Salzburg, Staatsbrücke und Festung

Salzburg (Stadt)

Salzburg Hauptstadt des Herzogtums Salzburg im Kaisertum Österreich, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Salzburg 33.067 Einwohner (1900), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie

Salzburg von der Festung aus
Salzburg von der Festung aus

Stadt Salzburg im Kaisertum Österreich

Salzburg ist eine Stadt mit eigenem Statut im Kaisertum Österreich und Hauptstadt des Herzogtums Salzburg.

Salzburg Stadtplan 1900 (Meyers Konversations-Lexikon 6. Auflage)
Salzburg Stadtplan 1900 (Meyers Konversations-Lexikon 6. Auflage)

Salzburg liegt, liegt malerisch, 425 Meter über dem Meer, an beiden Ufern der Salzach, die hier zwischen dem Mönchsberg und dem Kapuzinerberg hinströmt, an den Linien Wien-Salzburg-Bischofshofen-Wörgl der österreichischen Staatsbahnen, Salzburg-Rosenheim-München der bayrischen Staatsbahnen, Ischl-Salzburg der Salzkammergut-Lokalbahn und Salzburg-Oberndorf-Lamprechtshausen der Salzburger Eisenbahn, mit Dampfstraßenbahn nach St. Leonhard-Drachenloch und Parsch. Das Klima ist sehr angenehm, die Luft gesund.

Oberösterreich und Salzburg 1900 (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Oberösterreich und Salzburg 1900 (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)

Die Stadt Salzburg gliedert sich in die am linken Ufer des Flusses gelegene ältere Stadt und in die am rechten Ufer gelegene, mit dem ersteren Stadtteile durch sieben eiserne Brücken verbundene Neustadt, hat eine Zitadelle (Hohensalzburg) und fünf Vorstädte: Mülln, Nonntal und Riedenburg auf dem linken, Elisabethvorstadt und Schallmoos auf dem rechten Ufer der Salzach. Durch den Felsen des Mönchsbergs führt ein 131 m langer, vom Erzbischof Sigismund von Schrattenbach 1767 erbauter Tunnel, das sogenannte Neutor.

Salzburg, Residenzplatz und Glockenspiel
Salzburg, Residenzplatz und Glockenspiel

Unter den öffentlichen Plätzen sind zu erwähnen, der Residenzplatz mit dem schönen, 14 m hohen Hofbrunnen (von Ant. Dario 1664–1680 ausgeführt) und der Domplatz mit einer Mariensäule. An den ersteren schließt sich der Mozartplatz mit ehernem Standbild Mozarts von Schwanthaler (1842), an den letzteren der Kapitelplatz mit der fürsterzbischöflichen Residenz und einer marmornen Pferdeschwemme (Kapitelschwemme).

Salzburg, Pferdeschwemme
Salzburg, Pferdeschwemme

Salzburgs schöne öffentliche Anlagen sind der Stadtpark mit Kurhaus (Badeanstalt und Kursaal) und der neue Franz Joseph-Park mit Bad und Teich. Zu beiden Seiten der Salzach ziehen sich breite, mit Bäumen bepflanzte Kais hin. Die Häuser mit ihren flachen Dächern, die Marmorbauten und zahlreichen Brunnen erinnern an Italien. Unter den 25 Kirchen der Stadt ist die hervorragendste der Dom, 1614–68 von Santino Solari erbaut, mit zwei 79 m hohen Türmen, einer Zentralkuppel, im Innern mit einem in Erz gegossenen Taufbecken (1321). Unweit des Doms steht die Stiftskirche St. Peter, im romanischen Stil 1127 erbaut, 1754 renoviert, mit schönem Portal und den Grabmälern des heiligen Rupert, des Komponisten Michael Haydn u.a.

Salzburg, Feste Hohensalzburg
Salzburg, Feste Hohensalzburg

Hinter der Kirche, an der Felswand des Mönchsbergs, liegt der alte malerische St. Petersfriedhof mit der gotischen, 1485 erbauten, 1864 restaurierten Margaretenkapelle und in der Felswand mit der Einsiedelei des heiligen Maximus, der alten Kreuzkapelle und der Katharinenkapelle mit dem Grabe des heiligen Vitalis. Die Franziskanerkirche aus dem 11. Jahrhundert, im 15. und 17. Jahrhundert ergänzt, hat ein schönes romanisches Portal und einen 1866 ausgebauten gotischen Turm. Auf dem Nonnberg steht die Kirche des Benediktiner-Frauenstifts, ein gotischer Bau von 1423 mit romanischem Portal, schönem Flügelaltar, Glasmalereien, Wandgemälden und einer Krypte.

Salzburg, Stiftskeller St. Peter
Salzburg, Stiftskeller St. Peter

Erwähnenswert sind noch die Universitäts- und die Dreifaltigkeitskirche, beide nach Plänen Fischers von Erlach erbaut, die St. Sebastianskirche mit dem Grabmal des Theophrastus Paracelsus von Hohenheim und einem Friedhof, der die St. Gabrielskapelle (Mausoleum des Erzbischofs Wolf Dietrich) enthält, und die am Kai gelegene protestantische Kirche, 1865 im romanischen Stil erbaut. Bemerkenswerte weltliche Gebäude sind die Residenz, früher Sitz der Erzbischöfe, jetzt des Großherzogs von Toskana, am Residenzplatz (1592–1724 erbaut), mit Gemäldegalerie; der gegenüberliegende Neubau (Regierungsgebäude) mit Glockenspiel; das Schloss Mirabell, gegenwärtig Eigentum der Gemeinde, mit Treppenhaus, den naturhistorischen Sammlungen des Museums und schönem Garten im französischen Geschmack;

Salzburg, Universitätsplatz
Salzburg, Universitätsplatz

der Marstall (1607 erbaut, jetzt Kaserne) mit der Sommerreitschule, einem in den Felsen des Mönchsbergs gehauenen Amphitheater mit drei Galerien, der Winterreitschule mit Deckengemälde (1690) und der Pferdeschwemme mit plastischer Gruppe (Pferdebändiger von Mandl, 1670); der erzbischöfliche Palast, das Rathaus, das Kurhaus, das neue Stadttheater, das Museum, das Künstlerhaus (mit permanenter Kunstausstellung) etc. Außerdem hat Salzburg acht Klöster, darunter das Benediktinerstift St. Peter (687 gegründet) mit Bibliothek, Schatzkammer und Archiv, ein Franziskanerkloster, ein Kapuzinerkloster auf dem Kapuzinerberg, sowie einen Zentralfriedhof. In den Anlagen am Bahnhof wurde ein Marmorstandbild der Kaiserin Elisabeth (von Helmer) errichtet.

Salzburg, Makartplatz mit Mönchsberg, Theater und Hotel Bristol
Salzburg, Makartplatz mit Mönchsberg, Theater und Hotel Bristol

Im Jahr 1900 leben in Salzburg mit Einschluss von 1931 Mann Militär 33.067 Einwohner. Die Industrie ist durch Bierbrauereien, Mühlen, Buchdruckereien, Sägewerke, Fabriken für Feigenkaffee, Teigwaren, Kunstwolle, Wachswaren, Seife, Wagen, Orgeln, Zementwaren und Steinbearbeitung vertreten. An Lehr- und Bildungsanstalten besitzt Salzburg eine k. k. theologische Fakultät (als Rest der 1623 gestifteten, 1810 aufgehobenen Universität), ein staatliches und ein erzbischöfliches Obergymnasium, eine Oberrealschule, eine Lehrerbildungsanstalt, eine Staatsgewerbeschule, eine Handelsschule, ein erzbischöfliches Priesterseminar,

Salzburg, Residenzplatz und Glockenspiel
Salzburg, Residenzplatz und Glockenspiel

ein theologisches Hausstudium der Franziskaner, 6 Konvikte und Klostererziehungsinstitute, eine Hebammenlehranstalt; außerdem eine öffentliche Studienbibliothek (mit 66.400 Bänden, 4626 Inkunabeln und 1270 Manuskripten) und die Bibliothek des Stifts St. Peter (40.000 Bände, 600 Inkunabeln und 450 Pergamentmanuskripte); das städtische Museum Carolino-Augusteum mit keltischen und römischen Altertümern, einer Sammlung musikalischer Instrumente (auf 300 Jahre zurückreichend), einer Münzsammlung, Zimmereinrichtungen in kulturgeschichtlicher Reihenfolge, einem Relief des Herzogtums Salzburg und einer Bibliothek von 20.000 Bänden.

Salzburg, Kaiserin Elisabeth-Denkmal
Salzburg, Kaiserin Elisabeth-Denkmal

Seit einigen Jahren finden in Salzburg in den Sommermonaten freie Hochschulkurse statt. Unter den zahlreichen Wohltätigkeitsinstituten sind hervorzuheben, 2 Spitäler, eine Irren-, eine Gebär- und eine Taubstummenanstalt, ein Waisenhaus, eine Versorgungsanstalt etc. Salzburg ist Sitz der Landesregierung, des Landesausschusses, eines Landesgerichts, einer Bezirkshauptmannschaft, einer Finanzdirektion, einer Forst- und Domänendirektion, einer Handels- und Gewerbekammer sowie des Fürst-Erzbischofs. Die Stadt besitzt eine vortreffliche Wasserleitung (vom Untersberg), eine Gasanstalt, Elektrizitätswerk, elektrische Straßenbahn, eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, eine Sparkasse und hat im Sommer sehr starken Fremdenverkehr.

Salzburg, Stadtbrücke mit Kapuzinerberg
Salzburg, Stadtbrücke mit Kapuzinerberg

Die Umgebung von Salzburg enthält zahlreiche schöne Punkte. Über der Stadt erhebt sich am Ostende des Mönchsbergs (542 Meter über dem Meer) die ehemalige Festung Hohensalzburg, die 1060–88 erbaut, im 16. Jahrhundert vollendet wurde und gegenwärtig als Kaserne dient. Sie ist mit der Stadt durch eine Drahtseilbahn verbunden, enthält eine Schlosskapelle mit Apostelstatuen und Reliefbildern aus rotem Marmor, schön eingerichtete Fürstenzimmer und bietet eine herrliche Rundsicht. Der Mönchsberg selbst ist 501 m hoch, begrenzt die Stadt südlich und westlich, ist mit Anlagen geschmückt und trägt einen Aussichtsturm; auf den Berg führt ein elektrischer Auszug (1890).

Salzburg, Mozarts Wohnhaus
Salzburg, Mozarts Wohnhaus

Gegenüber erhebt sich über dem am rechten Ufer der Salzach gelegenen Stadtteil der Kapuzinerberg (650 m), mit schönem Park, dem „Mozarthäuschen“, in dem Mozart die „Zauberflöte“ vollendete (von Wien hierher versetzt), dem sogenannten Franciscischlössel und schönen Ausblicken. In weiterer Umgebung befindet sich das kaiserliche Lustschloss Hellbrunn (vom Erzbischof Markus Sittich 1613 im Renaissancestil erbaut) mit Park, Gartenanlagen, Wasserkünsten und einem in den Felsen gehauenen Theater; das fürstlich Schwarzenbergsche Schloss Aigen mit großem Park; das Schloss Leopoldskron (mit Schwimmschule). Die schönsten Aussichtspunkte in der Umgebung von Salzburg sind die nördlich gelegene, 1674 erbaute Wallfahrtskirche Maria Plain, der Gaisberg (1286 m) und der sagenberühmte Untersberg (1973 m). Salzburg ist Geburtsort Mozarts, dessen Geburtshaus ein Museum mit zahlreichen Erinnerungen an den Meister enthält, und des Malers Makart.

Salzburg, Nontal
Salzburg, Nontal

Die Stadt nimmt die Stelle des alten Juvavum (Juvavia) der Römer ein, das schon im 1. Jahrhundert n. Chr. als ein mächtiges römisches Munizipium bestand, nach und nach aber, zuerst von den Herulern zerstört wurde. Den Aufbau der gegenwärtigen Stadt Salzburg veranlasste wahrscheinlich St. Rupert, der an dem Ufer der Salzach, in der Nähe der antiken Trümmerstadt, die Kreuzkapelle erbaute. Schon im 7. Jahrhundert erscheint Salzburg als Sitz eines Bischofs und wurde 798 zum Erzbistum erhoben. 1802 wurde es säkularisiert und kam 1816 an Österreich.

Bergbau auf Kupfer zur Keltenzeit in Salzburg
Bergbau auf Kupfer zur Keltenzeit in Salzburg

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
  • „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
  • „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
  • „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915

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