Schaffhausen

Schaffhausen

Der Kanton Schaffhausen in einer Darstellung um 1900, Geschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Hauptort Schaffhausen

Schaffhausen
Schaffhausen

Kanton Schaffhausen

Kanton Schaffhausen, Karte 1914
Kanton Schaffhausen, Karte 1914

Schaffhausen, der nördlichste Kanton der Schweiz, liegt, in drei Gebiete geteilt, am rechten Rheinufer, größtenteils vom Großherzogtum Baden umgeben und im Süden durch den Rhein von den Kantonen Zürich und Thurgau getrennt, umfasst ein Areal von 294,2 km² und zählte im Jahr 1900 = 41.609 vorherrschend protestantische und Deutsch sprechende Einwohner, die sich auf sechs Bezirke verteilen.

Schaffhausen, Vordergasse
Schaffhausen, Vordergasse

Stadt Schaffhausen

Schaffhausen ist die Hauptstadt des gleichnamigen Kantons, Knotenpunkt der Schweizer Eisenbahnlinien Winterthur-Schaffhausen, Schaffhausen-Eglisau und Schaffhausen-Etzwilen und der badischen Staatsbahnlinie Waldshut-Konstanz. Sie liegt 406 Meter über dem Meer, an der rechten Talseite des Rheins gelegen und mit dem zürcherischen Ort Feuerthalen durch eine Brücke verbunden. Schaffhausen ist ein sehenswerter Ort von mittelalterlicher Bauart, mit Erkern, bemalten Frontseiten und steinernen Stufengiebeln. Von der alten Stadtmauer sind nur noch drei Türme übrig. Erhalten ist aber der über der Stadt gelegene Munot, ein 1515–82 errichtetes Kastell mit angeblich bombenfesten Kasematten. Die gotische Hauptkirche St. Johann und das romanische Münster stammen aus dem 12. Jahrhundert; eine neue katholische Kirche im gotischen Stil wurde 1886 vollendet.

Schaffhausen, Unterstadt
Schaffhausen, Unterstadt

Auf dem freien Platz Herrenacker, dem ehemaligen Schauplatz der Ritterspiele adliger Herren, steht das Imthurneum; 1864 gestiftet von einem in London wohnenden Bürger Imthurn zur Förderung ästhetischer und wissenschaftlicher Bildung. Im Museum werden Altertümer, besonders die interessanten Funde aus dem „Keßlerloch“ bei Thaingen, aufbewahrt. Auf der Promenade steht das Denkmal des Geschichtsschreibers Johannes von Müller. Die Stadt besitzt eine Bibliothek von 40.000 Bänden, den berühmten „Onyx“ (antike Gemme), eine Knaben- und Mädchenrealschule, gewerbliche Fortbildungsschule, Musikschule und ist Sitz der humanistisch-technischen Kantonschule. Die Stadt Schaffhausen zählt im Jahr 1900 = 15.399 Einwohner, über 2/3 sind Protestanten, 4085 sind Katholiken.

Schaffhausen, Unot
Schaffhausen, Unot

Die Eisenbahnen und die ausgiebige Nutzbarmachung der Rheinwasserkräfte (seit 1890 geschieht die Kraftübertragung auf elektrischem Wege) haben die Stadt Schaffhausen, zusammen mit ihrer Nachbargemeinde Neuhausen, zu einem bedeutenden Industrieplatz erhoben. Es bestehen eine Maschinenfabrik, Stahlwerke, eine Kammgarnspinnerei, 2 Wollspinnereien, eine Tuchfabrik, ferner Fabriken für Strickmaschinen, Silberwaren, Uhren, mathematische und physikalische Instrumente, Kinderwagen, Tonwaren, Verbandstoff etc. Kommerzielle Anstalten sind die Bank in Schaffhausen und die Kantonalbank mit 3, bez. 1,5 Millionen Franken Kapital. Schaffhausen hat besuchte Wochenmärkte und großen Fremdenverkehr. Besondern Reiz erteilt der Gegend der weißschäumende Strom und dessen naher Fall; auf Züricher Seite liegt das Schloss Laufen.

Aufnahme in die Schweizer Eidgenossenschaft:

Im Jahr 1501 treten Basel (11. Kanton) und Schaffhausen (12. Kanton) der Schweizer Eidgenossenschaft bei.

Schweizer Kantone, Karte 1914
Schweizer Kantone, Karte 1914

Größe:

294,2 km²

Bevölkerungsdichte:

134,50 Einwohner/km² (Angaben 1879)

Einwohner:

  • 1879: 39.570
  • 1880: 38.349
  • 1900: 41.609

Gewässer:

Der Kanton Schaffhausen grenzt an den Fluss Rhein.

Schaffhausen
Schaffhausen

Sprachen:

  • 99,8 % Deutsch
  •   0,2% Französisch

Religionen:

Der Kanton Schaffhausen ist ein überwiegend protestantischer Kanton.

  • 91,4 % protestantisch
  •  8,1 % römisch-katholisch
Schaffhausen (Hallauer Braut)
Schaffhausen (Hallauer Braut)

Wirtschaft:

Der Kanton wird zum größten Teil vom Tafeljura eingenommen; 95,5 % sind produktiv (Wald 116,22, Rebland 10,64 km²). Er erzeugt Getreide (Weizen, Dinkel, Gerste, Hafer) über den Bedarf. Außerdem baut man viel Kartoffeln und Hanf, auch viel Obst (mehr Kern- als Steinobst); treffliche Weine (1904 für 1 Millionen Franken) gedeihen um Schaffhausen und im Klettgau (Unter-Hallau). Der Viehstand betrug 1901: 1018 Pferde, 10.627 Rinder, 11.803 Schweine, 3944 Ziegen und 2107 Bienenstöcke. In der kantonalen Fischzuchtanstalt wurden 1903/04: 851.100 Eier eingesetzt und 800.300 Fischchen ausgesetzt, meist Lachse, Fluß- und Bachforellen und Äschen. 1905 waren 80 Fabriken mit über 5000 Arbeitern im Betrieb.

Politische Verwaltung und Einteilung:

Der Kanton hat sich am 14. Mai 1876 (1895 revidiert) eine neue Verfassung gegeben und ist damit von der Repräsentativdemokratie zu den rein demokratischen Kantonen mit obligatorischem Referendum und dem Vorschlagsrecht in der Gesetzgebung (Initiative) übergegangen. Demgemäß wählt sich das Volk eine Legislativbehörde, den Großen Rat, auf je 500 Seelen ein Mitglied, und zwar auf vier Jahre; die Gesetze unterliegen, sofern 1000 Bürger es verlangen, der Volksabstimmung. Ebenso können sowohl Legislative als Exekutive abberufen werden, und das Volk entscheidet auch über größere außergewöhnliche Ausgaben. Einer Minimalzahl von 1000 Bürgern ist das Recht der Gesetzesinitiative eingeräumt. Die oberste Exekutivbehörde ist der Regierungsrat, dessen fünf Mitglieder auf je vier Jahre durch das Volk gewählt werden. Ein Obergericht von fünf Mitgliedern wird ebenfalls auf je vier Jahre, aber durch den Großen Rat ernannt. In jedem Bezirk besteht ein Bezirksgericht, in den Gemeinden je ein Gemeinderat und Friedensrichter. Ende 1905 betrug das Reinvermögen 13.993.302,50 Franken, die Einnahmen 2.204.355,30 Franken, die Ausgaben 2.194.205,65 Franken.

Schaffhausen, Schwabentor
Schaffhausen, Schwabentor

Städte und Gemeinden:

Der Kanton Schaffhausen besteht aus 6 Bezirken:Städte und Gemeinden:  Schaffhausen, Neuhausen am Rheinfall, Thayngen, Beringen, Stein am Rhein, Hallau, Neunkirch, Schleitheim, Wilchingen, Ramsen, Löhningen

Stein a. Rhein, Rathausplatz und Rathaus
Stein a. Rhein, Rathausplatz und Rathaus

Geschichte:

Schaffhausen, ein alter Schifferflecken, wurde im 11. Jahrhundert Eigentum des dort von den Herren von Nellenburg gestifteten Klosters Allerheiligen und mit diesem unter den Staufern reichsunmittelbar. Nach dem sich die Bürgerschaft allmählich von der Herrschaft des Abtes emanzipiert hatte, wurde die Stadt von Ludwig dem Bayern 1330 an Österreich verpfändet, erlangte jedoch 1415 infolge der Ächtung Herzog Friedrichs ihre Reichsunmittelbarkeit wieder. Bedrängt vom österreichischen Adel, schloss Schaffhausen 1454 ein 25jähriges Bündnis mit den Eidgenossen, das am 19. August 1501 in ein ewiges verwandelt wurde. Nach längerem Schwanken und heftigen Tumulten trat es 1529 zur Reformation über und erwarb teils durch Abtretung der Besitzungen von Seiten des Klosters und anderer Stifte, teils durch Kauf ein kleines Gebiet auf dem rechten Rheinufer. 1799 zwangen die Österreicher die Franzosen zum Rückzug aus Schaffhausen, wobei die letzteren die berühmte, 364 Fuß lange hölzerne Rheinbrücke verbrannten.

Schaffhausen, Oberstadt
Schaffhausen, Oberstadt

Die Mediationsakte gab dem Kanton Schaffhausen eine Repräsentativverfassung, die 1814 in aristokratischem, 1830–31 aber unter tumultartigen Bewegungen auf der Landschaft in demokratischem Sinne modifiziert wurde. 1835 wurde durch eine Verfassungsrevision das Wahlvorrecht der Stadt beinahe ganz beseitigt und 1852 Vertretung nach der Kopfzahl eingeführt. Durch das neue, am 14. Mai 1876 angenommene Grundgesetz, das fakultatives Referendum und Gesetzesinitiative auf das Verlangen von 1000 Bürgern sowie die Wahl der Regierung durch das Volk festsetzte, hat sich Schaffhausen den rein demokratischen Kantonen der Schweiz angereiht. In eidgenössischen Abstimmungen stand es fast ohne Ausnahme auf bundesfreundlicher Seite.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Ortslexikon der Schweiz“ von Henry Weber, Verlag von M. Kreutzmann, St. Gallen 1887
  • „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
  • „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
  • „Meyers Lexikon“ in 12 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig 1924
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