Thorn, Siegesdenkmal mit Stadttheater

Thorn

Thorn in Westpreußen im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Thorn 31.928 Einwohner – 1905 = 121. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Thorn, Rathaus und Artushof
Thorn, Rathaus und Artushof

Thorn in Westpreußen im Königreich Preußen

Thorn (poln. Torun) ist eine Stadt (Stadtkreis) im Königreich Preußen, Provinz Westpreußen, Regierungsbezirk Marienwerder.

Thorn Stadtplan 1910 (Wagner & Debes)
Thorn Stadtplan 1910 (Wagner & Debes)

Thorn ist Festung ersten Ranges, liegt an der Weichsel, über die hier eine 1000 Meter lange Eisenbahnbrücke führt und 35 Meter über dem Meer.

Thorn mit Vorstädten Stadtplan 1910 (Wagner & Debes)
Thorn mit Vorstädten Stadtplan 1910 (Wagner & Debes)

Thorn hat alte, vom Deutschen Orden erbaute Ringmauern, 6 evangelische und 3 katholische Kirchen (unter letzteren die Johanniskirche mit dem Epitaphium des Kopernikus), eine Garnisonkirche, Synagoge, ein altes Schloss (1260), ein Rathaus (mit Archiv, Bibliothek und Museum), Denkmäler des hier geborenen Astronomen Nikolaus Kopernikus (* 19. Februar 1473 – † 24. Mai 1543), des Kaisers Wilhelm I. und des Bürgermeisters Rösner, ein Kriegerdenkmal, ein Denkmal zur Erinnerung an die 1813 bei der Verteidigung von Thorn gefallenen Bayern und eine Bismarcksäule.

Thorn, Rathaus
Thorn, Rathaus

Im Jahr 1905 leben in Thorn mit der Garnison (drei Infanterieregimenter Nr. 21,61 und 176, ein Ulanenregiment Nr. 4, zwei Bataillone Fußartillerie Nr. 11 und 15 und ein Pionierbataillon Nr. 17) 31.801 (nach Eingemeindung des anliegenden Dorfes Mocker im Jahr 1906 = 43.435 Einwohner, davon 17.510 Evangelische, 13.023 Katholiken und 1092 Juden. Die Industrie in Thorn besteht in Eisengießerei, Fabrikation von Maschinen, Dampfkesseln, Spiritus, Honigkuchen, Schokolade, Tabak, Seife, Mineralwasser, Essig etc., auch hat Thorn Holzbearbeitungsfabriken, Bierbrauerei, Dampfsägewerke, Dampfmühlen und Ziegelbrennerei.

Thorn, Altstädter Markt
Thorn, Altstädter Markt

Der lebhafte Handel in Thorn, unterstützt durch eine Handelskammer, eine Nebenstelle der Reichsbank (Umsatz 1906 = 427,8 Millionen Mark) und durch die Flussschifffahrt, ist besonders bedeutend in Getreide, Futtermitteln, Holz, Wein, Kolonial-, Eisen- und Schnittwaren, Vieh, Steinkohlen etc. Besucht sind auch die dortigen Woll-, Pferde- und Viehmärkte. Dem Verkehr in der Stadt Thorn dient eine elektrische Straßenbahn. Für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Schneidemühl-Thorn, Posen-Schönsee und Thorn-Alexandrowo sowie der Kleinbahnlinie Thorn-Leibitsch.

Thorn, An der Reichsbank
Thorn, An der Reichsbank

Der Durchgangsverkehr auf der Weichsel betrug 1906 zu Berg: 1082 Schiffe mit 85.938 Tonnen Ladung, zu Tal: 1435 Schiffe mit 107.802 Tonnen Ladung, außerdem 1.675.795 Kubikmeter Floßholz. Thorn hat ein Gymnasium, ein Realgymnasium, ein evangelisches und ein katholisches Schullehrer- und ein Lehrerinnenseminar, 2 Präparandenanstalten, eine Gewerbeschule, ein Waisenhaus, ein Konservatorium für Musik, ein Theater und ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptzollamts, einer Spezialkommission, des Landratsamts für den Landkreis Thorn, eines Gouverneurs, eines Festungskommandanten, des Kommandos der 70. und 87. Infanterie- und der 2. Fußartilleriebrigade und des Artillerie-Schießplatzes Thorn sowie der 4. Festungsinspektion.

Thorn, Breite Straße und Altstädtischer Markt
Thorn, Breite Straße und Altstädtischer Markt

Die städtischen Behörden von Thorn zählen 16 Magistratsmitglieder und 42 Stadtverordnete. Thorn gegenüber auf dem linken Weichselufer der Flecken Podgorz und in der Nähe ein Artillerieschießplatz. Zum Landgerichtsbezirk Thorn gehören die neun Amtsgerichte zu Briefen, Gollub, Culm (Kulm), Kulmsee, Lautenburg, Löbau i. Westpr., Neumark i. Westpr., Strasburg i. Westpr. und Thorn.

Thorn Geschichte

Thorn Wappen
Thorn Wappen

Der 1231 durch den Hochmeister Hermann Balk gegründete Ort wurde von westfälischen Einwanderern bevölkert, erhielt 1232 durch Verleihung der Kulmischen Handfeste Stadtrecht und gehörte im 14. Jahrhundert der Hansa an.

Thorn, Stadttheater
Thorn, Stadttheater

Im Jahr 1454 wurde das Schloss zu Thorn vom Preußischen Städtebund erobert und von den Bürgern zerstört. Der Waffenstillstand mit Polen zu Thorn vom 5. April 1521 gewährte dem Hochmeister Albrecht von Brandenburg vier Jahre Ruhe bis zum Krakauer Frieden. 1557 wurde Thorn evangelisch und 1558 die Marienschule in ein Gymnasium verwandelt. König Wladislaw IV. von Polen veranstaltete hier 1645 unter Ossolinskis Vorsitz das sogenannte Colloquium charitativum (das „liebreiche Religionsgespräch“) zur Versöhnung der Katholiken und Dissidenten.

Thorn, Der Dansker
Thorn, Der Dansker

Streitigkeiten, die 1724 zwischen den Jesuitenzöglingen und den Schülern des protestantischen Gymnasiums bei der Fronleichnamsprozession entstanden, verursachten einen Tumult und Verwüstung des Jesuitenklosters. Die polnische Regierung ließ deswegen auf Grund eines ungesetzlichen Verfahrens am 7. Dezember 1724 den Stadtpräsidenten Rößner und neun Bürger enthaupten („Thorner Blutbad“) und stärkte den katholischen Einfluss im Stadtregiment.

Thorn, Weichselansicht
Thorn, Weichselansicht

Bei der zweiten Teilung Polens fiel Thorn zugleich mit Danzig 1793 an Preußen, 1807 durch Napoleon an das Großherzogtum Warschau und kapitulierte mit französischer Besatzung am 16. April 1813 vor den Russen und Preußen. 1815 kam die Stadt wieder zum Königreich Preußen und wurde seit 1818 befestigt. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) bestimmte der Versailler Vertrag 1919 die Abtretung der Provinzen Posen und Westpreußen an Polen.

Thorn, Offizierskasino und Johanniskirche
Thorn, Offizierskasino und Johanniskirche

Nur kleine Teile der Provinzen verblieben bei Deutschland. Diese wurde als Grenzmark Posen-Westpreußen zusammengefasst und Schneidemühl die neue Provinzhauptstadt. Die Polen unterdrückten im ganzen Land massiv ihre nationalen Minderheiten.

Thorn, Rathaus Polnische Post 1933
Thorn, Rathaus Polnische Post 1933

Durch Zwangsvertreibungen und andere Repressalien ging in Thorn der deutsche Bevölkerungsanteil um 92,6 % zurück. Die Polen nennen die Stadt nun Torun.

Thorn, Rathaus Deutsches Reich 1940
Thorn, Rathaus Deutsches Reich 1940

Im Krieg gegen Polen 1939 besetzte die Wehrmacht das Land und Thorn wurde bis 1945 wieder eine Stadt im Deutschen Reich.

Landkarte Westpreussen
Landkarte Westpreussen

Toruń, deutsch Thorn, ist heute eine Stadt in Polen, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, mit rund 199.000 Einwohnern (2020).

Gruß von Festung Thorn.
Gruß von Festung Thorn.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
  • „Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948: Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit“ von Heinz Nawratil, Universitas 2007
Reichsadler 1889-1918

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SchlochauTuchel

3 Kommentare

  1. Meine Vorfahren mütterlicherseits kommen aus Thorn..Es waren Max Rostan (kowski) sowie seine Frau Agnes.(192….?)
    Er war Lehrer, sie Buchhalterin in einer Kohlenhandlung in Thorn.
    Meine Mutter- verstorben 1964 – hieß Gertrud, deren Bruder auch Max, beide geboren in Thorn.
    Im nächsten Jahr möchte ich auf Spurensuche gehen mit meiner Frau und vier Freunden.
    Können Sie mir weiter helfen ??
    Liebe Grüße
    Manfred Giessen

  2. Melitta Köller

    Meine Vorfahren mütterlicherseits stammen aus Obernessau Kreis Thorn. Es waren Helene Krueger geb. Loose

    Helga , Hilmar und Heinrich . Ich möchte indem nächsten Monaten nach Obernessau fahren.

    Kann mir da einer weiter helfen wo sie da gewohnt haben ??????

    Liebe Grüße

    Melitta Köller

  3. Mein Großvater hatte eine Gaststätte zum goldenen Löwen in der Schuhmacher str. in Thorn
    Theodor Heise
    Kann jemand sagen wie ich das finde

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