Wilhelm von Tegetthoff

Wilhelm von Tegetthoff

Wilhelm Freiherr von Tegetthoff – Biografie, Lebenslauf

Wilhelm Freiherr von Tegetthoff
* 23.12.1827 in Marburg/Drau
† 07.04.1871 in Wien;
österreichischer Admiral

Wilhelm von Tegetthoff wurde am 23. Dezember 1827 als zweiter Sohn des Offiziers Karl von Tegetthoff und dessen Frau Leopoldine, geb. Czermak, in Marburg an der Drau (Steiermark) geboren. Seine Ahnen stammen aus Westfalen und ließen sich im 18. Jahrhundert in Österreich nieder. Wilhelms älterer Bruder Karl wurde Feldmarschallleutnant; sein jüngerer Bruder Albrecht Professor für Mathematik. Wilhelm besuchte das Gymnasium in Marburg und trat im Alter von 13 Jahren in das Marinekolleg (1840 bis 1845) in Venedig ein. 1845 trat er als Kadett in die österreichische Marine ein. Als junger Offizier erhielt er 1849 das Kommando über den Raddampfer „Vulkan“ und machte hierbei die Blockade von Venedig mit. 1851 wurde er zum Fregatten-, 1852 zum Linienschiffsleutnant befördert und nahm an Expeditionen im Mittelmeer teil. 1854 erhielt Tegetthoff das Kommando über den Schoner „Elisabeth“, der in der Ägäis und an der syrischen Küste kreuzte.

Wilhelm von Tegetthoff
Wilhelm von Tegetthoff

1855 erhielt Tegetthoff das Kommando über den Raddampfer „Taurus“, der sein Einsatzgebiet im Donaudelta hatte. Dort fiel der junge Seeoffizier durch hervorragende Leistungen auch im diplomatischen und organisatorischen Bereich auf. Seit 1857 Korvettenkapitän, führte er auf Veranlassung des Erzherzogs Maximilian eine Expedition an die Küsten des Roten Meeres aus und begleitete diesen 1859 auf einer Reise nach Brasilien. 1860 wurde Tegetthoff zum Fregatten-, 1861 zum Linienschiffskapitän befördert und befehligte 1862 das österreichische Geschwader, das nach Absetzung des aus Bayern stammenden griechischen Königs Otto in den Gewässern vor Griechenland kreuzte.

Wilhelm von Tegetthoff
Wilhelm von Tegetthoff

Tegetthoff erste große Tat war das für die österreichische Flagge ehrenvolle Seegefecht bei Helgoland am 9. Mai 1864, während des Deutsch-Dänischen Krieges, gegen die Dänen, wobei er auf dem Flaggschiff „Schwarzenberg“ bis zu dessen Brand ausharrte. Die „Schwarzenberg“ erhielt 153 Treffer und verlor ein Fünftel ihrer Mannschaft. Insgesamt waren die Verluste der Österreicher höher als die der Dänen, trotzdem ging das Gefecht als Erfolg in die Geschichte ein; da die Dänen einfach abdrehten und sich in der Nordsee nicht mehr blicken ließen. Die Blockade der deutschen Häfen war damit beendeten und die Nordsee wieder frei. Daraufhin wurde Tegetthoff am 12. Mai 1864, als erst 37 jähriger Offizier zum Konteradmiral ernannt.

"Das Seegefecht bei Helgoland 1864 (die brennende österreichische Fregatte Schwarzenberg, dahinter die Fregatte Radetzky)" Gemälde von Josef Püttner (1821-1881)
„Das Seegefecht bei Helgoland 1864 (die brennende österreichische Fregatte Schwarzenberg, dahinter die Fregatte Radetzky)“ Gemälde von Josef Püttner (1821-1881)

Tegetthoff größter Verdienst für die österreichische Marine war sein Sieg in der Seeschlacht bei Lissa am 20. Juli 1866. Sie endete trotz der Überlegenheit der Italiener mit einem glänzenden Sieg für Österreich. Entscheidend für den Ausgang der Seeschlacht vor der dalmatinischen Küste war die so genannte Rammstoßtaktik. Die österreichische Flotte, unter ihrem Admiral Tegetthoff, griff in Keilformation die Italiener an und durchbrach dabei die italienische Schlachtlinie.

"Die Seeschlacht bei Lissa" Gemälde von Josef Püttner (1821-1881)
„Die Seeschlacht bei Lissa“ Gemälde von Josef Püttner (1821-1881)

Tegetthoffs Flaggschiff „Erzherzog Ferdinand“ rammte mehrere feindliche Panzerschiffe. Die „Re d’Italia“ sank innerhalb weniger Minuten, die „Palestro“ wurde in Brand geschossen und explodierte. 38 Österreicher und 612 Italiener verlieren ihr Leben, die Schlacht selbst blieb ohne Bedeutung für den Ausgang des Krieges, den Österreich letztendlich verlor. Tegetthoff wurde nach der Seeschlacht mit der Ernennung zum Vizeadmiral belohnt.

Wilhelm von Tegetthoff und die Seeschlacht bei Lissa, Sondermarke Sloweniens 2016 zum 150. Jahrestag.
Wilhelm von Tegetthoff und die Seeschlacht bei Lissa, Sondermarke Sloweniens 2016 zum 150. Jahrestag.

Im Juli 1867 brachte Tegetthoff die sterblichen Überreste des hingerichteten Kaisers Maximilian von Mexiko, einem Bruder Kaiser Franz Josephs, mit der „Novara“ heim. Im Februar 1868 wurde er als Nachfolger des Erzherzogs Leopold zum Admiral und Kommandanten der Marine ernannt. Am 1. April 1868 wurde er Geheimrat und Mitglied des Herrenhauses und gehörte der liberalen Verfassungspartei an.

Wilhelm von Tegetthoff
Wilhelm von Tegetthoff

Anfang 1871 erkrankte Tegetthoff an einer Lungenentzündung und starb im Alter von 43 Jahren am 7. April d. J. in Wien. Der Held von Lissa wurde mit großen militärischen Ehren am Matzleinsdorfer Friedhof in Wien beigesetzt. Neben vielen Zivilisten gaben ihm mehrere Regimenter Fußvolk, Reitereskadronen, Festungsartilleriebataillone, 500 Mann Marinemannschaft und hunderte Marineoffizieren das letzte Geleit.

Wien. Tegetthoff-Monument mit Pratereingang.
Wien. Tegetthoff-Monument mit Pratereingang.

Kaiser Franz Joseph I. nahm am Begräbnis nicht teil. Die Überführung des Sarkophags auf den St.-Leonhard-Friedhof in Graz erfolgte am 31. Oktober 1872. In Marburg an der Drau und Wien wurden ihm Denkmäler errichtet, von den heute nur noch die gut 8 Meter hohe Säule auf dem Praterstern am Ende der Praterstraße im Wiener 2. Bezirk (Leopoldstadt) erhalten blieb.

Pola. Tegetthoff Monument.
Pola. Tegetthoff Monument.

Das von Karl Kundmann 1877 geschaffene Tegetthoff-Denkmal stand ursprünglich in Pola, dem heutigen Pula in Kroatien. Nach der Besetzung von Pola 1918 durch Italien wurde es abmontiert und im Marinearsenal von Venedig eingelagert.

Tegetthoff-Denkmal in Graz (Foto © Peter Schmidl)
Graz. Tegetthoff-Denkmal. (Foto © Peter Schmidl)

Als sich die Beziehungen zwischen Italien und Österreich verbesserten, wurde es 1935 nach Graz überführt und dort aufgestellt. (Herrn Peter Schmidl vielen Dank für Fotos und Hinweise!)

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
  • „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
Wappen Kaisertum Österreich

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