Pirna. Marktplatz mit König Albertdenkmal.

Pirna

Pirna im Königreich Sachsen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Pirna 19.220 Einwohner – 1905 größte Städte des Deutschen Reichs.

Pirna im Königreich Sachsen

Pirna ist eine Stadt im Königreich Sachsen und Amtshauptstadt in der Kreishauptmannschaft Dresden.

Königreich Sachsen, Thüringische Staaten
Königreich Sachsen, Thüringische Staaten
Sächsische Schweiz (Wagner & Debes 1914)
Sächsische Schweiz (Wagner & Debes 1914)

Pirna liegt an der Mündung der Gottleuba in die Elbe, ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Dresden-Bodenbach, Pirna-Gottleuba, Pirna-Arnsdorf und Pirna-Großcotta und liegt 121 m über dem Meer.

Pirna. Untermarkt mit König Albert-Denkmal.
Pirna. Untermarkt mit König Albert-Denkmal.

Pirna hat an Stelle der ehemaligen Festungswerke anmutige Promenaden, 3 evangelische Kirchen (darunter die stattliche gotische Hauptkirche, 1502 bis 1546 erbaut, 1890 restauriert), eine neue katholische Kirche, ein altes Rathaus, Denkmäler des Königs Albert, Bismarcks und des Komponisten Julius Otto. Im Jahr 1905 leben in Pirna mit der Garnison (2 Artillerieregimenter Nr. 28 und 64) 19.220 Einwohner, der Großteil Evangelische und (1900) 1634 Katholiken.

Pirna. König Albert-Denkmal.
Pirna. König Albert-Denkmal.
Pirna. Stadtkirche.
Pirna. Stadtkirche.
Pirna. Bismarck-Denkmal.
Pirna. Bismarck-Denkmal.

Die Industrie besteht in Fabrikation von Glas, emailliertem Geschirr, Zigarren, ätherischen Ölen und Essenzen, Malz, Zellulose, Maschinen und Schamotteöfen, ferner in Töpferei, Steinsägerei, Steinmetzarbeiten, Gerberei und Schiffbau. Die in dem hier beginnenden Elbsandsteingebirge betriebene Sandsteinindustrie beschäftigt ca. 7000 Arbeiter.

Pirna. Dampfschiff-Landeplatz.
Pirna. Dampfschiff-Landeplatz.

Der Handel, unterstützt durch die lebhafte Schifffahrt und eine Reichsbanknebenstelle, ist besonders bedeutend in Sandstein und Getreide. Pirna hat eine Realschule mit Progymnasium, ein Schullehrerseminar, Handelsschule, Schifferschule, Waisenhaus, Museum, eine Armen- und Arbeitsanstalt, ein Amtsgericht, ein Hauptzollamt und das Kommando der 32. Feldartilleriebrigade.

Pirna. Handels- und Landwirtschaftliche Schule, Klosterkirche, Zollamt.
Pirna. Handels- und Landwirtschaftliche Schule, Klosterkirche, Zollamt.

Auf einer vorspringenden Ecke des Elbsandsteingebirges gründete Kurfürst August 1573 an der Stelle einer alten Burg Pirna das feste Schloss Sonnenstein, das lange zum Staatsgefängnis diente, in dem unter andern Patkul saß, um 1900 aber Landesheil- und Pflegeanstalt ist. Im Siebenjährigen Krieg wurde Pirna von den Preußen 1758 erobert.

Pirna. Schloss Sonnenstein.
Pirna. Schloss Sonnenstein.

1811 wurde die Irrenanstalt von Torgau hierher verlegt, 1813 aber befestigten die Franzosen das Schloss von neuem und behaupteten es bis in den November gegen die Verbündeten. Nach der Übergabe wurde es der Irrenanstalt wieder eingeräumt. Am Fuß des Schlossbergs entspringt die Mineralquelle Erlenpeter.

Pirna. Kriegerdenkmal.
Pirna. Kriegerdenkmal.

Stadtgeschichte.

Eine 1269 erstmals genannte Burg dürfte mit ihren Anfängen in das 11. Jh. zurückreichen. Sie diente mehrfach als Stützpunkt der böhmischen Herrschaft an der ältesten Verbindungsstraße zwischen dem Elbtal um Dresden und dem böhmischen Gebiet um Tetschen. Unterhalb der Burg bildete sich an der Fischergasse eine Siedlung, deren „Plan“ als Platz eines Marktbetriebes von nur örtlicher Bedeutung angesehen werden kann.

Pirna. Dohnasche Straße.
Pirna. Dohnasche Straße.

Zwischen der Fernstraße und der Elbe entstand wohl vor oder um 1150 an der Breiten Gasse eine Kaufmannssiedlung mit Nikolaikirche. Um 1200 wurde im freien Raum zwischen der Landstraße und der als Wasserstraße wichtigen Elbe die sehr regelmäßig angelegte Stadt wohl unter markmeißnischer Stadtherrschaft gegründet.

Pirna. Gartenstraße.
Pirna. Gartenstraße.

Sie wird 1233 genannt und 1291 als civitas bezeichnet, Bürgermeister und Rat sind seit 1292/99 nachzuweisen, die zweifellos ältere Stadtmauer wird 1412 erstmals erwähnt. 1291 gelangte Pirna an die Bischöfe von Meißen, 1294 an den König von Böhmen, 1404 wurde es für die Markgrafschaft Meißen zurück erworben. Die mittelalterliche Blüte der Stadt beruhte vor allem auf dem 1282 erwähnten, 1325 bestätigten „Niederlagsrecht“ für alle auf der Elbe und der Landstraße durch Pirna gehenden Waren. Um 1300 wurde das Dominikanerkloster erbaut.

Pirna. Am Landungsplatz der Dampfschiffe.
Pirna. Am Landungsplatz der Dampfschiffe.

Der Rat erlangte die Obergerichtsbarkeit 1337 zunächst vorübergehend und 1425 endgültig. Im späten Mittelalter war Pirna wichtigster Handels- und Umschlagplatz zwischen Sachsen und Böhmen. Unter den Handwerkern dominierten im 16. Jahrhundert die Tuchmacher (47 Meister im Jahre 1500). Der Pirnaerer Sandstein wurde flussabwärts bis an die Küste verfrachtet.

Pirna. Dohnaschestraße.
Pirna. Dohnaschestraße.

Die Handwerker waren seit 1300 im Rat vertreten, seit 1520 kontrollierten sechs „Rechherren“ aus der Gemeinde die Finanzgebarung des Rates. Trotz der Verleihung des Stapelrechts an die konkurrierende Stadt Dresden 1455 erlebte Pirna im 15. und 16. Jh. eine Blütezeit, von der die prächtigen Erneuerungsbauten im Kloster, zahlreiche spätgotische und Renaissance-Bürgerhäuser, das 1556 umgebaute Rathaus und vor allem die großartige dreischiffige Hallenkirche St. Marien 1546 zeugen.

Pirna. Gartenstraße.
Pirna. Gartenstraße.

Über drei Dörfer stand dem Rat die Grundherrschaft zu. Die kurfürstliche Eisenkammer fasste die gesamte Eisenproduktion des Osterzgebirges in Pirna zusammen. Schiffbau und Schifffahrt belebten die Wirtschaft. Nach Durchführung der Reformation 1539 wurde im aufgelösten Kloster die schon 1317 genannte Stadtschule untergebracht.

Pirna. Realschule.
Pirna. Realschule.

Während des Dreißigjährigen Krieges war Pirna wichtigster Zufluchtsort böhmischer Exulanten (1629: über 2 000), 1634 wurden hier die Vorverhandlungen zum Prager Frieden von 1635 geführt. 1639 brach über die Stadt das „Pirnsche Elend“ mit Belagerung, Plünderung und Zerstörung durch die Schweden herein. Die hochgelegene alte Burg, deren Namen „Sonnenstein“ erst seit 1606 bezeugt ist, wurde 1672/85 zu einer starken Landesfestung ausgebaut, seit 1811 dienten die Gebäude bis zum Zweiten Weltkrieg als Heil- und Pflegeanstalt für Nervenkranke.

Pirna. Weststraße.
Pirna. Weststraße.

Im 18. Jh. kam die Strumpfwirkerei auf, 1781 wurde eine Kattundruckerei gegründet, 1817 entstand eine Steingut- und Tonwarenfabrik. Eine Fabrikschule weist auf verbreitete Kinderarbeit in jener Zeit hin. 1834 zählte Pirna 5556 Einwohner. Der Dampfschiffverkehr auf der Elbe erreichte die Stadt 1837, Bahnverbindungen wurden nach Dresden 1848, nach Bodenbach 1851, nach Arnsdorf 1875, nach Neustadt (Sa.) 1877 und nach Berggießhübel 1880 hergestellt.

Pirna. Bahnhofstraße.
Pirna. Bahnhofstraße.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte die Industrialisierung vor allem den Maschinenbau (1873), die Glasfabrikation (1874), die Zellstoff- (1886) und die Kunstseidenproduktion (1909), wodurch Pirna zum Sitz einer modernen Großindustrie wurde. 1873/75 wurde die Elbbrücke erbaut, eine Schifferschule wurde 1856, eine Öffentliche Handelslehranstalt 1859, ein Lehrerseminar 1873 eröffnet.

Pirna. Bahnhof.
Pirna. Bahnhof.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Reichsadler 1889-1918

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