Marienburg (Westpr.), Westseite Marienburg

Marienburg (Westpreußen)

Marienburg in Westpreußen im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Marienburg 14.019 Einwohner – 1905 (Städte im Kaiserreich)

Marienburg, Die Marienburg von Westen
Marienburg, Die Marienburg von Westen

Neben der Stadt Marienburg in Westpreußen existieren im Deutschen Reich (Kaiserreich) und Ungarn:

  1. Marienburg, ein Schloss im Königreich Preußen, Provinz Hannover, Regierungsbezirk Hannover, Kreis Springe, in schöner Lage auf dem Schulenberg, an der Leine und unweit des Bahnhofs Nordstemmen (an der Staatsbahnlinie Hannover-Kassel), wurde von Hase und Oppler im mittelalterlichen Stil erbaut (Eddafries von Wilh. Engelhard) und gehört der verwitweten Königin Marie von Hannover.
  2. Marienburg, ein Schloss im Königreich Preußen, Provinz Hannover, Regierungsbezirk Hildesheim, 4 km südöstlich von Hildesheim, nach dem der Kreis Marienburg benannt ist. Marienburg ist Güterhaltestelle an der Staatsbahnlinie Hildesheim-Grauhof.
  3. Marienburg, eine Ruine eines 1515 aufgehobenen, in eine Burg verwandelten Augustinerklosters auf einem Bergrücken, um den die Mosel eine große Schlinge bildet, bei Zell an der Mosel ( Königreich Preußen, Provinz Rheinland, Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Kreuznach), einer der schönsten Punkte des Moseltals. In der Ruine befindet sich eine Wallfahrtskirche und ein Gasthaus.
  4. Marienburg (ungarisch Földvár, spricht földwār) Großgemeinde im Königreich Ungarn, Komitat Kronstadt (Siebenbürgen), an der Mündung des Burzenbaches in die Aluta und der Staatsbahnlinie Klausenburg-Tövis-Kronstadt, mit Ruinen einer 1222 erbauten Felsenfeste der Deutschen Ritter, denen im 13. Jahrhundert das Burzenland gehörte, einer Ackerbauschule und im Jahr 1901 = 2527 meist rumänischen und deutschen (griechisch-orientalischen und evangelischen) Einwohnern. In der Nähe der Badeort Elöpatak.

Marienburg in Westpreußen im Königreich Preußen

Marienburg ist eine Kreisstadt im Königreich Preußen, Provinz Westpreußen, Regierungsbezirk Danzig.

Landkarte Westpreussen
Landkarte Westpreussen

Marienburg liegt in fruchtbarer Gegend an der Nogat, über die hier eine eiserne Gitterbrücke auf betürmten Pfeilern, eine neue eiserne Eisenbahnbogenbrücke und eine Pontonbrücke führen, im Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Schneidemühl-Güldenboden, Kulmsee-Marienburg, Marienburg-Mlawa u. a. und 15 Meter über dem Meer. Sehenswert ist der Markt, dessen Häuser an ihren Giebelfassaden mit bedeckten Gängen (Lauben) versehen sind.

Marienburg, Hohe Lauben und Rathaus
Marienburg, Hohe Lauben und Rathaus

Am Markt steht auch das Rathaus, ein Bau aus dem 15. Jahrhundert. Gottesdienstlichen Zwecken dienen eine evangelische und eine katholische Kirche sowie eine Synagoge. Marienburg besitzt ein Denkmal Friedrichs des Großen und ein Blumedenkmal. Ein ganz besonderes Interesse gewährt das Schloss Marienburg. Im Jahr 1900 leben in Marienburg 10.735 Einwohner, der Großteil sind Evangelische, 4030 sind Katholiken und 145 Juden.

Marienburg, Wpr., Die Marienburg von Süd-Osten
Marienburg, Wpr., Die Marienburg von Süd-Osten

Die Industrie beschränkt sich auf Maschinen-, Tonwaren- und Wattefabrikation, Müllerei und Ziegelbrennerei, der Handel, unterstützt durch eine Nebenstelle der Reichsbank, auf Getreide, Holz und Leinwand. Marienburg hat ein Amtsgericht, Gymnasium, Landwirtschaftsschule, Schullehrerseminar und eine Taubstummenanstalt. Zur Stadt Marienburg gehört die Vorstadt Kalthof, westlich von der Nogat.

Marienburg Geschichte

Marienburg Wappen
Marienburg Wappen

Das Schloss Marienburg wurde im 8. Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts durch den Deutschen Ritterorden gründet. 1280 wurde der Massivbau begonnen.

Marienburg, Wpr., Denkmal Friedrichs des Großen
Marienburg, Wpr., Denkmal Friedrichs des Großen

Die Burg war der Sitz eines Konvents von zwölf Ritterbrüdern und bildete als Bollwerk einen Stützpunkt für die damals wichtigste Straße des Landes, den Wasserweg ThornKönigsberg auf Weichsel, Nogat und dem Frischen Haff. Politisch war das Schloss der Sitz der Verwaltung für den Komtureibezirk Marienburg, der auch das fruchtbare Mündungsgebiet der Weichsel, das große Marienburger Werder, umfasste. 1309 machte der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen das Schloss zum Ordenshaupthaus, wodurch ein über 50 Jahre dauernder Umbau und zugleich eine Erweiterung des Schlosses nötig wurden. Die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts bedeutet für das Schloss die Zeit des höchsten Glanzes, denn die Landesregierung hatte hier ihren Sitz und auch der mit fürstlicher Würde bekleidete Hochmeister residierte hier.

Marienburg Wpr., Kaserne 152

1410 wurde die Marienburg mannhaft und erfolgreich durch den Komtur von Schwetz, Heinrich Vogt von Plauen, verteidigt, aber seit Beginn des 13jährigen Krieges mit Polen (1454) belagert und gelangte 1457 in den Besitz des polnischen Königs, dem die Söldner des Ordens das Schloss verkauften. Die Stadt Marienburg ergab sich den Polen erst nach dreijähriger rühmlicher Verteidigung 1460; ihr Bürgermeister Bartholomäus Blume und zwei Ratsherren wurden hingerichtet. Durch den zweiten Thorner Frieden 1466 gelangte Westpreußen dauernd in den Besitz der Krone Polen und die Könige hielten im Schloss Marienburg bis ins 18. Jahrhundert oft Hof.

Marienburg, Wpr., Eingang zur Hochmeistergruft
Marienburg, Wpr., Eingang zur Hochmeistergruft

Das Mittelschloss wurde Sitz der Verwaltungs- und Gerichtsbehörden, und die Marienkirche, zunächst königliche Schlosskapelle, wurde im 17. Jahrhundert den Jesuiten eingeräumt. Die äußern Schicksale des Landes während der mehr als 300jährigen polnischen Herrschaft trafen auch das Schloss, das 1626 und 1656 durch einen äußeren Wall und Graben mit bastionären Werken verstärkt wurde und ein für Verteidiger und Angreifer strategisch gleich wichtiger Platz blieb. Während der beiden schwedischen Erbfolgekriege und im Nordischen Kriege fiel die Marienburg jedes Mal für mehrere Jahre in schwedischen Besitz.

Marienburg, Wpr., Die Marienburg von Westen
Marienburg, Wpr., Die Marienburg von Westen

Am 14. September 1772 wurde Marienburg von den Truppen Friedrichs des Großen besetzt und wieder mit Preußen vereinigt; im großen Remter des Schlosses huldigten am 27. September die westpreußischen Stände der Krone Preußen . Das Schloss blieb nun nur Sitz der örtlichen Verwaltungsbehörden und die leerstehenden Teile des Hoch- und Mittelschlosses wurden zu einer Kaserne umgebaut. Für monumentale Zwecke kaum noch brauchbar, wurde es dann 1799–1803 zum Proviantmagazin eingerichtet; bei diesem Umbau sind wertvolle Teile abgerissen worden und denen, die noch standen, drohte das gleiche Geschick.

Marienburg, Die Marienburg mit Schiffsbrücke
Marienburg, Die Marienburg mit Schiffsbrücke

Da machte 1803 ein Zeitungsartikel des damals 19jährigen Max von Schenkendorf auf den hohen geschichtlichen und künstlerischen Wert des Schlosses aufmerksam und schon im nächsten Jahre wurde die Erhaltung des Schlosses von den Behörden verfügt und seine Instandsetzung eingeleitet. Doch erst 1817–31 erfolgte die planmäßige Wiederherstellung durch den Oberpräsidenten von Schön, aber es kam damals nur zu der Wiederherstellung des Hochmeisterpalastes und der Marienkirche durch A. Gersdorff. Erst in jüngster Zeit veranlasste das allseitig dem Schloss entgegengebrachte Interesse eine durchgreifende und archäologisch getreue Wiederherstellung, die 1882 unter Leitung Steinbrechts begann und noch nicht zum Abschluss gelangt ist.

Marienburg, Wpr., Eingang zur Marienburg
Marienburg, Wpr., Eingang zur Marienburg

Die gesamte Anlage gliedert sich in drei von gemeinsamen Mauern und Gräben umgebene Teile:

  1. Das Hochschloss war der Sitz des Konvents und enthält die Schlosskirche St. Marien, die hochmeisterliche Gruftkapelle zu St. Anna, den Kapitelsaal, ferner die Wohn- und Schlafräume der Ordensbrüder, die Küchen- und Wirtschaftsräume des Konvents und die Magazinräume für die Kriegsausrüstung.
  2. Das Mittelschloss enthält den Palast des Hochmeisters, in der die drei alten Remter (der große, der Sommer- und der Winterremter) von besonderem Interesse sind; außerdem befanden sich im Mittelschloss die Gastkammern für auswärtige Ordensbrüder und die Infirmerie für die siechen Brüder.
  3. In der Vorburg waren die Ställe, Scheunen und Kornspeicher, die Brauerei, sämtliche Werkstätten und Bauhöfe, die jetzt zum größten Teil verschwunden sind; erhalten und auch wiederhergestellt sind nur der Karwan (das Zeughaus für das Belagerungsgerät) und die Lorenzkapelle.
Marienburg, Wpr., Nogatbrücke mit Buttermilchsturm
Marienburg, Wpr., Nogatbrücke mit Buttermilchsturm

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) bestimmte der Versailler Vertrag 1919 eine Volksabstimmung in kleinen Gebieten Westpreußens. Am 11. Juli 1920 stimmte die Bevölkerung im Kreis Marienburg mit über 98,9 % für den Verbleib bei Deutschland und gegen den Anschluss an Polen. Daraufhin kam der Osten der Provinz Westpreußen als Regierungsbezirk Westpreußen mit Sitz in Marienwerder zur Provinz Ostpreußen. Die Stadt Marienburg gehört so von 1920 bis 1945 zu Ostpreußen. Ende des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) wurde das Umland von Marienburg im Januar 1945 von der Roten Armee erobert.

Hindenburg vor der Marienburg am 23. August 1914
Hindenburg vor der Marienburg am 23. August 1914

Die erbitterten Kämpfe um die Stadt dauerten bis zum 9. März 1945. Es kam zu schweren Verbrechen an der Zivilbevölkerung, Plünderungen und Brandstiftungen, der die Altstadt zum Opfer fiel. Die Bevölkerung wurde, soweit nicht vorher evakuiert, ermordet, verschleppt bzw. vertrieben. Marienburg wurde unter polnische Verwaltung gestellt, die Polen nennen die Stadt nun Malbork. Im Jahr 2008 fand man in der Nähe der Stadt ein Massengrab von ca. 2000 deutschen Zivilisten. Etwa 100 Schädel weisen Einschusslöcher auf, was auf eine Exekution hindeutet. (siehe sueddeutsche.de vom 13.01.2009: „Massengrab in Marienburg. Die Leichen als Deutsche identifiziert„).

Malbork, deutsch Marienburg, ist heute eine Stadt in Polen, Woiwodschaft Pommern, mit rund 38.000 Einwohnern (2020).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
  • „Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948: Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit“ von Heinz Nawratil, Universitas 2007
Reichsadler 1889-1918

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