Trient in Tirol im Kaisertum Österreich, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Trient 24.868 Einwohner (1900), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
Trient in Tirol im Kaisertum Österreich
Trient (ital. Trento, lat. Tridentum) ist eine Stadt mit eigenem Statut im Kaisertum Österreich, Gefürstete Grafschaft Tirol (Südtirol), Hauptort des Trentino genannten italienischen Landesteils und bedeutender Fremdenverkehrspunkt.
Trient liegt 195 Meter über dem Meer, links an der von einer eisernen Brücke überspannten, schiffbaren Etsch, in die nahe unterhalb die Fersina mündet, an der Südbahnlinie Kufstein-Ala, der Valsuganabahn (Trient-Borgo-Tezze) und der elektrischen Lokalbahn Trient-Male. Trient hat Reste der alten Stadtmauer mit zwei Türmen, schöne Parkanlagen, zahlreiche Villen aber gegen Osten ansteigenden Hügeln und ganz im italienischen Stil erbaute Häuser. In den letzten Jahren ist Trient durch Anlage von Außenforts zu einer Lagerfestung umgewandelt worden.
Die ansehnlichsten Plätze sind die Piazza del Duomo mit dem Neptunsbrunnen und altem Stadtturm und die Piazza Dante mit Gartenanlagen und dem Denkmal Dantes (von Zoccchi, 1896). Von den kirchlichen Gebäuden sind zu erwähnen, der Dom, eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit zwei Kuppeln (im 11. Jahrhundert begonnen, im 16. vollendet, 1886–1906 restauriert); die Kirche Santa Maria Maggiore (aus dem 16. Jahrhundert, 1904 umgebaut), mit den Bildnissen der Kirchenfürsten, die dem in dieser Kirche abgehaltenen Konzil beiwohnten;
die Kirche San Pietro mit gotischer Fassade und einer Kapelle des heiligen Simon von Trient, der als Kind 1475 angeblich von den Juden ermordet wurde; die Jesuiten-, jetzt Seminarkirche; die Kirche dell‘ Annunziata mit hoher, von vier Säulen getragener Kuppel; das Kapuzinerkloster mit schöner Terrasse. Andere ansehnliche Gebäude sind das Kastell Buon Consiglio (einst Residenz der Fürstbischöfe, jetzt Kaserne) mit einem alten sogenannten Augustusturm und Fresken, das Rathaus, der Justizpalast, das Theater, das Gebäude des Landeskulturrats, die neuen Kasernen und mehrere Privatpaläste.
Die Stadt Trient ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung), eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion, einer Sektion des Landeskulturrats, eines Festungskommandos, eines Fürstbischofs mit Domkapitel und hat ein fürstbischöfliches Seminar mit theologischer Lehranstalt, ein Staatsgymnasium (mit italienischer und deutscher Abteilung), ein bischöfliches Gymnasium mit Konvikt, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Bau- und Kunsthandwerkerschule, eine Handelsmittelschule, eine Musikschule, ein bischöfliches Taubstummeninstitut, ein städtisches Museum mit Bibliothek (60.000 Bände), ein Artilleriezeugdepot, eine Seidenzuchtanstalt, verschiedene Wohltätigkeitsanstalten, eine Filiale der österreichisch-ungarischen Bank, eine Volksbank und Sparkasse.
Im Jahr 1900 leben in Trient mit dem Militär (2231 Mann) 24.868 meist italienische Einwohner (2049 Deutsche). Trient besitzt Seidenspinnereien, Werkstätten für Steinbearbeitung, Fabriken für Möbel, Hüte, Kanditen u. Schokolade, Spirituosen, Teigwaren, Salami (sogen. Veroneser Salami), Glockengießerei. Färberei, Kunstmühle, ein städtisches Elektrizitätswerk und Gasanstalt, ein Schlachthaus, Marmorbrüche, Obst- und Weinbau und lebhaften Handel. Auf dem rechten Etschufer liegt der befestigte Felshügel Doß Trento (289 m), auf dem einst das Römerkastell Verruca stand, mit schöner Aussicht; östlich der 38 m hohe Wasserfall der Fersina; südwestlich der aussichtsreiche Monte Bondone (2090 m).
Im Altertum war Trient, die älteste Stadt Tirols, römische Provinzialstadt. Im 4. Jahrhundert wurde es Bischofssitz, litt zur Zeit der Völkerwanderung außerordentlich und wurde vom Ostgotenkönig Theoderich wieder hergestellt. Um 574 Residenz eines langobardischen Herzogs, kam es unter Karl dem Großen an das fränkische Reich. König Konrad II. belehnte 1027 den Bischof von Trient mit der fürstlichen Würde und weltlichen Herrschaft über die Stadt. Das älteste Statut der Stadt, nur in deutscher Übersetzung aus dem 15. Jahrhundert erhalten, stammt noch aus dem 13. Jahrhundert. Das Konzil von 1545–63 (Tridentinisches Konzil) gab Trient eine welthistorische Bedeutung. 1803 wurde das Hochstift säkularisiert und Österreich einverleibt. 1805 fiel es an Bayern, nach den Kämpfen von 1809 an Italien, 1814 wieder an Österreich.
Trento, deutsch Trient, ist heute eine Stadt in der Autonomen Provinz Trient, Italien mit rund 120.000 Einwohnern (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
- „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
- „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
- „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
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