S.M.S. Wolf (1878), Kanonenboot der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. Wolf (1878) – Angaben
Name: | Wolf |
Namensherkunft: | Wolf, Raubtier |
Stapellauf: | 21.03.1878 in Wilhelmshaven (Kaiserliche Werft Wilhelmshaven) |
Schwesterschiff: | S.M.S. Iltis (1878), S.M.S. Hyäne (1878), S.M.S. Wolf (1878) |
Besatzung: | 80 – 85 Mann |
Maße: | Länge 47 m, Breite 7,70 m, Tiefgang 3,5 m |
Wasserverdrängung: | 412 Tonnen |
Maximale Geschwindigkeit: | 9 kn |
Bewaffnung: | 2 Kanonen Kaliber 12,5 cm, 2 Kanonen Kaliber 8,7 cm |
Ende: | Am 03.02.1906 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen, danach Reparaturschiff in Danzig, 1919 abgewrackt. |
S.M.S. Wolf (1878) – Geschichte
Das Kanonenboot I. Klasse lief am 21. März 1878 in Wilhelmshaven (Kaiserliche Werft) vom Stapel, die Schiffstaufe vollzog der Chef der Marinestation der Nordsee, Konteradmiral Klatt. Um deutsche Firmenniederlassungen entlang der chinesischen Küsten besser vor Piratenangriffen zu schützen, begann die Reichsregierung bereits 1871 kleinere, aber hochseetüchtige Kriegsschiffe in den ostasiatischen Gewässern zu stationieren. Nach der Indienststellung verließ S.M.S. Wolf am 26. Oktober 1878 Wilhelmshaven und erreichte am 2. Februar 1879 Singapore.
Dem neu gebildeten Ostasiatischen Kreuzergeschwader mit dem Flaggschiff S.M.S. Stosch wurde S.M.S. Wolf im Januar 1881 unterstellt. Während der Unterzeichnung des deutsch-koreanischen Handelsvertrages lag das Kanonenboot zusammen mit dem Flaggschiff vom 16. Juni bis 10. Juli 1882 vor Tschemulpo (auch Chemulpo, heutiges Incheon). 1883 besuchte das Geschwader den Sulu-Archipel, den Winter 1883/84 ankerte S.M.S. Wolf vor Kanton. Am 11. April 1884 löste S.M.S. Nautilus das Kanonenboot zur Heimreise ab. Nach einem Zwischenstopp in Kapstadt, traf S.M.S. Wolf Anfang August 1884 mit S.M.S. Leipzig und S.M.S. Elisabeth vor der Küste Südwestafrikas. Am 12. August 1884 ging ein Landungskorps an Land und hisste feierlich die Reichsflagge zum Zeichen der Besitzergreifung des Landes, es war die Geburtsstunde von Deutsch-Südwestafrika.
Am 19. Oktober 1884 erreichte S.M.S. Wolf den Heimathafen Wilhelmshaven und dort außer Dienst gestellt. Bei der anschließenden Grundreparatur wurden die Takelage, Maschine und Bewaffnung modernisiert. Am 18. April 1886 verließ das Kanonenboot Wilhelmshaven und erreichte über Singapore am 21. Juli 1886 Hongkong; dort traf es sich mit S.M.S. Bismarck, S.M.S. Olga und S.M.S. Nautilus vom Kreuzergeschwader. Den Winter 1886/87 verbrachte S.M.S. Wolf in Kanton. In den Jahren 1887/88 verursachte die in Ostasien grassierende Cholera auch unter den Besatzungsmitgliedern von S.M.S. Wolf zahlreiche Erkrankungen. Mitte Oktober 1888 erforderten Unruhen in Taipeh eine Präsens, ohne jedoch eingreifen zu müssen.
Während des schweren Zyklons vom 16. März 1889 wurden S.M.S. Eber zerstört, während S.M.S. Olga im Hafen von Apia (Samoa) schwer beschädigt strandete. S.M.S. Wolf erhielt am 3. April 1889 den Befehl Apia anzulaufen und die Aufgaben von S.M.S. Olga zu übernehmen. Am 26. August 1889 machte es sich notwendig die Marshallinseln anzulaufen, da dort ein deutscher Kaufmann misshandelt worden war. Auf den Rückweg nach Ostasien geriet das Schiff in einen schweren Taifun, der einen Mastbruch verursachte. Am 17. November 1889 erreichte das schwer beschädigte Schiff Nagasaki (Japan), die Reparaturarbeiten dauerten bis März 1890 an.
In Kobe erfuhr die Besatzung, dass bei der Insel Oösima ein Schiff gestrandet wäre, dabei handelte es sich um die türkische Fregatte Ertughrul, die am 16. September 1890 in einem Sturm strandete und danach bei einer Kesselexplosion völlig zerstört wurde. Lediglich 65 der 571 Mann Besatzungsmitglieder überlebten das Unglück. S.M.S. Wolf nahm die Überlebenden an Bord und brachte sie nach Kobe. 1891 brachen Unruhen auf der Insel Formosa (Taiwan) aus, die einen Aufenthalt von Mai bis September erforderten. 1892 forderte Typhus an Bord zwei Todesopfer unter den Besatzungsmitgliedern.
Nach der Auflösung des Kreuzergeschwaders im März 1893 hatte S.M.S. Wolf und S.M.S. Iltis allein die deutschen Interessen in Ostasien wahrzunehmen. Nach Ausbruch des chinesisch-japanischen Krieges im Juli 1894, fiel S.M.S. Wolf die Aufgabe zu, Angehörige der deutschen Handelsniederlassung von Seoul nach Tschifu (Zhifu) zu bringen. Der schlechte bauliche Zustand des Kanonenbootes machte eine Heimreise erforderlich, über den Suezkanal erreichte S.M.S. Wolf am 14. September 1894 Wilhelmshaven.
Mit der Grundüberholung wurde S.M.S. Wolf auch als Vermessungsschiff ausgerüstet. Am 25. Dezember 1897 löste es das Schwesterschiff S.M.S. Hyäne vor dem deutschen Schutzgebiet Kamerun ab. Das ungesunde Klima Vorort machten einen jährlichen Wechsel der Besatzung erforderlich, die mit einem Dampfer der Reederei Woermann durchgeführt wurde. Zusätzlich wurden 20-30 Einheimische aus Duala als Hilfsmatrosen und Heizer an Bord genommen. 1898, 1900 und 1902 wurde S.M.S. Wolf in Kapstadt repariert, 1901 schleppte es den Woermann-Dampfer Alexandra Woermann wieder frei.
1905 Sollte das Vermessungsschiff nach 27 Jahren Dienst in die Heimat zurückkehren, in Kamerun hatte es als Vermessungsschiff 562 km Küsten vermessen und 3115 Quadratseemeilen ausgelotet. Nach einem Aufenthalt im neuen Schwimmdock der Reederei Woermann und einem Besuch des spanischen Gouverneurs von Fernando Poo (Insel Bioko im Golf von Guinea) erreichte S.M.S. Wolf am 30. Juni 1905 Wilhelmshaven. Am 3. Februar 1906 wurde das Kanonenboot aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und danach noch als Reparaturschiff in Danzig eingesetzt; 1919 in Düsseldorf abgewrackt.
S.M.S. Wolf (1913), Hilfskreuzer der Kaiserlichen Marine
Während des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) wurde der Bremer Frachter „Wachtfels“ zum Hilfskreuzer umgebaut. Von 1916 bis 1918 lief das Schiff unter dem Namen S.M.S. Wolf für die Kaiserliche Marine und versenkte 35 Handelsschiffe und zwei Kriegsschiffe mit zusammen ca. 110.000 BRT.
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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