, Hafen
Bregenz, Hafen

Die nur stellenweise (gegen Nordosten) schroff hineinragende Umgebung des Bodensees wird überall von Berg- und Hügelland, an den Mündungen des Rheins, der Schussen und der Stockach sogar von kleinen Tiefebenen gebildet. Obsthaine und Weingärten (Seewein), üppige Getreidefelder und Wiesenfluren und kräftige Waldungen umgürten die Ufer; am südlichen und südöstlichen Horizont türmt sich die Alpenwelt in prachtvoller Szenerie bis zur Schneehöhe auf, im Nordwesten thronen auf felsigen Höhen des Hegaus alte Burgen; reinliche Dörfer, gewerbereiche Städte und zahlreiche schlossartige Landsitze (namentlich auf der Schweizer Seite), Kirchen und Klöster beleben seine Ufer. 

Bodensee Panorama
Bodensee Panorama

Außer dem bayrischen Lindau sind die wichtigsten Orte am Bodensee: Bregenz in Vorarlberg, Rorschach im Kanton St. Gallen, Arbon und Romanshorn im Kanton Thurgau, Konstanz, Radolfzell, Überlingen und Meersburg in Baden und Friedrichshafen und Langenargen in Württemberg. Die Ufer des Bodensees bieten auch eine reiche Ausbeute keltischer Pfahlbauten, besonders bei Sipplingen (zwischen Ludwigshafen und Überlingen), bei Immenstaad (zwischen Meersburg und Friedrichshafen) und zwischen Konstanz und Stein. Weniger zahlreich finden sich römische Altertümer, obgleich Konstanz eine römische Kolonie und Bregenz (Brigantium) römisches Kastell war und dem See seinen römischen Namen gab.

Bodensee und Lindau Stadtplan 1910 (Wagner & Debes Leipzig)
Bodensee und Lindau Stadtplan 1910 (Wagner & Debes Leipzig)

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
  • „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
  • „Andrees Allgemeiner Handatlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig 1914
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