Die Seeschlacht vor dem Skagerrak – The Battle of Jutland – vom 31. Mai bis 1. Juni 1916.
Die Seeschlacht vor dem Skagerrak („The Battle of Jutland“) fand während des Ersten Weltkrieges vom 31. Mai bis 1. Juni 1916 zwischen den Kriegsschiffen der Kaiserlichen Marine und der Royal Navy in der Nordsee statt.
Das Skagerrak ist ein Meeresarm zwischen Jütland und dem südöstlichen Norwegen, 200-250 km lang, 110-150 km breit, im Nordosten bis 700 m tief und verbindet die Nordsee mit dem Kattegat.
Vor dem Skagerrak fand am 31. Mai bis 1. Juni 1916 die größte Seeschlacht des Ersten Weltkrieges statt. Als Reaktion auf die britische „Hungerblockade“ startete das Deutsche Reich im Februar 1915 einen ausgedehnten U-Boot-Krieg, der zu einer Verschärfung des Seekrieges gegen Großbritannien führte. Im Frühjahr 1916 beabsichtige Vizeadmiral Scheer, die Grand Fleet aus ihrer Defensive zu locken. Seit dem Gefecht auf der Doggerbank am 24. Januar 1915 hatten beide Flotten eine direkte Konfrontation vermieden. Seit Monaten lag die Hochseeflotte nur in den Stützpunkten oder patrouillierte zur Sicherung der Deutschen Bucht, was sich insbesondere auf die Moral der Matrosen negativ auswirkte.
Vizeadmiral Scheer plant durch einen Vorstoß der gesamten Hochseeflotte, entweder zum Skagerrak, in Richtung Doggerbank oder zum Englischen Kanal, dass die Royal Navy die geschützten Häfen verlassen würde. Um das geplante Vorhaben der Hochseeflotte einzuleiten, beschießen deutsche Schlachtkreuzer die Hafenanlagen von Yarmouth und Lowestoft. Danach folgen Zeppelinangriffe auf Ostengland, Vorstöße von Torpedobooten und intensive Aufklärungseinsätze.
Reinhard Scheer
* 30.09.1863 in Obernkirchen (Hessen-Nassau)
† 26.11.1928 in Marktredwitz (Bayern);
Admiral und Kommandant der Hochseeflotte „Der Sieger vom Skagerrak“.
Die Empörung der britischen Öffentlichkeit und insbesondere der Presse ist entsprechend groß, zumal nun auch die russische Regierung von der Royal Navy Maßnahmen fordert, endlich gegen die deutsche Blockade in der Ostsee vorzugehen. Admiral Jellicoe, Chef der britischen Flotte, gibt nun seine defensive Strategie auf und ist mit offensiven Aktionen in der Nordsee einverstanden. Jedoch lehnt er das Hilfegesuchen der Russen ab, ihnen in der Ostsee zu helfen.
Lord John Jellicoe
* 05.12.1859 in Southampton
† 20.11.1935, Kensington, London;
Admiral und Befehlshaber der Grand Fleet, 1916 Erster Seelord.
Am 31. Mai 1916, um 3 Uhr, läuft die deutsche Hochseeflotte unter Vizeadmiral Scheer Kurs Richtung Skagerrak aus. Angeführt wird sie von der unter dem Befehl von Vizeadmiral Hipper stehenden Aufklärungsflotte. Diese besteht aus der I. und II. Aufklärungsgruppe mit den 5 Schlachtkreuzern S.M.S. Lützow, S.M.S. Derfflinger, S.M.S. Seydlitz, S.M.S. Moltke und S.M.S. von der Tann, sowie 5 Kleinen Kreuzern und 40 Torpedobooten.
Scheers Gros (Hauptmacht), das Hipper mit einigen Abstand folgte, umfasst 16 Großkampfschiffe, 6 ältere Linienschiffe, mehrere Kleine Kreuzer und Torpedoboote. Insgesamt umfasste der deutsche Verband 99 Schiffe. Scheers Plan war es also, dass Hipper einen Teil der Royal Navy aus ihren Häfen locken sollte und so vereint vernichtet werden konnte.
Sir David Beatty
* 17.01.1871 in Stapeley
† 12.03.1936 in London;
Admiral und Oberkommandierender der Grand Fleet.
Spätestens seit dem Verlust von S.M.S. Magdeburg waren die Briten im Besitz der wichtigsten deutschen Schlüssel. Durch die Aktivitäten von „Room 40“ konnten sie die abgehörten deutschen Funksprüche entschlüsseln und auf diese Weise von den Operationsbefehlen und Absichten Kenntnis erlagen. Daraufhin erhält Admiral Jellicoe den Befehl mit der Grand Fleet in die Nordsee vorzustoßen und die deutsche Hochseeflotte in eine Falle zu locken.
„Room 40“ (Zimmer 40) war während des Ersten Weltkriegs (1914 – 1918) eine nachrichtendienstliche Abteilung der britischen Admiralität.
Scheer ahnte also zu diesem Zeitpunkt nicht, dass er der nahezu gesamten britischen Flotten entgegenfuhr. Nur durch Zufall entdecken die Briten die Deutschen. Als gegen 15 Uhr S.M.S. Elbing, der linke Flügelkreuzer der II. Aufklärungsgruppe, einen dänischen Dampfer sichtet und ihn mithilfe von Torpedobooten untersuchen will, stoppt dieser und bläst dabei Dampf ab. Den aufsteigenden Dampf sichten gegen 15:15 Uhr H.M.S. Galatea und H.M.S. Phaeton, um 15:20 kommt es zur gegenseitigen Sichtung.
15:28 Uhr eröffnen die britischen Kreuzer das Feuer auf die deutschen Torpedoboote, 15:35 Uhr erzielt S.M.S. Elbing auf H.M.S. Galatea den ersten Treffer dieser Schlacht. 15:51 Uhr sichten britischer Aufklärer die deutschen Schlachtkreuzer. 16:48 Uhr eröffnete S.M.S. Lützow auf 15,4 km Entfernung das Feuer auf die britischen Schlachtkreuzer, bereits wenige Minuten später explodierte H.M.S. Indefatigable nach schweren Treffer von S.M.S. von der Tann und riss 1015 Mann mit in die Tiefe (17:03 Uhr). Als sich die fast 100 Meter hohe schwarze Qualmwolke nach 15 Minuten verzogen hatte, war das Schiff bereits gesunken, nur zwei Überlebende konnten vom deutschen Torpedoboot S 68 aufgenommen werden.
Das V. britische Schlachtgeschwader greif 17:11 Uhr in den Kampf ein, 17:20 Uhr sinken die deutschen Torpedoboote V 29 und V 27, sowie der Zerstörer H.M.S. Nomad. 17:46 Uhr erscheint Vizeadmiral Scheers Gros auf dem Kampfplatz und eröffnen das Feuer auf die überlegenen Aufklärungsstreitkräfte unter Vizeadmiral Beatty. 17:48 Uhr wird S.M.S. Wiesbaden durch einen Volltreffer in den Maschinenraum manövrierunfähig geschossen.
Trotz weiterem Beschuss und einem Torpedotreffer hält sich der Kleine Kreuzer noch bis zum nächsten Tag (1. Juni), ehe er um 2:45 Uhr mit der nahezu gesamten Besatzung, zu der auch der Schriftsteller Gorch Fock zählte, untergeht. Lediglich der Oberheizer Hugo Zenne überlebte den Untergang und konnte gerettet werden.
17:55 Uhr führen die deutschen Torpedoboote einen zweiten Entlastungsangriff aus. Der britische Admiral Jellicoe erfährt erst 18:05 Uhr, dass er mit seinen Verbänden der gesamten deutschen Hochseeflotte gegenübersteht. 18:55 Uhr kommt es zu erneuten Torpedobootsangriffen auf beiden Seiten, auch greift das britische III. Schlachtenkreuzergeschwader in die Kämpfe ein. 19:15 Uhr versenkten die deutsche Torpedoboote S 36, G 41 und der Kleine Kreuzer S.M.S. Frankfurt den britischen Zerstörer H.M.S. Shark.
Durch konzentrisches Feuer von S.M.S. Lützow und S.M.S. Derfflinger schwer getroffen, sinkt 19:25 Uhr der britische Panzerkreuzer H.M.S. Defence und nimmt 893 Mann mit in die Tiefe. Der Panzerkreuzer H.M.S. Warrior, der grade die liegengebliebene S.M.S. Wiesbaden attackierte, wurde von S.M.S. Derfflinger sowie Schiffen des III. Geschwaders überrascht und erhielt so schwere Treffer, das er am Folgetag, dem 1. Juni um 8:45 Uhr sinkt.
Als Vizeadmiral Beatty das deutsche Gros entdeckte, reagierte er sehr geschickt und drehte sofort auf Nordkurs, um die ihn verfolgende Hochseeflotte der von Norden andampfenden Grand Fleet zuzuführen. Damit begann die zweite Phase der Seeschlacht vor dem Skagerrak. Beatty versucht nun, sich vor das eigene Gros zu setzen und in einem „Crossing-the-T“-Manöver die deutsche Hochseeflotte nach Osten zu umflügeln. Zu dieser Stunde verschlechtern sich allerdings die Sichtverhältnisse nach Norden und Nordosten hin erheblich.
Die einheitliche Führung der ungewöhnlich starken Flottenkräfte bereitet beiden Gegnern erhebliche Schwierigkeiten, da keiner der beiden Flottenchefs imstande war, sich ein genaues Bild von der Gefechtslage zu machen. So musste zum Beispiel Admiral Jellicoe, noch bevor er Position und Kurs seines Gegners kannte, aus der sechsreihigen Marschformation eine Kiellinie bilden, um alle Geschütze einsetzen zu können. Diese Formationsänderung wiederum konnte Vizeadmiral Scheer wegen des starken Dunstes nicht rechtzeitig erkennen. Außerdem war er davon überzeugt, nur schwache Teilkräfte der Grand Fleet vor sich zu haben.
19:33 Uhr explodierte H.M.S Invincible nach Treffern von S.M.S. Derfflinger und S.M.S. Lützow und nahm 1026 Mann, darunter auch Admiral Hood, mit in den Tod. Das Schiff hatte zusammen mit seinem Schwesterschiff H.M.S. Inflexible zuvor in der Seeschlacht bei den Falklandinseln am 8. Dezember 1914 S.M.S Scharnhorst und S.M.S. Gneisenau vernichtet. Neben dem Schlachtkreuzer verlieren die Briten in dieser Phase die drei Panzerkreuzer H.M.S. Black Prince, H.M.S. Defence und H.M.S. Warrior.
Als Scheer plötzlich am Horizont eine unendlich erscheinende Linie von Schiffen entdeckte, lässt er 19:35 Uhr kurzentschlossen eine Gefechtskehrtwendung um 180 Grad machen. So kann er mit dem Gros unter dem Feuerschutz deutscher Torpedobootflottillen der drohenden Umklammerung entgehen. Danach stößt Scheer mit der Hochseeflotte wieder zum Angriff vor. S.M.S. Lützow, das Flaggschiff Hippers, kann nach zwanzig Treffern nur noch mit halber Kraft fahren und so muss Hipper mit dem Torpedoboot G 39 auf S.M.S. Moltke überwechseln. Die Seeschlacht vor dem Skagerrak befindet sich jetzt in der dritten Phase.
19:55 Uhr vollzieht die Hochseeflotte eine erneute Gefechtskehrtwendung und fährt jetzt wieder dem Gegner entgegen. 10:05 Uhr kommt es zum Zusammentreffen der beiden Flotten und der Flottenchef gibt 20:13 Uhr den Befehl „Schlachtkreuzer ran an den Feind, voll einsetzen„. Die deutschen Torpedoboote führen, um die schweren Kreuzer zu entlasten, 20:15 Uhr einen Entlastungsangriff gegen die britische Linien durch. Diese drehen rechtzeitig ab und entgehen so den Torpedos. 20:16 Uhr vollzieht die Hochseeflotte die dritte Gefechtskehrtwendung, dabei geht zunächst die Gefechtsfühlung zwischen den beiden Flotten verloren.
Erst um 22.30 Uhr beginnen die Gefechte erneut und die Seeschlacht vor dem Skagerrak befindet sich in der vierten Phase. Die deutschen Panzerkreuzer sichten in südlicher Richtung vier feindliche Großkampfschiffe, die sie sofort unter Feuer nehmen. Als zwei deutsche Linienschiffsgeschwader sich dem Artilleriegefecht anschließen, drehen die britischen Schiffe ab und verschwinden in der Dunkelheit. Bereits 22:05 Uhr befahl Scheer für den Nachtmarsch Südostkurs in Richtung Horns Riff. Damit geht die Fühlung mit den nach Südwesten abziehenden britischen Geschwadern verloren.
Während der Nacht kommt es zwischen den Aufklärungsgruppen des Vizeadmirals Hipper und britischen Zerstörern immer wieder zu Gefechtsberührung. S.M.S. Frauenlob bekommt, nach einem schweren Artillerietreffer in die Munitionskammer und einen Torpedotreffer, Schlagseite nach Backbord und beginnt zu sinken. Die Besatzung kämpften weiter, bis das Schiff gegen 23.35 Uhr versinkt; nur acht der 332 Mann umfassenden Besatzung überlebten.
Am 1. Juni, 0:35 Uhr, wird der britische Zerstörer H.M.S. Tipperary von S.M.S. Westfalen in Brand geschossen und blieb liegen. Als er 2:45 Uhr versank ließen 185 Mann ihr Leben. Die selbst in größte Not geratenen Besatzungsmitglieder von S.M.S. Elbing retteten während ihrer Evakuierung mit ihrem Kutter die noch im Wasser treibende Überlebenden.
Von 0:50 Uhr bis 1:10 Uhr werden die britischen Zerstörer H.M.S. Sparrowhawk, H.M.S. Fortune und H.M.S. Ardent in Sekundenschnelle versenkt. Ein anderer Zerstörer wird durch Rammstoß in zwei Teile gespalten und als plötzlich der Panzerkreuzer H.M.S. Black Prince auftaucht, erhält er so starkes Feuer, dass er nach vierzig Sekunden in Brand gerät und vier Minuten später (1:20 Uhr) sinkt. 2:05 Uhr vernichtet S.M.S. Westfalen auch noch den britischen Zerstörer H.M.S. Turbulent.
S.M.S. Lützow erlitt im Laufe der Schlacht 20 schwere Artillerietreffer. Nach massivem Wassereinbruch hatte das Vorderschiff 17 Meter Tiefgang, die Schiffsschrauben schlugen aus dem Wasser und das Schiff drohte zu kentern. Die Maschinen arbeiteten zwar noch immer, aber eine Rückkehr erschien dem Kommandanten aussichtslos. Nach Rettung der Besatzung (die Begleittorpedoboote G37, G38, G 40 und V45 übernehmen die Mannschaft), wurde das Schiff aufgegeben und 2:47 Uhr durch 2 Torpedos von G38 befehlsmäßig versenkt.
Während eines Ausweichmanövers vor gegnerischen Torpedos kollidierte der Kleine Kreuzer S.M.S. Elbing mit dem wesentlich größeren Linienschiff S.M.S. Posen so schwer, dass es zu einem massiven Wassereinbruch kam und die Schiffsturbinen ausfielen. Als „Elbing“ schnell starke Schlagseite bekam und alle Versuche, den Kleinen Kreuzer zu retten, scheiterten, befahl der Kommandant, Fregattenkapitän Madlung, das Schiff zu versenken. Nachdem das Torpedoboot S 53 unter Kapitänleutnant Götting 477 Besatzungsmitglieder übernommen hatte, wurde S.M.S. Elbing am 1. Juni um 3:00 Uhr gesprengt.
Das Linienschiff S.M.S. Pommern, mit seinem Kommandant Kapitän z. S. Bölken war Teil der 3. Division des II. Geschwaders von Konteradmiral Franz Mauve. Am 1. Juni kam es gegen 3 Uhr zu einer Gefechtsberührung mit dem britischen 12. Zerstörergeschwader. Um den Torpedos auszuweichen, drehten die deutschen Linienschiffe nach Steuerbord ab. Um 3:10 Uhr erhielt S.M.S. Pommern ein bis zwei Treffer im Bereich der Munitionskammer. Durch die nachfolgende gewaltige Explosion brach das Linienschiff in der Mitte auseinander und versank mit der gesamten Besatzung von 839 Mann im Meer.
Gegen 4 Uhr geht das Gros der Royal Navy auf Nordkurs. 5:07 Uhr rechnet Vizeadmiral Scheer nicht mehr mit einem weiteren Zusammentreffen und lässt die deutsche Flotte in ihre Stützpunkte einlaufen.
5:25 Uhr sinkt S.M.S. Rostock infolge eines Torpedotreffers, den es um 1:30 Uhr erhalten hatte. Nach einem Turbinenausfall konnte die Fahrt zunächst wieder aufgenommen werden, bis sie durch Versalzung erneut versagten. Zunächst schleppte das Torpedoboot S 54 den Kleinen Kreuzer ab, um 4 Uhr kamen außerdem die Torpedoboote V 71 und V 73 zu Hilfe. Nach der Sichtung von zwei Kreuzern der Birmingham-Klasse gegen 4:45 Uhr und der Meldung von L 9, die besagte, dass sich 12 Großkampfschiffe näherten, wurde die Besatzung von den Torpedobooten übernommen und S.M.S. Rostock mit 3 Torpedos versenkt.
6:20 Uhr läuft S.M.S. Ostfriesland auf eine Mine, die 3 Stunden zuvor H.M.S. Abdiel östlich Lister Tief abgelegt hatte. Es kam zu erheblichen Wassereinbruch, 1 Toter und 10 Verwundete waren zu beklagen. Das Linienschiff blieb jedoch einsatzbereit und erreichte selbstständig Wilhelmshaven.
Vizeadmiral Scheer gelang es, den Weg der feindlichen Nachhut mit seiner Flotte zu durchkreuzen und am Nachmittag des 1. Juni 1916 die heimatlichen Stützpunkte zu erreichen. Nachdem Admiral Jellicoe im Morgengrauen feststellt, dass ihm die deutsche Hochseeflotte entwichen ist, dreht er nach Norden ab. Damit endet die Seeschlacht vor dem Skagerrak, die im englischsprachigem Sprachraum fortan als „Battle of Jutland“ (Jütland-Schlacht) bezeichnet wird.
Statistik der Seeschlacht vor dem Skagerrak („The Battle of Jutland“):
An dieser bisher größten Seeschlacht der Geschichte waren 99 deutsche und 159 britische Schiffe beteiligt.
Deutsche Verluste: 11 Schiffe (ein Großkampfschiff) mit 61.180 Tonnen, 2551 Mann gefallen.
Britische Verluste: 14 Schiffe (3 Großkampfschiffe) mit 115.025 Tonnen, 6094 Mann gefallen.
Das Trefferergebnis der Schweren Artillerie lag bei 3,33 % (deutsch) zu 2,17 % (britisch).
Am Donnerstag, den 1. Juni 1916 meldet der deutsche Admiralsstab:
„Unsere Hochseeflotte ist bei einer nach Norden gerichteten Unternehmung am 31. Mai auf den uns erheblich überlegenen Hauptteil der englischen Kampfflotte gestoßen. Es entwickelte sich am Nachmittag zwischen Skagerrak und Horns Riff eine Reihe schwerer, für uns erfolgreicher Kämpfe, die auch während der ganzen folgenden Nacht andauerten.
In diesem Kampfe sind, soweit bisher bekannt, von uns vernichtet worden: das Großkampfschiff „Warspite“, die Schlachtkreuzer „Queen Mary“ und „Indefatigable“, zwei Panzerkreuzer, anscheinend der Achilles-Klasse, ein kleiner Kreuzer, die neuen Zerstörerführerschiffe „Turbulent“, „Nestor“ und „Alcaster“, sowie eine große Anzahl von Torpedobootszerstörern und ein Unterseeboot. Nach einwandfreier Beobachtung hat ferner eine große Reihe englischer Schlachtschiffe durch die Artillerie unserer Schiffe und durch Angriffe unserer Torpedobootsflottillen während der Tagesschlacht und in der Nach schwere Beschädigungen erlitten. Unter anderen hat das Großkampfschiff „Marlborough“, wie Gefangenenaussagen bestätigen, Torpedotreffer erhalten. Durch mehrere unserer Schiffe sind Teile der Besatzungen untergegangener Schiffe aufgefischt worden, darunter die beiden einzigen Überlebenden der „Indefatigable“.
Auf unserer Seite in der Kleine Kreuzer „Wiesbaden“ während der Tagesschlacht durch feindliches Artilleriefeuer und in der Nacht S.M.S. Pommern durch Torpedobeschuß zum Sinken gebracht worden. Über das Schicksal S.M.S. Frauenlob, die vermisst wird, und einiger Torpedoboote, die noch nicht zurückgekehrt sind, ist bisher nichts bekannt.
Die Hochseeflotte ist im Lauf des heutigen Tages in unsere Häfen eingelaufen.„
In Großbritannien fragte die Presse „Who won the Battle of Jutland?“ und es kam zwischen den Anhängern der Admirale Jellicoe und Beatty zu großen jahrzehntelangen Auseinandersetzungen über die Ursachen für das unbefriedigende Ergebnis der Seeschlacht vor dem Skagerrak („The Battle of Jutland“). Beatty war mit seinen sechs Schlachtkreuzern und vier Linienschiffen von den fünf Schlachtkreuzern Vizeadmiral Hippers klar geschlagen worden, unmittelbar nach den Kämpfen befürchtete er, angesichts der großen Verluste, zunächst auch eine Niederlage der Royal Navy. Der ehrgeizige David Beatty, der so gerne ein „neuer Nelson“ geworden wäre, sah sich unter ungeheurem Erfolgsdruck, konnte aber in der Seeschlacht vor dem Skagerrak („The Battle of Jutland“) nur ein Remis erreichen. Letztendlich scheiterte sein Plan, trotz aller Vorteile die er hatte, und die Hochseeflotte erkämpfte sich geschickt einen Ausweg aus der aufgestellten Falle. Seinen Frust über den entgangenen Sieg zeigte er 1918 in seinem Hang zur dramatischen Inszenierung während der Internierung der Hochseeflotte nach den Waffenstillstandsbedingungen (siehe Scapa Flow). „Dass wir einen passiven Sieg errungen haben„, so sein Argument, „ist noch lange kein Grund, dass wir nicht die Früchte dieses Sieges ernten.“ Manche seiner Kollegen hielten die Siegesparade vor Edinburgh für eine billige und geschmacklose Demütigung des Gegners. Auch Admiral Jellicoe war Zeit seines Leben über den Ausgang der Seeschlacht vor dem Skagerrak („The Battle of Jutland“) verbittert, er wurde 1916 zum Ersten Seelord der Admiralität erhoben und 1917 in den Ruhestand versetzt.
Fazit
Die Deutschen zeigten sich in der Seeschlacht vor dem Skagerrak („The Battle of Jutland“) den Briten ebenbürtig und in Punkto der Sinksicherheit der Schiffe und der Explosionssicherheit der Munition sogar überlegen. Materiell und taktisch war die Seeschlacht vor dem Skagerrak eindeutig ein deutscher Erfolg. Ihre große Bedeutung lag jedoch auf moralischem Gebiet, hatte die Kaiserliche Marine mit ihren Offizieren und Besatzungen mit ihrem hohen Ausbildungsstandard bewiesen, dass die übermächtige Grand Fleet nicht unbesiegbar war. Die Nachricht vom „großartigen Sieg in der Skagerrakschlacht“ brannte sich in das kollektive Gedächtnis der Deutschen ein und die Euphorie darüber half, in diesem schweren Kriegsjahr 1916, auch dem deutschen Heer.
Die Deutschen begingen der Jahrestag der Seeschlacht vor dem Skagerrak fortan mit dem „Skagerraktag„, als Tag des Sieges. Die Seeschlacht vor dem Skagerrak änderte aber nichts an der bisherigen strategischen Lage. Vizeadmiral Scheer erlangte die Erkenntnis, dass die Hochseeflotte nicht allein in der Lage ist, Großbritannien zu einem Frieden zu zwingen. Nach dieser Feststellung beschloss die Marineführung vorrangig Großbritanniens Seeverbindung zu stören, wenn möglich zu unterbrechen und forcierte so den Unterseebootkrieg.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1. Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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Strategisch und im Endeffekt auch besonders politisch, war „Battle of Jutland“ klar ein Erfolg der Alliierten.
Die deutsche Hochseeflotte ist danach nicht wieder aktiv ausgelaufen, was endlich zu den Meutereien in Wilhelmshaven und somit politisch zur Kapitulation des Reiches fuehrte.
Interessant eine Parallele fuer deutsche Arroganz im Fernmeldewesen, sowohl in WWI als auch im WWII konnte sich die Admiralitaet als auch das OKW/ die Luftwaffe nicht vorstellen oder zugeben, dass der Gegner die deutschen Fernmeldeschluessel entcryptet hatte und somit 90% der deutschen Funksprueche lesen konnte.
Gut beschriebene und informativ illustrierte Zusammenfassung von Entstehung und Verlauf dieser letzten großen Seeschlacht der Dickschiffe.
Ich möchte die Literaturhinweise des Verfassers um einige Werke ergänzen, die Beurteilungen, Handlungen und nachträgliche Rechtfertigungen damaliger Protagonisten zum Thema haben:
• „Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg“, Persönliche Erinnerungen von Admiral Scheer,
Verlag August Scherl, Berlin, 1919
• „Mit der Grand Fleet im Weltkrieg“, Erinnerung eines Teilnehmers, G. von Schoultz, Kommodore und Chef der Finnländischen Flotte, Verlag Koehler, Leipzig, 1925 (Übersetzung der Originalausgabe von 1923)
• „Lord Jellicoe’s Erinnerungen“, Englands Flotte im Weltkrieg, Vorhut-Verlag, Berlin, 1937, (Übersetzung der Originalausgabe „The Grand Fleet“ von ?)
• „Grand Fleet und Hochseeflotte im Weltkrieg“, Holloway H. Frost, Vorwort von Generaladmiral Dr. h. c. Raeder, Vorhut-Verlag, Berlin 1938 (Übersetzung von „The Battle of Jutland“)
• „The Jutland Scandal“, Admiral Sir Reginald Bacon, Hutchinson, London, Jahr?, in Englisch
Abschließend noch eine anekdotische Ergänzung:
Geboren am Rhein nahe Koblenz lebe ich nun seit fast 50 Jahren in einer kleinen Gemeinde nahe des Bodensees. Die Durchgangsstraße bis zur Kreuzung in Ortsmitte heißt „Pfarrer-Strobel-Straße“.
Pfarrer Andreas Strobel war hier von 1953-62 katholischer Ortspfarrer und zeichnete sich den Überlieferungen nach durch ein ernstes Wesen, aber ein großes Herz aus, was sich darin äußerte, daß er allen Hilfsbedürftigen, unabhängig ihrer Herkunft und Religion ein offenes Pfarrhaus und praktische Hilfe bot.
Als junger Seelsorger war er Militärpfarrer und nahm als solcher auf einem Schiff der Kaiserlichen Marine an der Skagerrak-Schlacht teil.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß ihn dieses Erlebnis so geprägt hat, wie er sich 40 Jahre danach in seiner Gemeinde gezeigt hat.