Wittenberg, Schloss-Straße

Wittenberg

Wittenberg im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Wittenberg 20.260 Einwohner – 1905 = 217. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Wittenberg, Rathaus - Marktplatz - Stadtkirche
Wittenberg, Rathaus – Marktplatz – Stadtkirche

Neben der Stadt Wittenberg im Bezirk Halle existieren im Deutschen Reich (Kaiserreich):

  1. Wittenberg (Ostpr.) im Königreich Preußen, Provinz Ostpreußen, Kreis Preußisch-Eylau mit 1905 = 494 Einwohnern.
  2. Wittenberg (Pom.) im Königreich Preußen, Provinz Pommern, Kreis Lauenburg i. P. mit 1905 = 189 Einwohnern.
  3. Wittenberg (SchleswigH.) im Königreich Preußen, Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Plön mit 1905 = 144 Einwohnern.
  4. Wittenberg (Westpr.) auch Großwittenberg im Königreich Preußen, Provinz Westpreußen, Kreis Deutsch-Krone mit 1905 = 349 Einwohnern.
  5. Wittenberg (Württ.) im Königreich Württemberg.

Wittenberg in der Provinz Sachsen im Königreich Preußen

Wittenberg (Bz. Halle) ist eine Kreisstadt im Königreich Preußen, Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Merseburg, Bezirk Halle, liegt an der Elbe und 72 Meter über dem Meer.

Wittenberg Stadtplan 1910 (Wagner & Debes Leipzig)
Wittenberg Stadtplan 1910 (Wagner & Debes Leipzig)

Bis 1873 war die Stadt Wittenberg eine Festung. Wittenberg hat 3 Vorstädte, eine katholische Kirche und 2 evangelische Kirchen.

Landkarte Provinz Sachsen, Anhalt
Landkarte Provinz Sachsen, Anhalt

Die evangelische Stadtkirche, mit dem berühmten Lukas Cranachschen Gemälde „Abendmahl, Taufe und Beichte“, und die 1490–99 von Friedrich dem Weisen erbaute, 1892 renovierte Schloss- oder Universitätskirche, an der Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Sätze anschlug, die seit 1858 auf Metalltüren in Bronze eingraviert sind, mit zwei Bronzewerken Peter Vischers, den Grabstätten Luthers, Melanchthons, Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen).

Wittenberg, Totalansicht
Wittenberg, Totalansicht

Wittenberg ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Vertin-Weißenfels und Falkenberg-Roßlau. Des weiteren erwähnenswert sind das Rathaus; das frühere Augustinerkloster mit der Zelle Luthers; das sogenannte Lutherhaus mit der 1883 ein geweihten Lutherhalle (mit einer Sammlung wertvoller Erinnerungszeichen an Luther und andere Reformatoren und Cranachs bildlicher Darstellung der Zehn Gebote); die durch Gedenktafeln bezeichneten früheren Wohnhäuser Melanchthons und Lukas Cranachs, letzteres jetzt Apotheke.

Wittenberg, Lutherhaus
Wittenberg, Lutherhaus

Auf dem Markt von Wittenberg steht das Standbild Luthers (von Schadow, seit 1822) und daneben das Melanchthons (von Drake, seit 1866). Außerdem hat die Stadt Denkmäler des Kaisers Friedrich III. und des Reformators Bugenhagen. Die ehemaligen Festungswerke sind abgetragen und in Anlagen umgewandelt worden. Vor dem Elstertor ist die Stelle, auf der Luther am 10. Dezember 1520 die päpstliche Bulle verbrannte, durch eine Eiche gekennzeichnet.

Wittenberg, Schloss-Straße
Wittenberg, Schloss-Straße

Im Jahr 1905 leben in Wittenberg mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 20 und eine reitende Abteilung Feldartillerie Nr. 74) 20.260 Einwohner, der Großteil sind Evangelische, 860 Katholiken und 70 Juden. Die Industrie beschränkt sich auf Eisengießerei, Maschinen-, Tonwaren-, Seifenpulver-, Sprit- und Malzfabrikation, Fabrikation ätherischer Öle, Ziegelbrennerei. Dampfmüllerei, Bierbrauerei, Gemüsebau und Blumenzucht, besonders sehr bedeutende Anzucht von Maiblumenkeimen.

Wittenberg vom Turme der Marktkirche gesehen
Wittenberg vom Turme der Marktkirche gesehen

Dem Verkehr dient ein Hafen und eine Pferdebahn. Wittenberg hat ein Gymnasium, ein Predigerseminar, ein Knabenrettungshaus und ein Lehrlingsheim und ist Sitz eines Amtsgerichts, eines Hauptsteueramts und einer Reichsbanknebenstelle.

Wittenberg, Stadtwappen
Wittenberg, Stadtwappen

Wittenberg zuerst 1180 erwähnt, wurde unter Albrecht I. Residenz der Herzoge von Sachsen und blieb es für die Linie Sachsen-Wittenberg; 1423 kam es mit Kursachsen an das Hans Wettin. Die 1502 von Friedrich dem Weisen errichtete, rasch aufblühende Universität wurde seit Luthers Auftreten für lange Zeit der Hauptsitz der Reformationsbewegung und nach Luthers Tod gegenüber dem orthodoxen Jena unter Melanchthons Einfluss Vertreterin jener mildern Auffassung, die in der Abendmahlslehre schon in der Wittenberger Konkordienformel vom Mai 1536 zutage getreten war.

Wittenberg, Thesen Luthers an der Schlosskirche zu Wittenberg
Wittenberg, Thesen Luthers an der Schlosskirche zu Wittenberg

In der Wittenberger Kapitulation (18. Mai 1547) trat Kurfürst Johann Friedrich sein Land nebst der Kurwürde an Herzog Moritz ab, und seitdem verlor Wittenberg an Bedeutung. Im Siebenjährigen Kriege wurde Wittenberg von den Preußen besetzt, im Oktober 1760 durch die Österreicher und die Reichsarmee bombardiert und kapitulierte. 1806 besetzten die Franzosen Wittenberg; die noch vorhandenen Werke wurden in Verteidigungszustand gesetzt.

Wittenberg, Luthers Lehrstuhl
Wittenberg, Luthers Lehrstuhl

Nach der Schlacht bei Dennewitz vom Bülowschen Korps eingeschlossen, wurde Wittenberg seit 28. Dezember 1813 durch Tauentzien, der den Ehrennamen von Wittenberg erhielt, belagert und am 13. Januar 1814 erstürmt. Die Universität wurde 12. April 1815 mit der in Halle vereinigt und dorthin verlegt. 1873 wurde die Festung geschlossen.

Lutherstadt Wittenberg ist heute eine Stadt im Osten von Sachsen-Anhalt, Sitz des Landkreises Wittenberg, mit rund 45.000 Einwohnern (2021).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Reichsadler 1889-1918

Ähnliche Beiträge

Vorherige SeiteNächste Seite
WernigerodeZeitz

Kommentar verfassen