S.M.S. Berlin (1903), Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. Berlin (1903) – Angaben
Name: | Berlin |
Namensherkunft: | Berlin, Hauptstadt des Deutsches Reiches und des Königreich Preußens. |
Stapellauf: | 22.09.1903 in Danzig (Kaiserliche Werft Danzig) |
Schiffsklasse: | Bremen-Klasse |
Schwesterschiffe: | S.M.S. Danzig, S.M.S. Leipzig, S.M.S. München, S.M.S. Lübeck, S.M.S. Berlin, S.M.S. Hamburg, S.M.S. Bremen |
Besatzung: | ca. 300 Mann |
Maße: | Länge 110,6 m, Breite 13,2 m, Tiefgang: 5,0 m |
Wasserverdrängung: | 3250 Tonnen |
Maschinenleistung: | 12.200 PS, 3fach Expansionsmaschinen, 10 Marine-Kessel |
Dampfstrecke: | 5000 Seemeilen |
Maximale Geschwindigkeit: | 23,2 kn |
Bewaffnung: | 10 Schnellfeuerkanonen Kaliber 10,5 cm und Torpedos |
Ende: | 1935 Hulk, 1947 versenkten die Engländer das Schiff im Skagerrak mit Gasmunition an Bord. |
S.M.S. Berlin (1903) – Geschichte
Die Kreuzer der Bremen-Klasse waren ausgezeichnete Schiffe für den Aufklärungs- und Auslandsdienst, von denen 1905 S.M.S. Lübeck als erstes Schiff der deutschen Marine eine Turbinenanlage anstelle der üblichen Kolbendampfmaschine erhielt.
Bis August 1905 diente das Schiff als Begleitkreuzer der Kaiserlichen Yacht S.M.S. Hohenzollern. 1906 und 1907 fanden Verbandsfahrten in der Nordsee und im Skagerrak, 1908 und 1909 mehrere Atlantikfahrten und 1910 Übungsfahrten in Nord- und Ostsee statt.
Frankreich nahm 1911 die Unruhen in Marokko zum Anlass, die Städte Rabat und Fes zu besetzten. Es kommt zur zweiten Marokkokrise. Am 27.06.1911 erhielt der Kreuzer den Befehl, kriegsmäßig auszurüsten und an die westafrikanische Küste zu laufen. Am 28.06. verließ S.M.S. Berlin Kiel, lief durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal mit Ziel Agadir. Dort löst sie das vor Agadir liegende Kanonenboot Panther ab (Panthersprung nach Agadir).
Ende Juli 1911 besetzte eine als Handelskarawane getarnte französische Heereseinheit die Kasbah von Agadir, hissten die französische Fahne und erklärten die Besetzung von Agadir. Dem Kommandanten von S.M.S. Berlin, Fregattenkapitän Löhlein ist es zu verdanken, dass diese offensichtliche Provokation dennoch friedlich ausgegangen ist.
Die jungen deutschen Offiziere und die Mannschaft wollten natürlich diese Aktion nicht unbeantwortet lassen und forderten einen sofortigen Einsatz. Der besonnene Fregattenkapitän Löhlein war sich aber der eventuellen Folgen bewusst und ordnete konsequentes abwarten an.
Später regelten Diplomaten die Angelegenheit und die französische Flagge wurde wieder eingeholt. Am 28.11.1911 verließ die S.M.S. Berlin Agadir, geriet in der Biscaya in einen gewaltigen Sturm und konnte erst am 14.12.1911 wieder in Kiel festmachen.
1912 erfolgt die Außerdienststellung. Im Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) wird das Schiff wieder reaktiviert und zu Sicherungsdiensten in Nord und Ostsee ausgesandt. Nach 1918 wird es in die Reichsmarine übernommen und fungiert als Ausbildungsschiff. 1924/25 unternahm es in dieser Funktion eine größere Auslandreisen nach Südamerika.
1926/27 unternahm das Schiff eine Auslandsreise nach Ostasien und Australien. 1928/29 auf Weltreise, danach außer Dienst gestellt. In Kiel liegend wurde es als Wohnschiff verwendet. Während des Zweiten Weltkriegs (1939 – 1945) erfolgte kein Einsatz. 1945 wurde es von den Engländern beschlagnahmt und 1947 im Skagerrak mit Gasmunition an Bord versenkt.
Nachfolgende Tafeln werden hier mit freundlicher Genehmigung von Heinz-Otto Müller (Enkel Fregattenkapitän Löhleins) gezeigt.
Übersetzung der Tafel, die der Kommandant des leichten Kreuzers BERLIN, Fregattenkommandant Löhlein, am 7. Oktober 1911 von Ahmed ben al. Muhcin überreicht bekam, dem Bevollmächtigten des Sultans für das Gebiet von Agadir.
Glück, Willkommen und Beistand dem Chef der Fregatte „Berlin“, dem Kommandanten Löhlein im Jahre 1329 (Anmerkung: = 1911). Der Kommandant ist Repräsentant des ehrenwerten deutschen Staates,…er ist gekommen, um sich hier im Hafen aufzuhalten…Agadir, die gut befestigte Stadt, die wirksam bewacht ist im Gebiet der Khakha und den Stämmen bis ins äußerste Soucena. Er hat auf triumphale Weise begonnen, Geschicke und politische Angelegenheiten dieser Gegend in die Hand zu nehmen. Während er das macht informiert er sich über Mittel und Wege, die einen friedlichen Ausgang seiner Mission erlauben, und die zum Gelingen und zum Erfolg führen, ohne Qual und ohne Schaden. Alle unsere Stämme haben ihre Befriedigung über seine Ankunft in diesem großen Hafen ausgedrückt. Die Ankunft dient nur dem einzigen Zweck: Mit den Bewohnern dieses Landstrichs hinzuwirken auf absolute Sicherheit und Frieden. Was für ein Mann, dessen Freundlichkeit jedem, der ihn ansieht, Zuneigung abverlangt und Achtung einflößt. Dazu kommen noch seine Intelligenz, sein gutes Benehmen, sein Scharfsinn und sein guter Führungsstil, den er dadurch unter Beweis stellt, dass er an der Moschee einen Erlass anbringt, was er alles als Verbrechen betrachtet. Darüber hinaus wirkt sein Verhalten wie ein Aufräumen auf den Plätzen, in die er sein Schiff manövriert, es wirkt wie eine Reinigung im Vorbeifahren und bewirkt eine Öffnung der Route durch das Kriegsmaterial, das sich an Bord seines Schiffes befindet. Niemand hat es besser verstanden als er bewundernde Blicke auf sich zu ziehen durch all das, was er an Waffen und Munition mit sich führt. Das gleiche gilt für seine Mitstreiter, Söhne von Häuptlingen (chefs), die Befehle überwachen und im Handumdrehen ausführen, wenn ihr Vorgesetzter sie ausspricht.
Jedes Mal, wenn man zu ihm kommt, empfängt er einen mit Würde und Liebenswürdigkeit. Sein Gesicht ist durch sein Lächeln erhellt, das immer auf seinem Gesicht zu sehen ist. Mit ausgewählter Höflichkeit bittet er uns, auf den am Boden bereitgestellten Sitzen Platz zu nehmen. Er lädt uns ein, in seiner Gesellschaft zu bleiben und wir unterhalten uns mit ihm über Neuigkeiten und Zerstreuungen, und teilen mit ihm die Delikatessen der Speisen und der Getränke, die wir gerne haben. Sie werden uns unentgeltlich angeboten. Einmal (nach dem Essen) erheben wir uns und gehen auf seinem Schiff spazieren, von oben bis nach unten, ohne dass uns jemand anweist wie das zu geschehen habe. Was weiß jener, der unsere jetzige Mitteilung liest darüber, dass wir weder denjenigen lieben, der ihn nicht liebt, noch jenen, der schlecht über ihn redet. Derjenige, der ihn liebt, liebt auch uns, und jener, der ihn verachtet, verachtet auch uns. Wir danken Gott, der uns mit seiner Bekanntschaft, seiner offenen Zuneigung, und seiner aufrichtigen Alliance gesegnet hat. Außerdem hoffen wir, uns auszutauschen mit diesem großen Staat und dass dieser seine Anstrengungen noch verdoppelt ihn (Löhlein) zu ehren, und sein Ansehen zu vermehren, denn er verdient es. Ihm dies zuzugestehen, würde nur seine verdienstvollen Qualitäten anerkennen, als da sind die Weisheit seiner Entscheidungen, die Großzügigkeit, Güte, Hilfe und das Verzeihen sowohl dem Starken als auch dem Schwachen. Wir halten zu ihm in der Aufrichtigkeit und Redlichkeit der Taten und der Offenheit und Geradlinigkeit der Worte. Möge Gott seine Großzügigkeit behüten und seine Bereitschaft beschützen, sich anderen eifersüchtig in den Weg zu stellen, wofür er Achtung erworben hat.
Salut. Am 13 choual im Jahr 1329 (Anmerkung: = 7. Oktober 1911). Geschrieben von der Hand des verantwortlichen Ahmed ben al. Muhcin, bevollmächtigt für das Gebiet von Agadir und seinen zwei Sekretären, Said ben Omar ben Mohamed und Mohamed ben Bahi al. Kadiri. Dass Gott allen den Erfolg versichert.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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