Brünn Hauptstadt der Markgrafschaft Mähren im Kaisertum Österreich, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Brünn 109.346 Einwohner (1900), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
Neben der Stadt Brünn in Mähren im Kaisertum Österreich, existieren im Deutschen Reich (Kaiserreich):
- Brünn, ein Dorf im Herzogtum Sachsen-Meiningen, Kreis Hildburghausen mit 417 Einwohnern (1905)
- Brünn, ein Dorf im Königreich Bayern, Bezirksamt Ebern mit 291 Einwohnern (1905)
- Brünn, ein Dorf im Königreich Bayern, Bezirksamt Kissingen mit 192 Einwohnern (1905)
Brünn in Mähren im Kaisertum Österreich
Brünn (tschechisch Brno) ist die Hauptstadt der Markgrafschaft Mähren.
Brünn liegt 227 Meter über dem Meer am Fuß des Spielbergs, zwischen dem Schwarzawa- und Zwittawafluß in fruchtbarer Gegend. Die winkelig gebaute innere Stadt ist seit 1860 an Stelle der ehemaligen Befestigungswerke von breiten Straßen und Anlagen umgeben. Unter den Plätzen sind der Große Platz mit einer Mariensäule, der Krautmarkt mit schönem Brunnen und der Elisabethplatz mit Anlagen und stattlichen Neubauten bemerkenswert.
Brünn hat 17 Kirchen, darunter die Domkirche St. Peter und Paul aus dem 15. Jahrhundert; die gotische Kirche St. Jakob (aus dem 14. Jahrhundert), in neuester Zeit restauriert, mit spitzem, 98 m hohem, eisernem Turm und schönen Glasmalereien; die Minoritenkirche mit Freskomalereien; die gotische Augustinerkirche in Alt-Brünn aus dem 14. Jahrhundert; die Kapuzinerkirche (1651 begonnen) mit dem Grabmal des Pandurenobersten von der Trenck; die neue, gotische, evangelische Christuskirche und eine Synagoge in maurischem Stil.
Unter den sonstigen Gebäuden sind bemerkenswert das Statthaltereigebäude (ehemals Augustinerkloster) mit Gartenanlagen; das Landhaus (1881) mit dem Sitzungssaal des Landtags; das Rathaus (1511) mit gotischem Portal und Altertümern; die sogenannte Jesuitenkaserne (ehemals Jesuitenkloster); die bischöfliche Residenz; das adlige Damenstift zu Mariaschul; das 1882 eröffnete Stadttheater; das deutsche und das slawische Vereinshaus. Im Jahr 1900 leben in Brünn mit der 4548 Mann starken Garnison 109.346 Einwohner, darunter 68.702 Deutsche, 38.365 Tschechen.
Brünn ist eine der bedeutendsten Fabrikstädte und behauptet insbesondere in der Schafwoll- und Metallindustrie eine hervorragende Stellung. Es gibt hier 60 Fabriken der Textilindustrie, 6 Maschinen- und 15 Metallwarenfabriken, 11 Ziegeleien, 4 Brauereien, 3 Malzfabriken, 6 Lederfabriken, eine Dampfmühle, 2 Kanditenfabriken, 7 Buchdruckereien, 4 Holzwarenfabriken, 6 chemische Fabriken, eine Zementwarenfabrik u. a.
Mit der hochentwickelten Industrie steht ein lebhafter Handel in Zusammenhang. Die Jahrmärkte der Stadt Brünn gehören zu den bedeutendsten Österreichs. Als Förderungsmittel des Handels und der Industrie dienen die Mährische Eskomptebank, die Landeshypothekenbank, eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, eine Sparkasse; ferner besteht hier eine Handels- und Gewerbekammer.
Die Stadt Brünn bildet einen wichtigen Eisenbahnknotenpunkt mit den Linien Wien-Brünn-Prag-Bodenbach, Brünn-Tischnowitz, Brünn-Okřisko und Brünn-Vlarapaß der Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahn, dann Wien-Brünn und Brünn-Olmütz der Kaiser Ferdinands-Nordbahn. Brünn besitzt auch elektrische Straßenbahnen, Gas- und Wasserleitung und ein Elektrizitätswerk. An Unterrichtsanstalten bestehen eine deutsche und eine tschechische technische Hochschule, eine theologische Lehranstalt, 2 deutsche und 2 tschechische Obergymnasien, eine deutsche und eine tschechische Staats- und eine deutsche Landes-Oberrealschule, eine deutsche und eine tschechische Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt,
je eine deutsche und eine tschechische Staatsgewerbe- und Handelsschule, eine Webschule. Wichtigere Wohltätigkeitsanstalten sind: eine Kranken- und eine Irrenanstalt, eine Gebäranstalt, ein Taubstummen- und Blindeninstitut; ferner ein Zwangsarbeitshaus. Auch befinden sich hier das Landes- (Franzens-) Museum und ein Gewerbemuseum. Brünn ist Stadt mit eigenem Statut und Sitz der k. k. Statthalterei, des Oberlandes- und Landesgerichts, der Finanzlandesdirektion, der Post- und Telegraphendirektion, einer Polizeidirektion, eines Divisions- und eines Brigadekommandos, ferner einer Bezirkshauptmannschaft (Brünn Umgebung), eines Bischofs, eines deutschen Konsuls etc.
Im Westen der Stadt Brünn erhebt sich der Spielberg (288 m), mit schönen Anlagen und einer Zitadelle, die 1740–1855 als Staatsgefängnis diente. Dort starb 1749 der Pandurenoberst von der Trenck und 1822–30 saß hier der italienische Dichter Silvio Pellico gefangen. Außerdem sind als Anlagen zu erwähnen im Südwesten der Franzensberg mit einem zum Andenken an die Befreiungskriege 1813–15 errichteten Obelisken; der schöne Augarten und der nordwestlich gelegene Schreibwald mit der bürgerlichen Schießstätte. In der Umgebung von Brünn befinden sich mehrere Industrieorte, wie Königsfeld (10.228 Einwohner), Huffowitz (8764 Einwohner), Schimitz (8916 Einwohner), Obergerspitz u. a. Nördlich von Brünn liegt Adamsthal und westlich das Kohlenbecken von Rossitz-Oslawan.
Der Name Brünn wird bald von dem keltischen Ortsnamen Eburodunum, bald von dem altdeutschen Worte brünne, bald von dem altslawischen brnij („Kot“) abgeleitet. Im 11. Jahrhundert ist Brünn Sitz und Mittelpunkt eines der vier in Mähren bestehenden přemyslidischen Fürstentümer; im 14. Jahrhundert und bis 1411 bildet die im Westen an die Stadt grenzende Anhöhe, der Spielberg, den Wohnsitz der mährischen Markgrafen. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begann in Brünn die deutsche Einwanderung, durch welche die ursprünglich kleine Ansiedelung gegen Norden stark erweitert wurde. 1243 erhielt Brünn von König Wenzel I. die iura originalia (Grundrechte der Stadt), die mit anderen Privilegien die Grundlage für die Ausbildung des Brünner Stadtrechts bildeten, das für eine große Anzahl mährischer Städte Mutterrecht wurde.
Um 1350 verfasste der Stadtnotar Johannes das Brünner Schöffenbuch, eins der wichtigsten Rechtsdenkmäler des Mittelalters, für die Entwickelung der städtischen Rechtswissenschaft in Böhmen und Mähren von Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts hatte Brünn geistig und wirtschaftlich eine Glanzzeit. Am 10. Februar 1364 fand hier ein großer Fürstenkongress und der Abschluss des Erbfolgevertrags zwischen Luxemburgern und Habsburgern statt. Im Dezember 1419 führte hier König Siegmund mit den böhmischen Herren und den Gesandten Prags Verhandlungen, deren ungünstiges Ergebnis den Ausbruch der Hussitenkriege mit veranlasste. Brünn blieb in dieser Zeit dem katholischen Glauben und den Königen Siegmund und Albrecht treu. 1428 belagerten die Taboriten die Stadt vergeblich. Nachdem sie sich 1467 dem König Matthias Corvinus von Ungarn angeschlossen hatte, wurde sie wieder von dem böhmischen König Georg Podiebrad hart belagert.
Im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts verbreitete sich hier der Protestantismus rasch; der Winterkönig Friedrich weilte hier 5. und 6. Februar 1620. In der Zeit der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges heimgesucht, wehrte Brünn unter dem Kommandanten Souches vom 3. Mai bis 15. August 1645 die Belagerung durch Torstensson ab, worauf es von Kaiser Ferdinand III. zahlreiche Rechte und Verbesserung des Stadtwappens erhielt. 1742 wurde Brünn abermals vergeblich zwei Monate von den Preußen belagert, 1805 hatte Napoleon vom 20. November bis 2. Dezember hier sein Hauptquartier, 1809 wurde es wiederum von den Franzosen heimgesucht. Während des Deutschen Kriegs von 1866 war es vom 12. Juli an zwei Monate von den Preußen besetzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) kam es in der Tschechoslowakei zu besonders gewaltsamen Vertreibungen der deutschen Bevölkerung. Dabei wurden vor allem die Einwohner grenznaher Gemeinden von prügelnden und schießenden Wachmannschaften zu Fuß aus der Heimat gejagt. Das größte Ereignis dieser Art war der Todesmarsch von 20.000 bis 30.000 Brünner Deutschen nach Niederösterreich Ende Mai 1945, mehrere Tausende kamen allein bei diesem Marsch ums Leben. („Schwarzbuch der Vertreibung 1945 bis 1948. Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit“ Universitas. Heinz Nawratil. S. 57/58).
Brno, deutsch Brünn, ist heute eine Stadt in der Tschechischen Republik mit rund 380.000 Einwohnern (2021).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
- „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
- „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
- „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
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Jeder redet von Vertriebenen aller Länder ,verbunden mit Leid und Tot der Menschen. Was ist denn mit den Vertriebenen Deutschen aus den Ost Ländern nach dem 2ten Weltkrieg. Gräueltaten, Vergewaltigen, Mord waren da leider auch an der Tagesordnung. Kinder ,Frauen alte Männer! Aber das will heute keiner wahr haben.