Elbing, Rathaus

Elbing

Elbing in Westpreußen im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Elbing 55.657 Einwohner – 1905 = 75. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Elbing, Alter Markt
Elbing, Alter Markt

Elbing in Westpreußen im Königreich Preußen

Elbing ist eine Stadt (Stadtkreis) im Königreich Preußen, Provinz Westpreußen, Regierungsbezirk Danzig, am gleichnamigen Fluss, 8 km von dessen Mündung in das Frische Haff, am Rande der Elbinger Höhe und 7 Meter über dem Meer.

Landkarte Westpreussen
Landkarte Westpreussen

Elbing besteht aus der Altstadt, Neustadt, der Speicherinsel und drei inneren und elf äußern Vorstädten. Unter den kirchlichen Gebäuden (7 evangelische und eine katholische Kirche, 4 Bethäuser verschiedener Sekten und eine Synagoge) sind besonders bemerkenswert die evangelische Marien-, die St. Annen- und die Heilige Dreikönigenkirche sowie die katholische Nikolaikirche, unter den weltlichen Gebäuden das neue Rathaus.

Elbing, Rathaus
Elbing, Rathaus

An Denkmälern besitzt die Stadt Elbing ein Kriegerdenkmal und ein Denkmal von Ferdinand Schichau (* 30.01.1814 – † 23.01.1896), dem Gründer der 1872 errichteten Elbinger Schichau-Werft. Im Jahr 1900 leben in Elbing 52.518 Einwohner, der Großteil sind Evangelische, 10.235 Katholiken und 415 Juden. Die Industrie ist bedeutend. Die dort befindliche Schichauer Schiffswerft, Lokomotiven- und Maschinenfabrik beschäftigte 1902: 3419 Arbeiter und lieferte 1901: 74 Lokomotiven, 12 Schiffs- und 30 stationäre Dampfmaschinen, 8 Torpedoboote, 2 Torpedojäger, 2 Schraubendampfer etc.

Elbing, Schichauwerft
Elbing, Schichauwerft

Ferner hat Elbing bedeutende Eisengießerei, Maschinen-, Zigarren-, Kunststein-, Lackier- und Metallwarenfabrikation, ein Messingwerk, Flachs- und Hanfgarnspinnerei und Bindfadenfabrikation, Leinenindustrie, eine Orgelbauanstalt, Bierbrauerei, Molkerei, eine Dampfschneidemühle, Ziegelbrennerei etc. Der Handel, unterstützt durch eine Korporation der Kaufmannschaft, eine Reichsbankstelle (Umsatz 1902: 299,9 Millionen Mark) und andere öffentliche Bankinstitute, ist bedeutend in Landesprodukten, Vieh, Flößholz etc., auch hat die Stadt Ausfuhr in Neunaugen.

Elbing, Friedrich-Wilhelm-Platz mit Postamt
Elbing, Friedrich-Wilhelm-Platz mit Postamt

Elbing ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Schneidemühl-Güldenboden und Elbing-Hohenstein in Ostpreußen sowie der Haffuferbahn Elbing-Braunsberg und hat Dampferverbindung mit Danzig und Königsberg. Die Reederei zählte 1901 = 18 Dampfschiffe. 1901 kamen im dortigen Hafen an: 104 Seeschiffe zu 21.168 Registertonnen; es gingen ab: 101 Schiffe zu 20.688 Registertonnen. Der Binnenverkehr vollzieht sich auf dem Elbing-Oberländischen Kanal. Eine elektrische Bahn vermittelt den Verkehr in der Stadt und mit den Orten der nächsten Umgebung.

Elbing, Alter Markt
Elbing, Alter Markt

An Bildungsanstalten besitzt Elbing ein Gymnasium, eine Oberrealschule, eine Stadtbibliothek mit ca. 28.000 Bänden, ein Altertumskabinett etc. Von Behörden haben in Elbing ihren Sitz ein Landgericht, ein Hauptsteueramt und das Landratsamt des Landkreises Elbing. Die städtischen Behörden zählen 15 Magistratsmitglieder und 60 Stadtverordnete. Anziehend sind die Umgebungen der Stadt, das romantische Vogelsang, die Waldpartien bei Panklau und dem kaiserlichen Schloss Candienen (Kadienen) mit ihren großartigen Aussichten und das Seebad Kahlberg auf der Frischen Nehrung.

Elbing, Friedrichstraße
Elbing, Friedrichstraße

Zum Landgerichtsbezirk Elbing gehören die acht Amtsgerichte zu Christburg, Deutsch-Eylau, Elbing, Marienburg, Riesenburg, Rosenberg, Stuhm und Tiegenhof.

Elbing Geschichte

Elbing Wappen
Elbing Wappen

Elbing entstand aus Ansiedelungen, namentlich von Lübecker und Bremer Kolonisten, um die 1237 von dem Deutschen Orden dort angelegte Burg. Die Stadt erlangte 1246 lübisches Recht, wurde frühzeitig in die deutsche Hanse aufgenommen, ging aber in ihrem Wohlstand sehr zurück, als sie sich 1454 vom Deutschen Orden losriss und unter polnischen Schutz stellte.

Elbing, Friedrich Wilhelm-Platz
Elbing, Friedrich Wilhelm-Platz

König Kasimir von Polen machte Elbing 1454 zum Sitz einer Woiwodschaft. 1558 wurde den Protestanten die freie Religionsausübung gestattet.  Im Vertrag zu Elbing vom 10. September 1656 wurde Danzig von Holland und dem Großen Kurfürsten für neutral erklärt. 1698 nahm der Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg Elbing, weil König Kasimir von Polen es 1657 um 400.000 Taler an dessen Vater verpfändet hatte, gab es aber, nachdem er 1700 durch Verpfändung der polnischen Reichskleinodien gesichert war, an Polen zurück.

Elbing, Am Wasser, Leegebrücke
Elbing, Am Wasser, Leegebrücke

Als jedoch die auf 300.000 Taler herabgesetzte Pfandsumme von Polen nicht bezahlt wurde, setzte sich Friedrich 1703 wieder in den Besitz des Elbinger Stadtgebiets. Damals wurde Elbing von Karl XII. von Schweden überfallen und gebrandschatzt, 1710 von den Russen erobert und kam danach wieder an Polen. Ganz herabgekommen, erholte sich die Stadt erst wieder, als sie 1772 bei der ersten Teilung Polens an Preußen kam.

Elbing, Fischmarkt
Elbing, Fischmarkt

Elbing als Stadt in Ostpreußen 1920 – 1939

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) bestimmte der Versailler Vertrag 1919 die Abtretung der Provinzen Posen und Westpreußen an Polen. Nur kleine Teile der Provinzen verblieben bei Deutschland. Diese wurde als Grenzmark Posen-Westpreußen zusammengefasst und Schneidemühl die neue Provinzhauptstadt. Die Stadt Elbing blieb bei Deutschland und wurde als Teil des 1920 neu gebildeten Regierungsbezirks Westpreußen der Provinz Ostpreußen angegliedert. Nach der Niederlage Polens 1939 wurde Elbing Teils des Reichsgaues Danzig-Westpreußen.

Elbing, Moltkestraße mit Ober-Realschule
Elbing, Moltkestraße mit Ober-Realschule

Ende des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945), am 23. Januar 1945 begann die Belagerung der Stadt durch die Rote Armee. Während der Verteidigung Elbings starben neben vielen Zivilisten rund 5000 deutsche Soldaten. Am 10. Februar 1945 drang die Rote Armee in Elbing ein, das nun zu 60 Prozent zerstört war. Elbing wurde unter polnische Verwaltung gestellt und die Bevölkerung vertrieben. Die Polen nennen die Stadt nun Elbląg.

Elbląg, deutsch Elbing, ist heute eine kreisfreie Stadt in Polen, Woiwodschaft Ermland-Masuren, mit rund 120.000 Einwohnern (2020).

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Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
  • „Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948: Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit“ von Heinz Nawratil, Universitas 2007
Reichsadler 1889-1918

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