Ferdinand I. Kaiser von Österreich

Kaiser Ferdinand I. von Österreich

Ferdinand I. Kaiser von Österreich (1835-1848)

Kaiser Ferdinand I.

Kaiser Ferdinand I.
* 19.04.1793 in Wien,
† 29.06.1875 in Prag;
Kaiser von Österreich 1835 – 1848, führte auch nach 1848 den Titel Kaiser bis zu seinem Tod 1875.

Vater:

Kaiser Franz, römisch-deutscher Kaiser (1792 – 1806), Kaiser von Österreich 1804 – 1835 (*12.02.1768 in Florenz, † 02.03.1835 in Wien).

Mutter:

Maria Theresia, Prinzessin beider Sizilien (* 06.06.1772 in Neapel, † 13.04.1807 in Wien).

Ehefrau:

Marie Anna Caroline Kaiserin von Österreich
Marie Anna Caroline Kaiserin von Österreich

Maria Anna von Savoyen, Tochter der Erzherzogin Maria Theresia von Österreich-Este und des Königs Viktor Emanuel I. von Sardinien-Piemont. (* 19.09.1803 in Rom; † 04.05.1884 in Prag)

Stammbaum der Kaiser von Österreich.
Stammbaum der Kaiser von Österreich.

Ferdinand I. Kaiser von Österreich (1835-1848), Lebenslauf, Biografie

Kaiser Ferdinand I. von Österreich
Kaiser Ferdinand I. von Österreich

Ferdinand I., Kaiser von Österreich, wurde am 19. April 1793 in Wien geboren und ist der Sohn Kaiser Franz‘ I. aus dessen zweiter Ehe mit Maria Theresia, Prinzessin beider Sizilien. Ferdinand war von früher Jugend an sehr schwächlich, litt an Epilepsie, Rachitis und hatte einen Hydrocephalus (Wasserkopf). Er erhielt eine seiner künftigen Stellung wenig entsprechende Erziehung. Am liebsten beschäftigte er sich mit Heraldik und Botanik, auch war er ein eifriger Musikliebhaber.

Kaiser Ferdinand I. von Österreich
Kaiser Ferdinand I. von Österreich

Seit 1829 wohnte er den Staatsratssitzungen bei und wurde vom Kaiser mit der Unterschrift und Erledigung gewisser Geschäftszweige beauftrag. Seine am 28. September 1830 zu Preßburg vollzogene Krönung zum König von Ungarn verlieh ihm keine größere Selbstständigkeit. Im Volke liebte man ihn wegen seiner außerordentlichen Herzensgüte und Milde. Das herkömmliche Ehrengeschenk der ungarischen Stände im Betrag von 50.000 Dukaten verwendete er teils zur Unterstützung armer ungarischer Gemeinden, teils bestimmte er es für die in Pest (die Städte Ofen [Buda] und Pest vereinigten sich 1873 zu Budapest) zu errichtende Akademie.

Maria Anna Carolina Pia Kaiserin von Österreich

Maria Anna Carolina Pia, Prinzessin von Savoyen
* 19.09.1803 in Rom
† 04.05.1884 in Prag;
Kaiserin von Österreich 1835-1848

Am 27. Februar 1831 heiratete Ferdinand in der Kammerkapelle der Hofburg in Wien die 27jährige Maria Anna, Prinzessin von Savoyen. Die Ehe blieb kinderlos.

Kaiser Ferdinand I.  von Österreich und Kaiserin Maria Anna Carolina Pia
Kaiser Ferdinand I. von Österreich und Kaiserin Maria Anna Carolina Pia

Am 2. März 1835 folgte er seinem Vater auf den Kaiserthron, mit dem er auch den Staatskanzler Fürst Metternich erbte, der nun nach wie vor Österreich im Sinne des Kaisers Franz weiter regieren sollte.

Klemens Wenzel von Metternich

Klemens Wenzel von Metternich
* 15.05.1773 in Koblenz
† 11.07.1859 in Wien;
österreichischer Staatskanzler

Bei Ferdinands Zerstreutheit und Abneigung gegen alle politischen Geschäfte wurde jedoch schon im Dezember desselben Jahres eine Art Regentschaft, die sogenannte Staatskonferenz, eingesetzt. Diese bestand aus seinem Onkel, dem Erzherzog Ludwig (einem Bruder Kaiser Franz I.), dem Fürsten Metternich (Staatskanzler) und dem Grafen Kolowrat (Staatsminister).

Ferdinand I. Kaiser von Österreich
Ferdinand I. Kaiser von Österreich

Der erklärte Zweck sollte sein, „den Kaiser zu vertreten, wenn Unwohlsein ihn hindere, sich mit den Regierungsgeschäften zu befassen„. Diese Vereinbarung, die ohne Zustimmung Ferdinands getroffen worden war, kränkte ihn tief und drängte ihn unwillkürlich in eine passive Gegnerschaft zu denen, die statt seiner sein Reich regierten. Deswegen sah er später Metternich mit stiller innerer Genugtuung stürzen und tat nichts, um ihn zu halten. Am 7. September 1836 empfing Ferdinand in Prag die Krone von Böhmen, wobei er wiederum das Krönungsgeschenk der Reichsstände im Betrag von 50.000 Dukaten wohltätigen Zwecken widmete. Am Tage seiner Krönung als König der Lombardei am 6. September 1838, erließ er eine allgemeine Amnestie für alle bisher stattgehabten politischen Vergehen seiner Untertanen in den italienischen Provinzen.

Ferdinand I. Kaiser von Österreich
Ferdinand I. Kaiser von Österreich

Als im Revolutionsjahr 1848 auch in Wien die Monarchie erschüttert wurde, war Kaiser Ferdinand I. ein kranker, schwacher Mann, der der Situation nicht gewachsen war. „I lass‘ nöt schießen!“ erklärte er seiner Umgebung an den ersten Tag der Wiener Märzbewegung mit allem Ungestüm, zu dem seine kindlich-weiche Natur fähig war. Zwar wurde ohne seinen Befehl trotzdem geschossen, aber der Tag endete mit dem Sieg des Volkes und dem Sturz des Fürsten Metternich, in dessen Person sich das System der Reaktion und des starr alle Reformen, jedes Eingehen auf die Bedürfnisse einer neuen Zeit abweisenden Polizeistaates.

Wien: "Großer Kampf bei der Jägerzeile Wien am 28. Oktober 1848. Das k.k. Militär nahm nach heftigem Widerstand die Barrikaden und drang in die Leopoldstadt ein." Lithografie Verlag H. Gerhart Wieden Kettenbrückengasse N 827
Wien: „Großer Kampf bei der Jägerzeile Wien am 28. Oktober 1848. Das k.k. Militär nahm nach heftigem Widerstand die Barrikaden und drang in die Leopoldstadt ein.“ Lithografie Verlag H. Gerhart Wieden Kettenbrückengasse N 827

Die Märzbewegung war eine unmittelbare Folge der Pariser Februarrevolution, welche König Ludwig Philipp von Frankreich in das Exil getrieben hatte. Am 20. März dankte in München König Ludwig I. ab. Bevor das Jahr 1848 zu Ende ging, entsagte Kaiser Ferdinand I. von Österreich der Krone und zog sich auf den Hradschin (Königsburg) in Prag zurück, wo vor ihm zuletzt Kaiser Rudolf II. (1552-1612) residiert hatte. Am 2. Dezember 1848 dankte er ab. „Jetzt geh‘ ich, b’hüt euch Gott! Es ist gern geschehen!“ waren seine Abschiedsworte. Sein Bruder, Erzherzog Franz Karl, verzichtete auf die Thronfolge und so bestieg sein Sohn, Franz Joseph, den habsburgischen Thron für die nächsten 68 Jahre.

Kaiser Ferdinand I. von Österreich auf dem Kai in Prag lustwandelnd. Originalzeichnung von J. Schönberg.
Kaiser Ferdinand I. von Österreich auf dem Kai in Prag lustwandelnd. Originalzeichnung von J. Schönberg.

Nachdem Ferdinand die Thronentsagungsakte unterschrieben hatte, lebte er den größten Teil des Jahres auf dem Prager Hradschin (Königsburg), den er nur auf kurze Zeit mit seinen Sommerresidenzen Reichstadt (Nordböhmen) oder Ploschkowitz (bei Leitmeritz) zu vertauschen pflegte. Auch dort spendete er mit nimmer ermüdender Hand von seinem großen Vermögen jedem, der ihn um Hilfe bat. Seine Gemahlin Maria Anna folgte ihn nach Prag und lebte in tiefer Zurückgezogenheit, ohne sich jemals in der Stadt zu zeigen.

Die Kleinseite mit dem Hradschin in Prag. (Stahlstich von Joh. Poppel. Druck und Verlag von G.G. Lange in Darmstadt.)
Die Kleinseite mit dem Hradschin in Prag. (Stahlstich von Joh. Poppel. Druck und Verlag von G.G. Lange in Darmstadt 1842.)

Ferdinand, der den Titel Kaiser weiterführen durfte, fuhr jeden Vormittag in seiner Staatskarosse nach Prag hinein. Er stieg dann meist aus und wandelte in einfachem Zivilanzug am Arm seines Kammerherrn durch die Promenaden. Ferdinand starb am 29. Juni 1875 im Alter von 82 Jahren, seine Frau Maria Anna am 4. Mai 1884 in Prag. Beide wurden in der Kapuzinergruft in Wien beigesetzt.

Kaiser Ferdinand I. † 29. Juni 1875. (Humoristische Blätter von K. Klic. Wien 11. Juli 1875)
Kaiser Ferdinand I. † 29. Juni 1875. (Humoristische Blätter von K. Klic. Wien 11. Juli 1875)

Bildergalerie


Quellenhinweise:

  • „Von der Hofburg zum Hradschin“ Erinnerungen an das Jahr 1848 von F. Regensberg (1898)
  • „Meyers Konversations-Lexikon“ 5. Auflage in 17 Bänden 1893 – 1897
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1906 – 1908
  • „Meyers Kleines Konversations-Lexikon“, 7. Auflage in 6 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1908
Wappen Kaisertum Österreich

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