S.M.S. Basilisk, Kanonenboot I. Klasse

S.M.S. Blitz (1862)

S.M.S. Blitz (1862), Kanonenboot I. Klasse der preußischen und Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.

S.M.S. Cyclop, Kanonenboot I. Klasse
S.M.S. Cyclop, Kanonenboot I. Klasse

S.M.S. Blitz (1862) – Angaben

Name:Blitz
Namensherkunft:Blitze sind Ladungsausgleiche in den Wolken bzw. zwischen den Wolken und der Erde.
Stapellauf:27.08.1862 in Wolgast (Lübke)
Schiffstyp/-klasse:Chamäleon-Klasse, Kanonenboot I. Klasse
Schwesterschiffe:S.M.S. Basilisk (1862), S.M.S. Blitz (1862), S.M.S. Chamäleon (1860)S.M.S. Comet (1860)S.M.S. Cyclop  (1860)S.M.S. Delphin (1860), S.M.S. Drache (1865), S.M.S. Meteor (1865)
Besatzung:ca. 71 Mann
Maße:Länge 43,28 m, Breite 6,96 m, Tiefgang 2,67 m
Wasserverdrängung:422 Tonnen
Maschinenleistung:320 PS
Maximale Geschwindigkeit:9 kn
Bewaffnung:1 gezogener 24 Pfünder, 2 gezogener 12 Pfünder
Ende:Am 28.12.1876 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen.

S.M.S. Blitz (1862) – Geschichte

S.M.S. Basilisk, Kanonenboot I. Klasse
S.M.S. Basilisk, Kanonenboot I. Klasse (baugleich mit S.M.S. Blitz)

Großbritannien schuf während des Krimkrieges (1853-1856) eine Flotte von einigen hunderten Dampfkanonenboote und benutzte sie zum Angriff auf die von seichten Wasser umgebenen russischen Festungswerke von Bomarsund, Sweaborg und den Alandinseln. Sie waren dabei so erfolgreich, dass sich die russischen Verteidiger ergeben mussten.

Karte der Halbinsel Krim (1914)
Karte der Halbinsel Krim (1914)

Das Königreich Preußen folgte dem Beispiele in den Jahren 1859-1861, wenn auch nicht in so großer Anzahl, aber immerhin wurden 23 Kanonenboote gebaut. Die letzten beiden Exemplare blieben jedoch mehrere Jahre auf Stapel und wurden erst 1865 vollendet. Acht davon, die Kanonenboote I. Klasse: Basilisk, Blitz, Chamäleon (Kamäleon), CometCyclopDelphinDracheMeteor, wurden auf der Danziger Werft gebaut.

Die Kanonenbootflottille in Parade vor S.M. dem Kaiser (auf S.M.S. Grille)
Die Kanonenbootflottille in Parade vor S.M. dem Kaiser (auf S.M.S. Grille)

Die übrigen Fünfzehn (II. Klasse): Fuchs, Hay, Habicht, Hyäne, Jäger, Natter, Pfeil, Salamander, Schwalbe, Scorpion, Sperber, Tiger, Wespe, Wolf auf Privatwerften. Erstere mit einer Bewaffnung von drei Geschützen, je eine gezogene 15 cm Kanone vorn und hinten und ein glattes 68pfündiges Bombengeschütz in der Mitte, alle drei auf Rahmenlafetten. Die zweite Klasse mit einer Bewaffnung von einer 12 cm Kanone.

Hafensperre der Kieler Förde 1870/71. Im Vordergrund Landbatterie und Soldaten.
Hafensperre der Kieler Förde 1870/71. Im Vordergrund Landbatterie und Soldaten.

Um so kleinen Fahrzeugen die nötige Tragkraft für Maschine und Geschütze zu geben, mussten sie sehr stark gebaut, was zulasten der Seetüchtigkeit ging. Der Tiefgang gestattete nur einen kleinen Durchmesser der Schraube, von dem die Geschwindigkeit abhängig ist und sie wurden deshalb keine Schnellläufer. Immerhin brachten es die großen Kanonenboote in ruhigem Wasser bis 9 und die kleinen Boote bis auf 8 ½ Knoten. Die Baukosten für das Kanonenboot betrugen 73.800 Taler.

Greifswald, Uferstraße und Ryckfluss
Greifswald, Uferstraße und Ryckfluss

Das Kanonenboot Blitz wurde auf der Werft Lübke in Wolgast, einer Stadt im preußischen Regierungsbezirk Stralsund, Kreis Greifswald, an der Peene, gebaut. Während der Unruhen in Griechenland 1863 wurde das Schiff mit dem Schwesterschiff Basilisk und dem Aviso Preußischer Adler zum Schutz der deutschen Staatsangehörigen nach Piräus entsendet. Anfang Dezember d. J. erreichte es jedoch ein Rückreisebefehl, da der Konflikt mit Dänemark wegen Schleswig-Holstein zu eskalieren drohte. (Siehe Deutsch-Dänischer Krieg 1864). Nach einer schwierigen Rückreise traf das Schiff am 4. Mai 1864 in Cuxhaven ein. Am 9. Mai d. J. nahm Basilisk mit zwei anderen preußischen im Verbund mit den verbündeten Schiffen der k .k. Kriegsmarine unter Tegetthoff am Gefecht bei Helgoland gegen die Dänen teil.

Gefecht bei Helgoland am 9. Mai 1864
Gefecht bei Helgoland am 9. Mai 1864

Die preußischen waren den dänischen Kriegsschiffen jedoch so hoffnungslos unterlegen, dass Tegetthoff schon bei Gefechtsbeginn signalisierte: „Nach eigenem Ermessen, für die Sicherheit des Schiffes sorgend handeln„. Am nächsten Morgen segelte der kleine preußische Verband mach Cuxhaven zurück. Die k .k. Kriegsmarine unter Tegetthoff hatte nach dem Gefecht die Aufgabe der dänischen Blockade der deutschen Nordseeküste erreicht. Im Dezember 1864 wurde Basilisk außer Dienst gestellt, während des Deutschen Krieges von 1866 reaktiviert.

"Das Seegefecht bei Helgoland 1864 (die brennende österreichische Fregatte Schwarzenberg, dahinter die Fregatte Radetzky)" Gemälde von Josef Püttner (1821-1881) - ganz links im Bild sind der Radaviso Preußischer Adler und die Kanonenboote der I. Klasse Blitz und Basilisk zu sehen.
„Das Seegefecht bei Helgoland 1864 (die brennende österreichische Fregatte Schwarzenberg, dahinter die Fregatte Radetzky)“ Gemälde von Josef Püttner (1821-1881) – ganz links im Bild sind der Radaviso Preußischer Adler und die Kanonenboote der I. Klasse Blitz und Basilisk zu sehen.

Anfang Oktober 1866 wurde das Kanonenboot im Auftrag des Norddeutschen Bundes nach Konstantinopel (Istanbul) entsendet. Dort am 12 Januar 1867 angekommen half es nach einem schweren Erdbeben auf der Insel Mytilene gemeinsam mit Gazelle mit Lebensmitteln und Decken die schlimmst Not zu lindern. Das ganze Jahr 1867 unternahm „Blitz“ Aktivitäten im östlichen Mittelmeer, so half es z. B. Mitte September 500 Frauen und Kinder von Kreta nach Milos und Piräus zu evakuieren. Am 3. Juli 1868 traf das Kanonenboot in Stralsund ein und wurde dort außer Dienst gestellt.

Stralsund, Hafen
Stralsund, Hafen

1869 erfolgte eine Überholung des Schiffes aus der Königlichen Werft Danzig. Im Deutsch-Französischen Krieg wurde das Kanonenboot 1870 reaktiviert und nahm am Seegefecht vor Rügen am 12. August d. J. teil, danach ging es nach Wilhelmshaven um die Sicherung der Jade zu verstärken. Nach dem Krieg beförderte es viele französische Kriegsgefangene über See nach in die Heimat. Er folgten Einsätze in Nord- und Ostsee. Am 28. Dezember 1876 wurde das Schiff aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und bis über das Jahr 1900 hinaus noch als Prahm genutzt.

Quellenhinweise:

  • „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
  • „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
  • „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
  • „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
  • „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
  • „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
  • „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
  • „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
  • „Marine-Album“ Berlin 1910
  • „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
  • „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
  • „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
  • „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
  • „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
  • „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
  • „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
  • „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
  • „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
  • „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
  • „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
  • „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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