Pößneck (Pössneck) im Herzogtum Sachsen-Meiningen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Pößneck 12.702 Einwohner – 1905 (Städte im Kaiserreich)

Pößneck (Pössneck) im Herzogtum Sachsen-Meiningen
Pößneck ist eine Stadt im Herzogtum Sachsen-Meiningen, Kreis Saalfeld.

Pößneck liegt an der Kotschau, nahe deren Mündung in die Orla, 220 Meter über dem Meer und ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Leipzig-Probstzella und Orlamünde-Oppurg.

Die Stadt Pößneck hat eine gotische evangelische Kirche (von 1390), ein schönes, 1443 in gotischem Stil erbautes Rathaus, Realschule, landwirtschaftliche Schule, Amtsgericht, Reichsbanknebenstelle, bedeutende Flanellfabrikation, Gerberei, Porzellanfabriken, Färberei, Fabrikation von Möbeln, Maschinen, Farben, Puppen, Lackleder, Musikinstrumenten, Schokolade und Konfitüren, Gärtnerei, Bierbrauerei, Ziegelbrennerei und Dampfsägemühlen.

Im Jahr 1905 leben in Pößneck 12.702 meist evangelische Einwohner. Dem Namen nach slawischen Ursprungs, tritt Pößneck erst in die Geschichte, als es um 1300 von den Herren zu Lobdeburg-Arnshaugk an die Landgrafen von Thüringen kam. Von diesen hatte eine besondere Linie der Grafen von Schwarzburg 1324–1418, bez. 1426 die Stadt zu Lehen; dann fiel sie an die Wettiner zurück, gehörte 1714–1826 zum Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld und ist seitdem sachsen-meiningisch.

Im Orlagau wurde neben einem Dorf wohl im 13. Jahrhundert die an der Straße von Gera nach Saalfeld gelegene Stadt auf regelmäßigen Grundriss, seit 1640 erbaut, sie wird 1324 erstmals als solche bezeugt, später war die ummauert. Der Rat ist 1329 nachzuweisen, 1448 konnte er die niedere und die obere Gerichtsbarkeit erwerben. 1418 fiel Pößneck an die wettinischen Lehnsherren, 1485 an deren ernestinische Linie, gehörte 1572 zu Sachsen-Coburg, seit 1640 zu Sachsen-Altenburg, seit 1672 zu Sachsen-Gotha seit 1682 zu Sachsen-Saalfeld und 1826 bis 1918 zum Herzogtum Sachsen-Meiningen.

Vor 1348 wurde ein Karmeliterkloster gegründet. 1474 entstand die als spätmittelalterliches Rechtsdenkmal bedeutende Pößnecker Schöffenspruchsammlung. Haupterwerbszweige waren in älterer Zeit neben dem beträchtlichen Handel die Tuchmacherei, Schuhmacherei und Lederverarbeitung. Der in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts erreichte Wohlstand der Stadt äußerte sich im Neubau des Rathauses 1478/1531. 1525 nahmen die Bürger an der Erhebung im Bauernkrieg teil.

1734 entstand eine Färberei, 1801 wurde eine Porzellanfabrik erreichtet. 1833 hatte Pößneck 3424 Einwohner. Es besitzt seit 1871 Bahnverbindung nach Gera und Saalfeld, seit 1889 nach Orlamünde. Großbetriebe der Textil- und Lederindustrie, eine Schokoladenfabrik (Robert Berger, 1876) und eine Großdruckerei (Vogel-Verlag, 1895) machten Pößneck zu einer Industriestadt.

Pößneck ist heute eine Stadt im Freistaat Thüringen, Saale-Orla-Kreis, mit rund 12.000 Einwohnern (2021).
Bildergalerie








Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911

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