Oberösterreich (Erzherzogtum Österreich ob der Enns) als Kronland des österreichischen Kaiserstaates in detaillierter Übersicht, Geschichte in alten Ansichtskarten.
Landeshauptstadt Linz
Oberösterreich (Erzherzogtum Österreich ob der Enns) als Kronland des österreichischen Kaiserstaates
Oberösterreich (Osterreich ob der Enns) ist ein Erzherzogtum und österreichisches Kronland. Es grenzt im Norden an Böhmen, im Osten an Österreich unter der Enns oder Niederösterreich, durch die Enns von diesem geschieden, im Süden an Steiermark und Salzburg, im Westen an Bayern und hat ein Areal von 11.982 km² (217,6 Quadratmeilen).
Das Land wird durch die Donau in zwei Hälften geteilt. Das Land nördlich von der Donau wird von den südlichen Vorlagen des Böhmerwaldes (Linzer- und Greinerwald 1060 m) erfüllt. Das Land südlich von der Donau zerfällt in das Alpengebiet an der Südgrenze mit der Dachsteingruppe (2996 m), dem Totengebirge (Großer Priel 2514 m), der Gruppe des Großen Pyrgas (2244 m), dem Sengsengebirge (Hoher Nock 1961 m), dem Höllengebirge (1862 m), dem Traunstein (1691 m) und Schafberg (1780 m), dann das nördliche Vorland der Alpen (Hausruck 800 m, Sauwald 876 m). Das Land ist im ganzen sehr wasserreich und gehört, mit Ausnahme eines kleinen Landstriches an der böhmischen Grenze, zu dem Gebiete der Donau, die unterhalb Passau aus Bayern eintritt und rechts den Inn mit der Salzach, die Traun, die Enns mit der Steyr, links die Kleine und die Große Mühl aufnimmt.
Der in die Große Mühl mündende Schwarzenbergsche Holzschwemmkanal dient dem Holztransport aus dem Böhmerwald zur Donau. Unter den zahlreichen Alpenseen sind der Traunsee, der Hallstätter, Atter-, Mond- und Wolfgangsee als die bedeutendsten zu nennen. Die wichtigsten Kurorte sind Hall (jodhaltige Quellen), Ischl und Gmunden (Solbäder). Das Klima ist gemäßigt, infolge der höheren Berge aber etwas kälter als in Niederösterreich, so dass kein Weinbau möglich ist. Das Erzherzogtum Österreich ob der Enns erhielt seinen jetzigen Gebietsumfang durch den Teschner Frieden 1779, wenn auch 1809 – 1816 Landesteile an Bayern verloren gingen.
Wappen:
Das Landeswappen Oberösterreichs zeigt den mit dem österreichischen Erzherzogshut geschmückten Schild gespalten; rechts einen goldenen Adler in Schwarz, links von Silber und Rot dreimal gespalten.
Landesfarben:
Die Landesfarben Oberösterreichs sind Weiß und Rot.
Größe Oberösterreichs:
11.982 km² (217,6 Quadratmeilen)
Einwohner:
Die Bewohner des Landes (1890: 785.831, 1900: 810.246, auf 1 qkm 68) sind Deutsche.
- 1890: 785.831
- 1900: 810.246
- 1910: 853.006
Gewässer:
Donau, Inn, Salzach, Traun, Enns, Steyr, Große Mühl.
Bewohner:
Die Bewohner des Landes sind Deutsche.
- Deutsche 840.604 = 99,8 %
- Tschechen 1.953 = 0,2 %
Bevölkerungsdichte:
71,2 Einwohner/km² (Volkszählung von 1910)
Religion:
Die Bewohner des Landes bekennen sich im Jahr 1900, abgesehen von 18.373 Evangelischen und 1280 Juden, zur römisch-katholischen Religion. Angaben 1910:
- römisch Katholisch 817.868 = 98,1 %
- Evangelisch A.B./ H.B. 21.156 = 2,7 %
- Juden 1.215 = 0,14 %
- Altkatholische Gemeine in Ried 365 = 0,04 %
Wirtschaft:
Die Bewohner des Landes widmen sich hauptsächlich (49 %) der Land- und Forstwirtschaft, über ein Viertel derselben der Industrie. Von der Gesamtfläche des Landes sind 7,4 % unproduktiv. Auf Ackerland entfallen 35,1, % auf Wiesen und Gärten 20,5 %, auf Hutweiden und Alpen 2,5%, auf Waldungen 34 %. Der Ackerbau liefert Getreide über den Bedarf, 1904: 649.590 metrische Zentner Weizen, 1.226.531 metrische Zentner Roggen, 508.929 metrische Zentner Gerste und 907.482 metrische Zentner Hafer. Die gut arrondierten, nicht zerstückelten oberösterreichischen Bauernwirtschaften können vielfach als Musterbetriebe gelten. Bedeutend ist auch der Ertrag an Kartoffeln (1.904.395 metrische Zentner), Kleeheu (1.789.300 metrische Zentner), Grasheu (6.957.494 metrische Zentner), Raps (29.050 metrische Zentner), Flachs (35.620 metrische Zentner), Hanf (5500 metrische Zentner), Zichorie (20.023 metrische Zentner), Futterrüben (1.178.550 metrische Zentner), Kraut (723.310 metrische Zentner), Hopfen (4833 metrische Zentner) und Obst (478.547 metrische Zentner, hauptsächlich zur Bereitung von Obstwein). Auch Weberkarden werden im unteren Mühlviertel gepflanzt (67 Millionen Stück). Die Viehzucht steht wie der Ackerbau auf sehr hoher Stufe. Besonders wird die Rindviehzucht durch den sorgsamen Wiesenbau gefördert (1900: 588.569 Rinder, verhältnismäßig der größte Rindviehstand in ganz Österreich). Bedeutend ist auch die Zucht von Pferden (61.374 Stück) und Schweinen (281.507 Stück), dann die Bienen- und die künstliche Fischzucht. Aus dem Mineralreich gewinnt man hauptsächlich Kochsalz, und zwar in den großen Salzwerken zu Ebensee, Ischl und Hallstatt im Salzkammergut, die 1904: 747.357 metrische Zentner Sudsalz nebst 2651 metrische Zentner Steinsalz und 50.332 metrische Zentner Industriesalz lieferten, dann Braunkohlen (4,1 Millionen metrische Zentner, bei Wolfsegg) und Steine.
Erwähnenswert sind die Gipsbrüche bei Ischl und Goisern, die Mühlsteinbrüche in Perg, die Schleifsteinbrüche in der Gosau, die Granitbrüche bei Mauthausen, die Wien mit Pflastersteinen versehen. 1902 bestanden in Oberösterreich 28.637 Erzeugungsgewerbe mit 104.546 tätigen Personen, darunter 3456 Motorenbetriebe mit 62.249 Pferdestärken. Die wichtigsten Industriezweige sind die Erzeugung von Metallen und Metallwaren, insbes. Sensen, Sicheln, Messern, Schneidewaren und Waffen; die Maschinenfabrikation, einschließlich des Schiffbaues; die Industrie in Steinen, Erden und Glas; die Textilindustrie, hauptsächlich Baumwollspinnerei und -Weberei; die Papierindustrie; die Industrie in Nahrungs- und Genussmitteln etc. Oberösterreich treibt sowohl mit Natur-als Industrieprodukten lebhaften Handel. Hauptgegenstände der Ausfuhr sind: Kochsalz, Steine, Brenn- und Bauholz (auf der Donau bis Wien), Holz- und Eisenwaren. Förderungsmittel des Handels sind 8660 km Landstraßen, 618 km Wasserstraßen, wovon 161 von Dampfschiffen befahren werden, und 961 km Eisenbahnen.
Für die geistige Kultur sorgen 2 theologische Lehranstalten, 7 Gymnasien, 2 Realschulen, eine Lehrerbildungsanstalt, 2 Lehrerinnenbildungsanstalten, eine Handelsakademie, 8 andere Handelsschulen, 3 gewerbliche Fach- und 9 Fortbildungsschulen, eine allgemeine Handwerkerschule, 2 landwirtschaftliche Schulen, eine Hebammenschule etc., endlich 575 Volks- und Bürgerschulen, die von 99,2 % der schulpflichtigen Kinder besucht werden.
Politische Verwaltung und Einteilung Oberösterreichs:
An der Spitze der Landesbehörden steht der oberösterreichische Landtag, der in Linz a. D. seinen Sitz hat. Der Landtag ist hier, wie in allen Kronländern, , einerseits gesetzgebender Körper für Landesangelegenheiten , anderseits das Organ der Selbstverwaltung. Zur Führung der Geschäfte wählt der Landtag den so genannten Landesausschuss, der in Oberösterreich aus 6 Mitgliedern besteht. Den Vorsitz im Landtage führt der vom Kaiser aus der Reihe der Mitglieder ernannte Landeshauptmann. Zur Durchführung der Verwaltung stehen dem Landesausschuss eine Anzahl von Landesämtern mit Beamten zur Verfügung. Die Wahlen der Landtagsabgeordneten, die für eine sechsjährige Legislaturperiode gewählt werden, erfolgt nah dem Kuriensystem. Und zwar gibt es 5 Wahlkurien:
- die Großgrundbesitzerkurie
- die Städtekurie
- die Handels- und Gewerbekammer
- die Landesgemeinden
- die Allgemeine Kurie, in der auf Grund des allgemeinen Wahlrechts gewählt wird.
Die 52 Mandate verteilen sich in folgender Weise:
- 10 Großgrundbesitz
- 15 Städte
- 12 Landesgemeinden
- 3 Handels- und Gewerbekammer
- 1 Virilistenstimme für den Bischof von Linz
An der Spitze der staatlichen Verwaltung steht die k.k. Statthalterei mit dem Statthalter. Die politische Einteilung des Landes umfasst 2 Städte mit einem Statut, die im so genannten übertragenen Wirkungskreise durch autonome Beamte auch staatliche Funktionen ausüben. Dies sind die Landeshauptstadt Linz a. D. und die zweitgrößte Stadt des Landes Steyr. Das übrige Landesgebiet gliedert sich in 14 politische Bezirke (Landeshauptmannschaften), an deren Spitze je ein Bezirkshauptmann steht.
Stadt mit eigenem Statut | Gerichts und Steuerbezirke | Fläche in qkm | Einwohnerzahl | Dichte |
---|---|---|---|---|
Stadt Linz a. D. | Stadt Linz a. D. | 18 | 67817 | 3768 |
Stadt Steyr | Stadt Steyr | 4 | 17442 | 4361 |
Braunau am Inn | Braunau a. I., Mattighofen, Mauerkirchen, Wildhut | 1043 | 61256 | 59 |
Eferding | Eferding, Weizenkirchen | 369 | 28699 | 78 |
Freistadt O.-Ö. | Freistadt, Prädarten, Unterweißenbach | 996 | 49648 | 50 |
Gmunden | Bad Ischl, Gmunden | 1441 | 65987 | 47 |
Kirchdorf | Grünburg, Kirchdorf, Windischgarsten | 1179 | 35291 | 30 |
Linz (Land) | Enns, Linz (Land), Neuhofen, St. Florian | 531 | 55068 | 104 |
Perg | Grein, Mauthausen, Perg | 612 | 43523 | 71 |
Ried | Haag, Obernberg, Ried | 745 | 60847 | 82 |
Rohrbach | Aigen, Haslach, Lembach, Neufelden, Rohrbach | 828 | 51853 | 63 |
Schärding | Engelhardszell, Peurach, Raab, Schärding | 755 | 56292 | 75 |
Steyr (Land) | Kremsmünster, Steyr (Land), Weyer | 1117 | 56410 | 51 |
Urfahr | Leonfelden, Ottensheim, Urfahr | 678 | 59835 | 88 |
Vöcklabruck | Frankenmarkt, Mondsee, Schwanenstadt, Vöcklabruck | 1105 | 73536 | 67 |
Wels | Grieskirchen, Lambach, Wels | 591 | 69475 | 118 |
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
- „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
- „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
- „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
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