Gladbach (seit 1960 Mönchengladbach) im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
München-Gladbach 60.714 Einwohner – 1905 = 66. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Neben der Stadt München-Gladbach (M.-Gladbach) existiert im Deutschen Reich (Kaiserreich):
- Bergisch-Gladbach, eine Stadt im Königreich Preußen, Provinz Rheinland, Regierungsbezirk Köln, Kreis Mülheim a. Rh., an der Staatsbahnlinie Mülheim a. Rh. – Immekeppel. Die Stadt hat eine evangelische und 4 katholische Kirchen, Progymnasium, 4 bedeutende Papierfabriken (1200 Arbeiter), Fabriken für Herstellung von Maschinen, Pulver, Zigarren, Kokosmatten, feuerfesten Steinen und Treibriemen, Wollspinnerei, Zinkhütte, Dampfmahl-, -Säge- und -Farbholzmühlen, Dampfziegeleien, Kalkbrennerei und ein Eisensteinbergwerk. Bergisch-Gladbach hat im Jahr 1900 = 11.435 meist katholische Einwohner und besteht aus 146 besonders benannten Wohnplätzen; es ist seit 1856 Stadt.
Gladbach in der Provinz Rheinland im Königreich Preußen
- seit 1888 München-Gladbach, bzw. M.-Gladbach
- seit 1950 Mönchen Gladbach
- seit 1960 Mönchengladbach
München-Gladbach (M’Gladbach) ist eine Stadt (Stadtkreis) im Königreich Preußen, Provinz Rheinland, Regierungsbezirk Düsseldorf und liegt 42–80 Meter über dem Meer.
Gladbach hat eine evangelische und 10 katholische Kirchen (unter den letzteren die herrliche, restaurierte Münsterkirche mit gotischem Chor von 1250, romanischem Schiff aus dem Anfang des 12. Jahrhundert und einer Krypta aus dem 8. Jahrhundert), eine Synagoge, Denkmäler der Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. und Bismarcks sowie ein Kriegerdenkmal, einen schönen Park (Kaiserpark) und einen großen Volksgarten.
Im Jahr 1900 leben in Gladbach 58.023 Einwohner, die überwiegende Mehrheit sind Katholiken, 9225 sind Evangelische und 631 Juden. Gladbach ist das Hauptzentrum der rheinischen Baumwollindustrie und Sitz der Rheinisch-Westfälischen Textil-Berufsgenossenschaft, mit Stühlen für Seiden-, Halbseiden-, Woll-, Halbwoll- u. Baumwollwaren, Färbereien, Druckereien, Appreturanstalten, Zwirnereien etc.
Außerdem hat die Stadt Eisengießereien, Maschinen-, Dampfkesselarmaturen- u. Maschinenölfabriken, bedeutende Buchbinderei, Fabrikation von Papierhülsen, Dachpappe, Papier, Seife, Strumpf- u. Schuhwaren, Geschäftsbüchern, Wagen, Zigarren, Webschützen, Bürsten, Schokolade, Zuckerwaren etc., ferner lithographische Anstalten, Gerberei, Seilerei, Bleicherei, Bierbrauerei, Ziegelbrennerei, Wasser- und Farbholzmühlen.
Dem Handel dient eine Handelskammer, eine Nebenstelle der Reichsbank, die Bergisch-Märkische Bank, die Gladbacher Bank und andere Geldinstitute, auch haben in Gladbach ihren Sitz die Gladbacher Feuerversicherungs-, die Gladbacher Rückversicherungs-, die Rheinisch-Westfälische Transportversicherungs- (Lloyd) und die Rheinisch-Westfälische Rückversicherungsgesellschaft.
Gladbach hat drei Bahnhöfe und ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Gladbach-Ruhrort, Rheydt-Neuß, Gladbach-Stolberg und Krefeld–Rheydt. Den Verkehr in der Stadt und mit dem benachbarten Rheydt vermittelt eine elektrische Straßenbahn. An Bildungs- und anderen öffentlichen Anstalten hat Gladbach ein Gymnasium und eine Oberrealschule, eine Fachschule für Textilindustrie, eine „Heil- und Pflegeanstalt für blödsinnige Kinder“ (Hephata), eine „Pflegeanstalt für Irrsinnige männlichen Geschlechts“ (Alexianerstift) etc.
Die Stadt ist Sitz eines Amtsgerichts mit Strafkammer und Kammer für Handelssachen und eines Gewerbegerichts; die städtischen Behörden zählen 6 Magistratsmitglieder und 30 Stadtverordnete. In Verbindung mit der 793 gegründeten, 1802 aufgehobenen Benediktinerabtei wird die „Villa Gladebach“ häufig genannt; seit dem 14. Jahrhundert führt der Ort den Namen München-Gladbach, als Stadt wird er zuerst 1336 genannt. Zu Ende des 18. Jahrhundert wurde die Baumwollweberei und 1807 die Baumwollspinnerei eingeführt. Gladbach gehörte bis 1801 zum Herzogtum Jülich, dann bis 1815 zu Frankreich, worauf es an Preußen fiel.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts hieß die Stadt in wechselnden Schreibweisen Gladbach. Als Gladbach am 1. Januar 1888 kreisfrei wurde, erhielt es zur besseren Unterscheidung von Bergisch-Gladbach den Namen München-Gladbach, abgekürzt M. Gladbach. 1890 lebten hier etwa 50.000 Menschen. Am 1. August 1921 wurden Obergeburth, Neuwerk und Rheindahlen nach München-Gladbach eingemeindet und die Einwohnerzahl stieg auf etwa 110.000. Von 1. August 1929 bis 31. Juli 1933 war München-Gladbach zusammen mit Rheydt und anderen Gemeinden Teil der kreisfreien Stadt Gladbach-Rheydt mit etwa 200.000 Einwohnern.
Nach deren Auflösung hieß es München Gladbach ohne Bindestrich, abgekürzt wiederum M. Gladbach. 1950 wurde bei Beibehaltung der Schreibweise M. Gladbach die Aussprache in Mönchen Gladbach geändert, um Verwechslungen mit München zu vermeiden. 1960 wurde die heute noch gebräuchliche Form Mönchengladbach eingeführt, welche auch bei der erneuten Zusammenlegung aufgrund des Düsseldorf-Gesetzes am 1. Januar 1975 mit Rheydt und Wickrath gewählt wurde.
Mönchengladbach ist heute eine Großstadt in Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Düsseldorf, mit rund 261.000 Einwohnern (2021).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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