Preußenlied: Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben?
Preußenlied
Text: Dr. Bernhard Thiersch (1793-1855), 1830
Melodie: August Neidhardt (1793-1861), 1832
- Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben?
Die Fahne schwebt mir weiß und schwarz voran;
daß für die Freiheit meine Väter starben,
das deuten, merkt es, meine Farben an!
Wie werd‘ ich bang verzagen;
wie jene will ich’s wagen:
Sei’s trüber Tag, sei’s heit’rer Sonnenschein,
ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! - Mit Lieb‘ und Treue nah‘ ich mich dem Throne,
von welchem mild zu mir ein Vater spricht,
und wie der Vater treu mit seinem Sohne,
so steh‘ ich treu mit ihm und wanke nicht.
Fest sind der Liebe Bande,
Heil meinem Vaterlande!
Des Königs Ruf dringt in das Herz mir ein:
Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! - Nicht jeder Tag kann glühn im Sonnenlichte;
ein Wölkchen und ein Schauer kommt zur Zeit;
Drum lese keiner mir es im Gesichte,
daß nicht der Wünsche jeder mir gedeiht.
Wohl tauschten nah und ferne
mit mir gar viele gerne;
Ihr Glück ist Trug und ihre Freiheit Schein:
Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! - Und wenn der böse Sturm mich wild umsauset,
die Nacht entbrennet in des Blitzes Glut,
hat’s auch schon ärger in der Welt gebrauset,
und was nicht wankte, war des Preußen Mut.
Mag Fels und Eiche splittern;
ich werde nicht erzittern!
Es stürm‘ und krach‘, es blitze wild darein:
Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! - Wo Lieb‘ und Treu‘ sich so dem König weihen,
wo Fürst und Volk sich reichen so die Hand,
da muß des Volkes wahres Glück gedeihen,
da blüht und wächst das schöne Vaterland.
So schwören wir aufs neue
dem König Lieb‘ und Treue!
Fest sei der Bund! ja, schlaget mutig ein:
Wir sind ja Preußen, laßt uns Preußen sein!
Der Text
wurde im Laufe der Zeit mehrfach korrigiert und verändert. Die hier dargestellte Variante stammt aus dem Buch „Die Volkshymnen“ von Prof. Dr. O. Boehm, Wismar 1901.
Das Preußenlied „Ich bin ein Preuße kennt ihr meine Farben?“ wurde zum 3. August 1831, dem Geburtstag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., für die Harmoniegesellschaft in Halberstadt von dem in Kirchscheidungen bei Freyburg a. d. Unstrut (preuß. Regbez. Merseburg) geborenen Gymnasiallehrer Dr. Bernhard Thiersch gedichtet und an diesem Tage uraufgeführt.
Bernhard Heinrich Thiersch
* 26.04.1793 in Kirchscheidungen bei Freyburg a. d. Unstrut,
† 01.09.1855 in Bonn;
seit 1817 Lehrer in Gumbinnen, Lyck und Halberstadt, seit 1832 Direktor des Gymnasiums in Dortmund, dichtete 1830 in Halberstadt das Preußenlied.
Zuerst wurde das Lied nach der Melodie des Hinkelschen Burschenschaftsliedes „Wo Mut und Kraft in deutscher Seele flammen“ gesungen. Die Melodie, welche der französischen Romanze „Der Troubadour“ von Souvent entlehnt ist, gefiel indessen nicht und deshalb schuf der in Schleiz geborene Komponist August Neithardt schon 1832 eine eigene, wonach das Lied noch heute allgemein gesungen wird.
Aus der in der ersten Strophe erwähnten Bezeichnung der preußischen Landesfarben „weiß und schwarz“ geht hervor, dass damals die später fest bestimmte Reihenfolge (schwarz-weiß) noch nicht allgemein bekannt war.
Der Text, im damals üblichen pathetischen Vokabular gehalten, bezieht sich auf den aufopferungsvollen Befreiungskampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft in Deutschland und wurde besonders gerne von Schülern und Soldaten gesungen.
Theodor Schneider fügte im Jahre 1851 eine sechste Strophe ein, die dann auch fortan Anerkennung fand und mitgesungen wurde.
6. Strophe
Des Preußen Stern soll weithin hell erglänzen,
des Preußen Adler schweben wolkenan,
des Preußen Fahne frischer Lorbeer kränzen,
des Preußen Schwert zum Siege brechen Bahn.
Und hoch auf Preußens Throne
im Glanz von Friedrichs Krone
Beherrsche uns ein König stark und mild,
Und jedes Preußen Brust sei ihm ein Schild!
Neuer Text 1871: „Wir heißen Deutsche kennt ihr unsre Zeichen?“
Unter dem Eindruck des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 und der nachfolgenden Gründung des Deutschen Reichs verfasst Jakob Wahl im Jahre 1871 den Liedtext neu, um nun das Nationalgefühl im deutschen Volk zu stärken. Der neue Text wurde in mehreren Soldatenliederbüchern veröffentlicht. Den Slogan „Vom Fels zum Meer“ prägte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. für sein Haus Hohenzollern, welches vom Stammsitz des Geschlechts auf dem Fels Hohenzollern nun bis an die Meere der Nord- und Ostsee herrscht. Auch werden im Text nun nicht mehr die Farben Preußens „schwarz und weiß“, sondern das „neue Banner Schwarz und Weiß und Rot“ besungen.
Wir heißen Deutsche
Text: Jakob Wahl, 1871
Melodie: August Neidhardt (1793-1861), 1832
Wir heißen Deutsche kennt ihr unsre Zeichen
das neue Banner Schwarz und Weiß und Rot
Wie seine stolzen Farben nie erbleichen
so bleiben wir ihm treu bis in den Tod
Die Fahnen vor dem Heere
die Flaggen auf dem Meere
„Vom Fels zum Meer“ wehn unsre Farben rein
wir heißen Deutsche, wollen Deutsche sein
Wir heißen Deutsche, wißt ihr, wer uns führet
dem Preußenkönig folgen wir zum Krieg
In Sturmeswettern ist er uns erküret
und Gott vom Himmel krönet ihn mit Sieg
Er hat die Schlacht geschlagen
er muß die Krone tragen
„Vom Fels zum Meer“ erglänze hell ihr Schein
wir heißen Deutsche, wollen Deutsche sein
Wir heißen Deutsche, was hat uns verbunden
nicht Unterjochung oder Staatsvertrag
Im heil´gen Kriege haben wir gefunden
der deutschen Einheit heißersehnten Tag
Den Feind mit deutschen Hieben
zum Land hinausgetrieben
„Vom Fels zum Meer“, vom ganzen deutschen Rhein
wir heißen Deutsche, wollen Deutsche sein
Wir heißen Deutsche, sind ein Volk in Waffen
und unser neues Reich ist hergestellt
Ein Reich des Friedens wollen wir erschaffen
und trennen soll uns keine Macht der Welt
Wir sind in Süd und Norden
ein Bruderreich geworden
„Vom Fels zum Meer“ ihr Brüder schließt die Reihn
wir heißen Deutsche, wollen Deutsche sein
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Meyers Kleines Konversations-Lexikon“, 7. Auflage in 6 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1908
- „Die Volkshymnen“ Prof. Dr. O. Boehm, Wismar 1901
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