Kranichfeld, Niederburg

Kranichfeld

Kranichfeld im Großherzogtum Sachsen-Weimar und im Herzogtum Sachsen-Meiningen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Kranichfeld 1849 Einwohner – 1900 (Städte im Kaiserreich)

Kranichfeld, Totalansicht mit Kirche
Kranichfeld, Totalansicht mit Kirche

Kranichfeld im Großherzogtum Sachsen-Weimar und im Herzogtum Sachsen-Meiningen

Kranichfeld ist eine Stadt in Thüringen die teils zum Großherzogtum Sachsen-Weimar (Verwaltungsbezirk I, Weimar) und teils zum Herzogtum Sachsen-Meiningen (Kreis Saalfeld) gehört. Nach einer Gebietsreform gehörte die Stadt von 1913 bis 1920 nur noch zu Sachsen-Meiningen. Die Zweiherrigkeit erklärt sich daraus, dass das Dynastengeschlecht von Kranichfeldseinen Besitz 1172 in die Herrschaften Ober- und Unterkranichfeld teilte, die oft ihre Besitzer wechselten.

Mitteldeutschland Thüringische Staaten (Oberstufen-Atlas für höhere Lehranstalten Gotha Justus Perthes 1914)
Mitteldeutschland Thüringische Staaten (Oberstufen-Atlas für höhere Lehranstalten Gotha Justus Perthes 1914)

Kranichfeld liegt an der Ilm, 297 Meter über dem Meer und an der Eisenbahn WeimarBerka-Kranichfeld. Die Stadt Kranichfeld hat eine evangelische Kirche von 1499, zwei Schlösser, deren eins, das sogenannte Überschloss, die alte Stammburg der Herren von Kranichfeld ist, während das andere, das Unterschloss, nur noch teilweise erhalten ist. Kranichfeld besitzt eine Porzellanfabrik, 2 Dampfsägemühlen mit Bautischlerei, Kunstmöbeltischlerei und Molkerei. Im Jahr 1900 leben in Kranichfeld 1849 Einwohner.

Kranichfeld, Untere Marktstraße
Kranichfeld, Untere Marktstraße

Kranichfeld, ehemals Grafschaft in Thüringen, im Besitz eines gleichnamigen Grafengeschlechts, zerfiel seit 1172 in zwei Teile: Oberkranichfeld, das 1379 beim Tode des letzten Grafen von Kranichfeld an die Burggrafen von Kirchberg, 1421 an die Grafen von Reuß, 1615 an Weimar, 1620 und 1663 an Gotha kam und 1826 bei der Teilung der gothaischen Lande an Sachsen-Meiningen fiel, und Unterkranichfeld, letzteres nacheinander im Besitz der Grafen von Gleichen, von Reuß-Plauen und von Hatzfeld, nach deren Aussterben es von Kurmainz als heimgefallenes Lehen eingezogen und mit Erfurt vereinigt wurde, bis es 1815 an Sachsen-Weimar fiel.

Kranichfeld, Niederburg
Kranichfeld, Niederburg

Das 1143 genannte Dorf war Sitz einer Seitenlinie der Grafen von Käfernburg-Schwarzburg, die ihren Besitz in Kranichfeld teilten. Der größere obere Teil kam 1380 an die Burggrafen von Kirchberg, stand seit 1398 unter wettinischer Lehnshoheit, gelangte 1453 an die Reußen und war von 1615 bis 1920 verschiedenen sächsisch-thüringischen Fürstentümern zugehörig. Der niedere Teil gehörte unter Mainzer Lehnshoheit den Grafen von Schwarzburg, 1803 zum Königreich Preußen, 1814 zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach und 1912 zum Herzogtum Sachsen-Meiningen. Der Ort bildete trotz der herrschaftlichen Aufteilung eine Einheit, entwickelte sich am Übergang der Straße von Erfurt nach Rudolstadt über die Ilm zu einem im 15. Jahrhundert so genannten Flecken und wurde 1651 zur Stadt erhoben.

Kranichfeld, Schloss
Kranichfeld, Schloss

Seinem Rat standen die Niedergerichte zu. Neben dem auf das 12. Jahrhundert zurückgehenden, um 1530 stark ausgebauten, 1934 abgebrannten Oberschloss und dem um 1180 erbauten Niederschloss gab es noch zwei im 14. Jahrhundert zerstörten Burgen. Die Einwohner nährten sich von Landwirtschaft und Handwerk, daneben vor allem von Holzarbeit, Korbmacherei, Töpferei, Tuchmacherei und Strumpfwirkerei. 1830 hatte Kranichfeld 1300 Einwohner. 1888 wurde von Weimar über Berka eine Stichbahn gebaut, es entstanden Sägewerk und elektrotechnische Industrie.

Kranichfeld, Rudolf Baumbach mit Baumbachhaus
Kranichfeld, Rudolf Baumbach mit Baumbachhaus

In Kranichfeld wurde am 28. September 1840 der Dichter Rudolf Baumbach geboren († 21. September 1905 in Meiningen). Aus seiner Feder stammt u.a. „Hoch auf dem gelben Wagen“.

Kranichfeld ist heute eine Landstadt im Freistaat Thüringen, Kreis Weimarer Land, mit rund 3000 Einwohnern (2021).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Reichsadler 1889-1918

Ähnliche Beiträge

Vorherige SeiteNächste Seite
HildburghausenPößneck

Kommentar verfassen