Bozen in Tirol im Kaisertum Österreich, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Bozen 13.904 Einwohner (1900), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
Bozen in Tirol im Kaisertum Österreich
Bozen (italienisch Bolzano) ist eine Stadt im Kaisertum Österreich, Gefürstete Grafschaft Tirol.
Bozen liegt 265 Meter über dem Meer in einem reich angebauten Talkessel (Bozener Boden), an der Mündung der Talser in den Eisack, der sich unterhalb der Stadt mit der Etsch vereinigt, an der Südbahnlinie Kufstein-Ala, von der hier die Bahnen nach Meran und Kaltern ausgehen.
Die Straßen von Bozen der älteren Stadtteile sind eng, die Häuser nach italienischer Art gebaut, vielfach mit Bogengängen versehen. Die gotische Hauptkirche (von 1400) hat einen 62 m hohen, durchbrochenen, 1519 von I. Lutz erbauten Turm; vor dem das Denkmal Walthers von der Vogelweide (von Natter).
Bemerkenswerte Gebäude Bozens sind ferner: die Franziskanerkirche, das Merkantilgebäude, das Deutschordenshaus, das neue Rathaus. Gegen die Talser ist die Stadt durch einen Damm (die Wassermauer) geschützt, der zugleich als Promenade dient. Auch besitzt die Stadt schöne Parkanlagen und Gärten. Im Jahr 1900 leben in Bozen 13.904 meist deutsche (1493 italienische) Einwohner, die regen Wein- und Obstbau, Bereitung von konservierten Früchten und Gemüsen, bedeutende Ausfuhr in diesen Produkten sowie Handel mit Getreide, Holz, Vieh, Häuten und Fellen betreiben.
Die Industrie in Bozen ist durch Kunstmühlen und eine Baumwollspinnerei und -Weberei vertreten. Bozen hat ein Obergymnasium, eine Oberrealschule, Lehrerbildungsanstalt, eine kunstgewerbliche Fachschule, eine Handelsschule, ein Museum, ein Kollegiatstift, 3 Klöster, ein Spital und eine Sparkasse; es ist Stadt mit eigenem Statut und Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts und einer Handels- und Gewerbekammer. Jenseits der Talfer liegt der Kurort Gries. Westlich von Bozen liegt die große, nach 1473 ausgebaute Burgruine Siegmundskron, nördlich im Sarntal die Burg Runkelstein.
Beliebte Sommeraufenthalte sind die Höhen nördlich der Stadt Bozen, insbesondere der Ritten, ein durchschnittlich 1000 m hohes Plateau, das sich im Rittnerhorn (schöner Aussichtspunkt) bis 2261 m erhebt und bei Lengmoos merkwürdige Erdpyramiden trägt. Südöstlich führt von Bozen eine Straße durch das Eggemal über Welschnofen (797 Einwohner), das Karerseehotel und den Karerpaß (1742 m) nach Vigo di Fassa.
Bozen verdankt, wie Meran, die erste Anlage den Römern, und die Tradition bezeichnet Pons Drusi als Grundlage der Stadt Bozen. Später erscheint Bozen in der langobardisch-bojoarischen Epoche als Bauzanum und ist 680 der Sitz eines bayrischen Markgrafen. Konrad II. verlieh einen Teil dieses Gaues, die Grafschaft Bozen, 1027 dem Bischof Ulrich II. von Trient. Von da ab bildete Bozen den Gegenstand des Zwistes zwischen den Grafen von Tirol und den Bischöfen von Trient, bis 1531 die Landesfürsten in dessen dauernden Besitz gelangten, 1805 kam es an Bayern, 1810 an Italien und 1814 an Österreich zurück.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) besetzten Ende 1918 italienische Truppen Südtirol. Im Vertrag von Saint-Germain wurde Südtirol 1919 Italien zugesprochen, obwohl es mehrheitlich eine deutschsprachige Bevölkerung besitzt. Bozen ist heute die Hauptstadt der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol, Italien.
Bozen, italienisch Bolzano, ist heute die Hauptstadt von Südtirol, italienisch Alto Adige, amtlich Autonome Provinz Bozen – Südtirol, die nördlichste Provinz Italiens mit rund 107.000 Einwohnern (2017).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
- „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
- „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
- „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
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