Zita (1892-1989), die letzte Kaiserin von Österreich und letzte Königin von Ungarn.
Kaiserin Zita von Österreich
* 09.05.1892 in Villa Pianore bei Lucca (Italien);
† 14.März 1989 in Zizers (Schweiz);
Prinzessin von Bourbon-Parma, 1916 – 1918 Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn
Vater:
Roberto Ludovico Maria di Borbone di Parma
Mutter:
Maria Antonia de Braganca
Ehemann:
Karl I. Franz Josef (Hochzeit 21.10.1911), Kaiser von Österreich, König von Ungarn 1916 – 1918.
Kinder:
- Otto von Habsburg (* 20. November 1912; † 4. Juli 2011)
- Adelheid (* 3. Januar 1914; † 3. Oktober 1971)
- Robert (* 8. Februar 1915; † 7. Februar 1996)
- Felix (* 31. Mai 1916; † 6. September 2011)
- Carl Ludwig Habsburg-Lothringen (* 10. März 1918; † 11. Dezember 2007)
- Rudolph Habsburg-Lothringen (* 5. September 1919; † 15. Mai 2010)
- Charlotte (* 1. März 1921; † 23. Juli 1989)
- Elisabeth (* 31. Mai 1922; † 6. Januar 1993)
Kaiserin Zita von Österreich, Biografie, Lebenslauf
Zita von Bourbon-Parma wurde als das fünfte von zwölf Kindern am 9. Mai 1892 in Pianore (Italien) geboren. Ihre Eltern waren Herzog Robert von Parma und seine zweite Frau, Maria-Antonia aus dem Hause Braganza. Die Familie Bourbon-Parma sind direkte Nachfahren des französischen Königs Ludwigs XIV. Zita wuchs in einem großen Geschwisterkreis mehrsprachig und kosmopolitisch, streng katholisch und konservativ auf. Nach eigenen Aussagen erlebte sie eine „eine überaus glückliche und fröhliche Kindheit.“ Sie weilte als Schülerin im Pensionat von Kloster Zangberg in Oberbayern, erhielt eine solide Ausbildung in Philosophie, Theologie und Musik und fühlte sich innerlich zum Klosterleben hingezogen. Zita und Karl kannten sich von Kindheit an. Anfang 1911 hielt Karl offiziell um die Hand Zitas an und überreichte ihr einen Verlobungsring.
Am 24. Juni des Jahres 1911, als die Bourbons von Parma den Heiligen Vater aufsuchten, erschien zunächst Prinz Sixtus mit seiner Schwester Isabella in Audienz. Im Anschluss an die Begegnung mit Prinz Sixtus gewährte Papst Pius X. der Herzogin von Parma und Prinzessin Zita eine Audienz. Am 21. Oktober 1911 fand im Beisein von Kaiser Franz Joseph und Franz Ferdinand die Hochzeit von Zita mit Erzherzog Karl im Schloss Schwarzau in Niederösterreich statt, das dem 1859 aus Italien vertriebenen Herzog Roberto vom Kaiser als Wohnsitz überlassen worden war. Am 20. November kam ihr erstes von acht Kindern, Otto von Habsburg (1912 – 2011), zur Welt.
Nach der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo am 28. Juni 1914 rückte Karl an dessen Stelle. Mitten im Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) wurde Karl 1916 Kaiser von Österreich und König von Ungarn. Zita übte starken Einfluss auf die Entscheidungen ihres Mannes aus und bestärke ihn in dem Versuch einen Separatfrieden mit den Ententemächten (Sixtusaffäre von 1917) abzuschließen. Nach der Niederlage der Mittelmächte, 1918 musste sie Österreich verlassen, lebte in Spanien, Belgien, Kanada und ab 1962 in der Schweiz. Erst im Jahr 1982 durfte sie wieder nach Österreich einreisen. Die letzte österreichische Kaiserin starb am 14. März 1989 in Zizers (Schweiz).
Zita gab in ihren Memoiren interessante Details aus ihrem Leben preis, so behauptete sie später in mehreren Interviews immer wieder, dass Kronprinz Rudolf „Opfer eines politisch motivierten Mordanschlags“ und der Auftraggeber der französische Staatsmann und Freimaurer Georges Clemenceau (1841 – 1929) gewesen sei (siehe auch Zeit vom 25. März 1983 und Spiegel vom 20.03.1989).
Ebenfalls berichtet sie von einem großen Komplott um die Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand, der um die Gefahr einer tödlichen Verschwörung gegen ihn wusste. Bereits im Frühjahr 1914 eröffnete er seinem Neffen Karl, dem späteren Kaiser Karl I. und dessen Frau Zita: „Ich muss euch von einer Sache Mitteilung machen…Ich…werde demnächst ermordet werden!“ Als der sichtlich geschockte Karl dem widersprach herrschte er die Beiden an: „Widersprecht mir nicht! Ich weiß es ganz sicher. In wenigen Monaten bereits werde ich ermordet werden!“ Franz Ferdinand hatte vorgesorgt, neben schriftlichen Plänen, Gedanken und Vorstellungen für Karl, hatte er in Artstetten seine Familiengruft erbauen lassen.
Feinde hatte er viele, von extrem nationalistischen und anarchistischen Gruppen waren sehr schwerwiegende Drohungen gekommen. Selbstverständlich wusste auch die Polizei von diesen Dingen und auch hier war man sich dem Ernst der Lage bewusst. Zita, die letzte Kaiserin von Österreich, der wir obige Gesprächsnotiz verdanken, lokalisierte die „Drahtzieher im Halbdunkel, um nicht zu sagen in der politischen Halbwelt zwischen Turin, Paris und Schottland„, ebenso „hausten sie auch in Belgrad. Fest stand auch schon damals, daß, sollte ein Anschlag verübt werden, die Attentäter bloß unwissende Werkzeuge einer weit größeren Organisation wären, ausführende Organe in der Hand eines »großen Bruders«. ( Zitate aus „Kaiserin Zita Legende und Wahrheit“ von Erich Feigl.)
Das es offensichtlich selbst im Vatikan Vorwissen an der Ermordung Franz Ferdinands gab, schildert uns die letzte Kaiserin von Österreich, Prinzessin Zita von Bourbon-Parma in ihren Erinnerungen an eine Audienz bei Papst Pius X. im Jahre 1911 wie folgt:
„Jetzt heiraten Sie also den Thronfolger!“ sagte der Papst und lächelte der Prinzessin freundlich zu. „Ich wünsche Ihnen dazu allen Segen!“
Die Prinzessin widersprach sofort: „Euer Heiligkeit . . . mein Bräutigam ist nicht Erzherzog-Thronfolger. Mein Bräutigam ist Erzherzog Karl!“
(Zita: „Ich wollte einen Irrtum aufklären. In einigen italienischen Zeitungen hatte man über unsere Verlobung berichtet und dabei Erzherzog Karl als >Thronfolger< apostrophiert; dieses Missverständnis wollte ich natürlich bereinigen, dachte ich doch, der Papst beziehe seine Meinung von dort . . . „)
Pius X. blieb hartnäckig: „Karl wird der Erbe von Kaiser Franz Joseph sein.“ Er war sehr ernst geworden, sprach sehr eindringlich. Die junge Prinzessin versuchte es noch einmal: „Nein, Euer Heiligkeit, Erzherzog Franz Ferdinand ist der Thronfolger.“
Der Papst schüttelte nur den Kopf. “Nein, Karl wird der Erbe sein.“
„Aber Euer Heiligkeit! Onkel Franz wird ganz bestimmt nicht zurücktreten!“
Der Papst lacht auf, aber nicht, als ob er belustigt wäre, vielmehr so, als sei er seiner Meinung in einem Punkt nicht ganz sicher: „Ob das ein Rücktritt ist . . . das weiß ich nicht.“ Und er wird bitter ernst: „Aber etwas weiß ich: Karl wird der Nachfolger von Kaiser Franz Joseph sein.“
Und nach einer kurzen Pause, in die Verblüffung, in die maßlose Verwunderung seiner Besucher hinein, setzt er fort: „Und ich freue mich unendlich darüber, weil Karl der Lohn ist, den Gott diesem Österreich gewährt für alles, was es für die Kirche getan hat.“ Zita: „Da habe ich nichts mehr gesagt. Es war unmöglich, etwas zu sagen . . . ich musste es hinnehmen.
Erst draußen, als wir den Heiligen Vater verlassen hatten, sagte ich sehr leise zu meiner Mutter: >Gott sei Dank, dass der Papst nicht auch in politischen Fragen unfehlbar ist . . . <
Seltsamerweise stimmte mir meine Mutter jedoch nicht zu; sie lächelte nur vor sich hin, als wüsste sie eine andere Antwort. -—
Es war nach der Ermordung des Erzherzog-Thronfolgers, als ich zu meiner Mutter, auf das tiefste ergriffen, sagte: >Nun hat der Heilige Vater recht gehabt . . . <
Da erklärte mir meine Mutter: >Ich habe den Heiligen Vater damals sehr wohl verstanden – und dir auch heftig Handzeichen gegeben, du mögest endlich still sein. Aber du hast es nicht bemerkt. Heute muss ich dir aber doch sagen, ich freue mich darüber, dass du ihn nicht verstanden hast, dachte ich doch, dass dir dieses Nicht-Wissen noch ein paar glückliche Jahre beschert . . . dass du noch eine kurze, glückliche Zeit vor dir hast . . . <“ Quelle: „Kaiserin Zita Legende und Wahrheit“ Herausgegeben von Erich Feigl. Siehe auch: Rundbrief der Abtei St.-Joseph de Clairval, 21. September 2016
Interview mit Zita: „Kaiserin Zita oder Zurück zur Monarchie!“
1972 gab Zita in einer Aufzeichnung des ORF Erinnerungen und Eindrücke aus ihrem Leben zu Protokoll; ein wirklich sehenswertes, zeitgeschichtliches Dokument.
Quelle: youtube.com (Standard-YouTube-Lizenz)
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
- „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
- „Meyers Lexikon“ in 12 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig 1924
- „War alles falsch?“ Joachim von Kürenberg 1951
- „Als Deutschland mächtig schien“ J. Daniel Chamier 1954
- „Kaiserin Zita Legende und Wahrheit“ Erich Feigl 1977
- „Herrliche Zeiten“ Fischer-Fabian 1983
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