Stolz weht die Flagge schwarz-weiß-rot.

Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiss-Rot

Deutsches Flaggenlied „Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot“ aus dem Liederspiel „Unsere Marine“.

Stolz weht die Flagge schwarz weiss rot, an unseres Schiffes Mast!
Stolz weht die Flagge schwarz weiss rot, an unseres Schiffes Mast!

„Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot!“ Man mag es kaum glauben, aber die spätere inoffizielle Hymne der Kaiserlichen Marine hat ihren Ursprung in der humorvollen Operette „Unsere Marine“. Uraufgeführt wurde diese im Jahr 1883 in Berlin im „American Theater“. Das in der Dresdener Straße 55 gelegene Volkstheater fasste 700 Besucher, war für sein buntgemischtes Publikum und seine trockenen humoristischen Pointen bekannt. In dem seit 1873 von August Reiff geleiteten Theater entstanden so manche noch heute gebräuchliche Berliner Redensart, wie z.B. „…es ist ja nicht wie bei armen Leuten“.

Berlin, American Theater
Berlin, American Theater

Das „Deutsche Flaggen-Lied“ für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte ad libitum mit Männerchor aus der Operette „Unsere Marine“ wurde von Robert Linderer verfasst und von Richard Thiele vertont. Martin Bendix sang in der Rolle des Robinson Crusoe das Lied in seiner Uraufführung 1883.

Robert Linderer
* 25.11.1824 in Erfurt,
† 16.12.1886 in Berlin;
u.a. Autor des deutschen Flaggenliedes „Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot“ (1883)

Robert Linderer wurde am 25. November 1824 in Erfurt geboren, war Miteigentümer der Frankeschen Theateragentur, Herausgeber der „Neuen Schaubühne“, Possendichter „Die Droschkenkutscher von Berlin“ und ein patriotisch gesinnter Preuße und Jude. Er starb am 16. Dezember 1886 im Alter von 62 Jahren in Berlin und liegt auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee begraben.

Richard Thiele

Richard Thiele
* 29.10.1847 in Berlin,
† 25.04.1903 in Berlin, Musiker, Kapellmeister und u.a. Komponist des deutschen Flaggenliedes „Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot“ (1883)

Der Komponist Richard Thiele wurde am 29. Oktober 1847 in Berlin geboren, war von 1868 – 1891 Organist an der evangelischen St. George’s Church, von 1880 – 1886 Hauskomponist und 1. Kapellmeister im Berliner American Theater. Im Jahr 1896 ging er als Kapellmeister mit August Reiff an das neue Volkstheater in der Reichenberger Straße 34. Richard Thiele ist der Schöpfer unzähliger Melodien, Singspiele und Operetten; gleichzeitig bearbeitete er Militär- und Chormusik. Er starb am 25. April 1903 im Alter von 55 Jahren in Berlin und liegt auf dem Kirchhof der Parochialgemeinde in der Berliner Friedrichstraße begraben.

Deutsches Flaggen-Lied, Notenblatt
Deutsches Flaggen-Lied, Notenblatt

(Der Gesang beginnt ab 1:15)

Deutsches Flaggenlied

Text: Robert Linderer
Melodie: Richard Thiele

1. Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot
Von uns’rer Schiffe Mast
Dem Feind weh‘, der sie bedroht
Der diese Farben haßt!
Sie flattert an der Heimat Strand
Im Winde hoch und her
Und weit vom teuren Vaterland
Auf sturmbewegten Meer!
Ihr woll’n wir treu ergeben sein
Getreu bis in den Tod
Ihr woll’n wir treu ergeben sein,
Getreu bis in den Tod,
Ihr woll’n wir unser Leben weih’n
Der Flagge Schwarz-Weiß-Rot!
Hurra!

2. Allüberall, wo auf dem Meer empor
Ein Mast sich reckt
Da steht die deutsche Flagge sehr
In Achtung und Respekt!
Sie bietet auf dem Meere Schutz
Dem Reiche allezeit
Jedwedem tück’schen Feind zum Trutz
Der Deutschlands Ehr‘ bedräut!
Fürwahr, wo uns’re Flagge weht
Da hat es keine Not!
Hoch leb‘, die in Ehren steht
Die Flagge Schwarz-Weiß-Rot!
Hurra!

3. Und wenn ein feindlich Schiff uns naht
Und’s heißt: Klar zum Gefecht!
Dann drängt’s auch uns zu kühner That
Wir kämpfen auch nicht schlecht
Und dringt ein feindliches Geschoß
In eines Seemanns Herz
Nicht klagt der wack’re Kampfgenoss‘
Ihm macht es keinen Schmerz.
Hohe! ruft er: „Was schadet’s mir!
Ich sterb‘ den Ehrentod
Für Seemanns heiligstes Panier
Die Flagge Schwarz-Weiß-Rot!
Hurra!

4. Und treibt des wilden Sturms Gewalt
Uns an ein Felsenriff
Gleichviel in welcherlei Gestalt
Gefahr droht unserm Schiff
Wir wanken und wir weichen nicht
Wir thun, wie’s Seemanns Brauch
Den Tod nicht scheuend unsre Pflicht
Noch bis zum letzten Hauch!
Ja mit den Wogen kämpfend noch
Der sterbende Pilot
In seiner Rechten hält er noch
Die Flagge Schwarz-Weiß-Rot!
Hurra!

Textvariante nach Theaterverlag Eduard Bloch, Berlin C.2. Brüder-Straße 1

Text
Wie immer bei derartigen Stücken finden sich in den Liederbüchern eine Fülle von Textvarianten.

Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiss-Rot, Noten & Text
Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiss-Rot, Noten & Text

Weder Dichter noch Komponist konnten vorausahnen welche Karriere das Lied machen würde und von wem es alles später noch gesungen wurde. Robert Thiele arbeitete das Deutsche Flaggenlied zum Marsch um, was seine Popularität noch beträchtlich steigerte. Die Zeilen „Stolz weht die Fahne schwarz-weiß-rot auf unsres Schiffes Mast“ passte genau in das Konzept des damals forcierten Aufbaus der Kaiserlichen Marine

Flaggenlied: Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot
Flaggenlied: Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot
Flaggenlied: Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot
Flaggenlied: Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot
Flaggenlied: Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot
Flaggenlied: Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot
Flaggenlied: Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot
Flaggenlied: Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot
Flaggenlied: Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot
Flaggenlied: Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot
Flaggenlied: Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot
Flaggenlied: Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot

Zum Regierungsantritt 1888 verkündete Kaiser Wilhelm II. stolz: „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser“ und schuf innerhalb weniger Jahre eine moderne schlagkräftige Marine. Im Jahre 1896 haben die auf den Wrackteilen befindlichen 11 Besatzungsmitglieder des im Taifun untergegangen Kanonenboots Iltis, als jede Rettung vergeblich schien, zum Trost und um sich Mut zu machen das Flaggenlied „Stolz weht die Flagge schwarz-weiß-rot…“ gesungen. 

Untergang des Kanonenbootes "Iltis" an der chinesischen Küste 24. Juli 1896.
Untergang des Kanonenbootes „Iltis“ an der chinesischen Küste 24. Juli 1896.

Die daraufhin in allen Zeitungen verbreitete Geschichte verhalft dem Lied nun endgültig zu großer Popularität und zum Status der inoffiziellen Hymne der Kaiserlichen Marine. Während die ersten Veröffentlichungen des Liedes 4 Strophen zeigen, findet man in späteren Liederbüchern meist 6 Strophen. In der 5. Strophe wird dem Verdienst der Besatzungsmitglieder von S.M.S. Bismarck und S.M.S. Olga im Kampf um die Kolonie Kamerun gedacht. Huldigungen und Treueschwüre auf den Kaiser schlossen das Lied mit der 6. Strophe ab. 

5. In Afrika, in Kamerun
Der wilde Feind sich zeigt
Der deutsche Seemann mutig ficht
Er weichet nicht so leicht.
Der Bismarck und die Olga auch
Sie hielten tapfer Stand
Wo deutsches Blut vergossen ist
Im fernen wilden Land.
Starb auch so mancher Kampfgenoss‘
Den echten Heldentod
Hoch wehet doch in Afrika
Die Flagge Schwarz-Weiß-Rot!
Hurra!

6. Es tönen hell durch Deutschlands Gau’n
Heil! Kaiser Wilhelm dir!
Du kannst auf uns’re Treue bau’n
Wir folgen mutig dir!
Und wie auch einst der Würfel fällt
Sei’s Friede oder Krieg
Führst du uns an als Kaiserheld
Ist unser doch der Sieg.
Hoch! Kaiser Wilhelm, lebe hoch!
Beschütze uns vor Not.
Lang‘ mögest du beschützen noch
Die Flagge Schwarz-Weiß-Rot!
Hurra!

Die vermutlich letztmalige Veröffentlichung des „Deutschen Flaggenlieds“ findet sich im vom Deutschen Marinebund 1954 erschienen Liederbuch „Unsere Lieder“.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
  • „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
  • „Meyers Lexikon“ in 12 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig 1924
  • Der Humorist Robert Linderer von Documenta Humoristica Judaica, Sammlung jüdischer Witz und Humor Jürgen Gottschalk
  • „Deutsches Flaggen-Lied“ Begleittext Klünner
Kaiserliche Marine

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Ein Kommentar

  1. Wie so immer, Textideologie und Symbolik sind nur aus der Zeit erklärbar und darum heutigen Tages nicht mehr anwendbar.Dere Kaiser braucht Soldaten zu Wasserr, zu Lande und später auch in der Luft.

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