Bromberg im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Bromberg 54.235 Einwohner – 1905 = 77. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Bromberg in Posen im Königreich Preußen
Bromberg ist eine Stadt (Stadtkreis) im Königreich Preußen, Provinz Posen und Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks.
Sie liegt an der Brahe, in die hier der Bromberger Kanal mündet und 33–73 Meter über dem Meer. Die Stadt ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Schneidemühl–Thorn, Bromberg-Schönsee, Bromberg-Maximilianowo, Hohensalza/Inowrazlaw-Bromberg und Bromberg-Znin sowie der Bromberger Kreisbahn.
Bromberg hat 3 evangelische und 2 katholische Kirchen, eine Synagoge, Denkmäler Friedrichs d. Großen und Kaiser Wilhelms I. Im Jahr 1900 leben hier mit der Garnison (ein Füsilierregiment Nr. 34, ein Infanterieregiment Nr. 129, ein Grenadierregiment zu Pferde Nr. 3, ein Feldartillerieregiment Nr. 17 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 53) 52.204 Einwohner, die überwiegende Mehrheit sind Evangelische, 15.663 sind Katholiken und 1519 Juden.
Die Industrie in Bromberg umfasst Eisengießerei und Maschinenfabrikation, Mühlenbetrieb, Sägewerke, Wagen-, Möbel-, Schnupftabak-, Sprit-, Seifen-, Licht- und Dachpappenfabrikation, Bierbrauerei, Branntwein- und Ziegelbrennerei, Gärtnerei etc., auch hat Bromberg Schifffahrt, Handel mit Holz, Getreide, Mehl, Wolle, Leder, Steinkohlen etc.
An Bildungsanstalten befinden sich in Bromberg ein Gymnasium mit pädagogischem Seminar, ein Realgymnasium, ein evangelisches Schullehrer- und ein städtisches Lehrerinnenseminar, eine Taubstummen- u. eine Blindenanstalt, Blindenheim, Luisenstift, Diakonissenanstalt etc.
Bromberg ist Sitz der Regierung des Bezirks Bromberg, des Stabes der 4. Division, der 7. Infanterie-, 4. Kavallerie- und 4. Feldartilleriebrigade, einer Generalkommission (für Ostpreußen, Westpreußen und Posen), einer Landschaftsdirektion, einer Eisenbahn- und einer Oberpostdirektion, eines Landgerichts, einer Oberförsterei (Bartelsee), des Landratsamts für den Landkreis Bromberg, eines Hauptsteueramts, einer Handels- und einer Handwerkskammer, einer Reichsbankstelle (Umsatz 1901: 780,8 Millionen Mark), eines historischen und eines Kunstvereins etc.
Der Magistrat von Bromberg zählt 16, die Stadtverordnetenversammlung 36 Mitglieder. In unmittelbarer Nähe der Stadt liegen die großen Dörfer Schwedenhöhe, Prinzenthal, Schleusenau u. a. Der Bromberger Kanal, der Oder- und Weichselgebiet verbindet, beginnt bei Nakel an der zur Warthe gehenden Netze; seine Länge beträgt bis zur Einmündung in die zur Weichsel gehenden Brahe 26,3 km bei 19,5 m Breite und 1,4 m mittlerer Tiefe. Auf der Wasserscheide liegt er 25 m über dem Spiegel der Brahe, wohin sieben, und 4,9 m über dem der Netze, wohin zwei Schleusen führen.
1773–74 auf Befehl Friedrichs II. erbaut, ist er in neuester Zeit wegen des um mehr als 2 m gesunkenen Niveaus der Weichsel mehrfach erweitert und verbessert worden. Der Verkehr belief sich 1901 mit der Weichsel: auf 1675 beladene Schiffe mit 165.055 Tonnen Ladung und 426.958 Tonnen Floßholz; mit der Netze: auf 1752 beladene Schiffe mit 181.932 Tonnen Ladung und 435.516 Tonnen Floßholz.
Zum Landgerichtsbezirk Bromberg gehören die acht Amtsgerichte zu Bromberg, Exin, Hohensalza/Inowrazlaw, Krone a. Brahe, Labischin, Schubin, Strelno und Znin. Der Regierungsbezirk Bromberg zählt im Jahr 1900 auf 11.449 km² (207,94 Quadratmeilen) 689.023 Einwohner, 60/km², davon 275.974 Evangelische, 398.336 Katholiken, 13.024 Juden und besteht aus den 14 Kreisen: Stadtkreis Bromberg und die Landkreise Bromberg, Czarnikau, Filehne, Gnesen, Hohensalza (Inowrazlaw), Kolmar in Posen, Mogilno, Schubin, Strelno, Wirsitz, Witkowo, Wongrowitz, Znin.
Bromberg entstand als polnisches Castrum im 11. Jahrhundert, erhielt 1346 deutsches Stadtrecht, wurde 1409 vom Deutschen Orden zerstört, aber um 1425 wiederhergestellt. Es wurde bald eine der wichtigsten Handelsstädte Polens. Am 6. November 1657 schlossen Brandenburg und Polen hier den Bromberger Vertrag ab, der den Vertrag von Wehlau vom 19. September ergänzte.
Die erste polnische Teilung brachte Bromberg mit dem ganzen Netzedistrikt 1772 an Preußen. Der Friedensschluss von Tilsit verwandelte das ganze Gebiet von 8754 km² (159 Quadratmeilen) mit 214.000 Einwohner in ein Bromberger Departement des Großherzogtums Warschau, das erst 1815 an Preußen zurückkam. Unter der preußischen Herrschaft wuchs Bromberg infolge der Kanalanlage und der Eisenbahnen zu einer modernen Stadt.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) bestimmte der Versailler Vertrag 1919 die Abtretung der Provinzen Posen und Westpreußen an Polen. Nur kleine Teile der Provinzen verblieben bei Deutschland. Diese wurde als Grenzmark Posen-Westpreußen zusammengefasst und Schneidemühl die neue Provinzhauptstadt. Obwohl Bromberg zu 85 % von Deutschen bewohnt war, wurde es Polen zugeschlagen. Die Polen nennen die Stadt nun Bydgoszcz und unterdrücken die deutschen Bewohner massiv.
Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) kommt es am 3. September 1939 zum „Bromberger Blutsonntag“, als polnische Soldaten und Zivilisten „mehrere tausend deutsche Einwohner der Stadt“ ermorden. Das „Weißbuch des Auswärtigen Amts beziffert die Gesamtzahl der Opfer im Dezember 1939 auf 5437 deutsche Einwohner, während später verbreitet wird, dass 58.000 Deutsche in Polen ermordet worden seien bzw. als vermisst gelten“ (Quelle „Chronik des Zweiten Weltkrieges“, Weltbild-Verlag 1994).
Eine neuere polnische Untersuchung aus dem Jahre 2008 kommt dagegen auf eine Zahl von ca. 400 ermordeten Deutschen. Am 27. Januar 1945 eroberte die Rote Armee Bromberg und stellt diese wieder unter polnische Verwaltung.
Bydgoszcz, deutsch Bromberg, ist heute eine Stadt in Polen, neben Toruń (Thorn) Hauptstadt der Woiwodschaft Kujawien-Pommern, mit rund 344.000 Einwohnern (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
- „Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948: Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit“ von Heinz Nawratil, Universitas 2007
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Bromberg ist Westpreussen, nicht die Provinz Posen
Diese Seite behandelt die Zeit des Deutschen Reiches 1871 – 1918 (Kaiserreich) und während dieser Zeit gehörte Bromberg zur Provinz Posen.
Die Provinz Posen unterteilte sich in den Regierungsbezirk Posen und Bromberg.
Von 1772 bis 1807 gehörte Bromberg zur preußischen Provinz Westpreußen,
1807 bis 1815 zum Herzogtum Warschau und
1815 bis 1920 zur preußischen Provinz Posen.
Nach der Niederlage Polens 1939 wurde das Gebiete mit der Stadt Bromberg dem Reichsgau Danzig-Westpreußen des Deutschen Reichs angegliedert.
1815-48 Großherzogtum Posen und dann 1848-1918/20 Provinz Posen