Oberehnheim im Reichsland Elsaß-Lothringen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Oberehnheim 3933 Einwohner – 1905 (Städte im Kaiserreich)
Oberehnheim im Reichsland Elsaß-Lothringen
Oberehnheim (franz. Obernai) ist eine Kantonshauptstadt im Reichsland Elsass-Lothringen, Bezirk Unterelsaß, Kreis Erstein.
Oberehnheim liegt an der Ehn und der Eisenbahnlinie Schlettstadt–Zabern. Oberehnheim hat eine evangelische und 2 katholische Kirchen, Synagoge, Progymnasium, Schullehrerseminar, Amtsgericht, Oberförsterei, bedeutende Baumwollmanufaktur, Fabrikation von Teppichen, Tisch- und Bettdecken, Kochherden, Möbeln, Kisten und Fässern, ein Dampfsägewerk, Obst- und Weinbau. Im Jahr 1905 leben in Oberehnheim 3933 meist katholische Einwohner.
Oberehnheim wird zuerst 1196 urkundlich erwähnt, gehörte den Hohenstaufen, wurde nach deren Aussterben vom Bischof von Straßburg besetzt, aber durch Kaiser Ludwig den Bayer 1330 zur Reichsstadt erhoben; es verteidigte sich 1444 tapfer gegen die Armagnaken und vertrieb 1598 die Protestanten. Im Westfälischen Frieden kam die Landvogtei über die Stadt an Frankreich, das sie 1679 gewaltsam in Besitz nahm. 1871 kehrte Oberehnheim mit Elsass-Lothringen zurück nach Deutschland.
Als Elsaß im Vertrag von Mersen 870 dem ostfränkischen Reich zufiel, wurde es dem Herzogtum Schwaben zugeteilt, dessen Herzöge bis zum Erlöschen des staufischen Hauses 1268 auch den Titel eines Herzogs von Elsaß führten. Schon im 12. Jahrhundert begann das Land zwischen Wasgau und Rhein in eine große Zahl selbständiger reichsunmittelbarer Herrschaften und Städte zu zerfallen; als Vertreter der Reichsgewalt waren Landgrafen und Reichsvögte bestellt. Die Landgrafschaft im oberen Elsaß (Sundgau) besaßen seit dem 13. Jahrhundert die Grafen von Habsburg, im untern Elsaß (Nordgau) die Grafen von Öttingen.
Die Landgrafschaft verlor im 14. Jahrhundert ihre Bedeutung, und die damit verbundenen Güter und Rechte wurden an das Bistum Straßburg verkauft. Einen größeren Einfluss behaupteten die Reichsvögte, deren Amt auch meist im Besitz der Habsburger war. Solange die Reichsgewalt im Elsaß mächtig war, begünstigte sie die Reichsstädte, außer Straßburg gab es zehn: Hagenau, Colmar, Schlettstadt, Weißenburg, Oberehnheim, Rosheim, Mülhausen, Kaysersberg, Türkheim und Münster.
Oberehnheim, französisch Obernai, ist heute eine Stadt in Frankreich, Region Grand Est, mit rund 12.000 Einwohnern (2019).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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