Regensburg vom unteren Wörth

Regensburg

Regensburg im Königreich Bayern, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Regensburg 48.412 Einwohner – 1905 = 86. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Regensburg, Donaupartie mit Steinerne Brücke
Regensburg, Donaupartie mit Steinerne Brücke

Regensburg im Königreich Bayern

Regensburg Stadtplan 1910 (Wagner & Debes Leipzig)
Regensburg Stadtplan 1910 (Wagner & Debes Leipzig)

Regensburg ist eine unmittelbare Stadt im Königreich Bayern und Hauptstadt des Regierungsbezirks Oberpfalz, ehemals freie Reichsstadt und Sitz des deutschen Reichstags.

Landkarte Süd-Bayern
Landkarte Süd-Bayern

Regensburg liegt rechts an der Donau (Stadtamhof und dem Einfluss des Regen gegenüber), über die hier eine steinerne Brücke von 312 Meter Länge und 7 Meter Breite führt (1135–46 vom Herzog Heinrich dem Stolzen erbaut) und 341 Meter über dem Meer. Die Stadt Regensburg hat meist enge, unregelmäßige Straßen, darunter die Gesandtenstraße, an deren Häusern man noch die Wappen derjenigen Länder erblickt, deren Reichsdeputierte wohnten.

Regensburg, Rathaus
Regensburg, Rathaus

Die Stadt Regensburg ist Sitz einer Kreisregierung, eines Bezirks-, eines Hauptzoll-, eines Forst- und eines Oberpostamtes, einer königlichen Eisenbahnbetriebsdirektion, der Landesversicherungsanstalt für die Oberpfalz, eines Landgerichts, eines Bischofs, eines bischöflichen Kommissariats sowie des Kommandos der 6. bayrischen Division und der 12. Infanteriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 17 Magistratsmitglieder und 36 Gemeindebevollmächtigte.

Regensburg, Gesamtansicht mit Donau
Regensburg, Gesamtansicht mit Donau

Regensburg hat 11 katholische und 3 evangelische Kirchen und eine Synagoge. Unter den ersteren sind hervorzuheben der Dom zu St. Peter (1275 durch Meister Ludovicus begonnen, 1534 vollendet, restauriert), ein Bauwerk edelster Gotik, mit zwei 1869 von Denzinger vollendeten Türmen und prächtigem Portal, mit schönen Glasmalereien und den Grabmälern mehrerer Bischöfe und des Fürst-Primas von Dalberg; die romanische Kirche zu St. Emmeram (mit dem Grab des Aventinus); die Kirche des Schottenklosters St. Jakob; die alte Pfarrkirche St. Ulrich (1250 begonnen, frühgotisch); die im streng gotischen Stil gehaltene Dominikanerkirche (1274 erbaut) und die Stiftskirche Obermünster, mit schönem Altar.

Regensburg, Dom
Regensburg, Dom

Von sonstigen Bauwerken besitzt die Stadt Regensburg ein schönes Rathaus (worin 1645–1806 der deutsche Reichstag seine Sitzungen hielt, mit dem noch im alten Zustand erhaltenen Reichssaal); das Palais des Fürsten von Thurn und Taxis (ehemaliges Stift von St. Emmeram), mit Grabkapelle, Gemäldesammlung, Bibliothek etc.; die neue königliche Villa (ebenfalls gotisch), das Hubersche Haus am Römling mit der Kapelle St. Thomä und dem Thomaskeller, die Kaiserherberge zum Goldenen Kreuz (an Kaiser Karl V.

Regensburg, Emmeramsplatz
Regensburg, Emmeramsplatz

und Don Juan d’Austria erinnernd), das Thon-Ditmersche Haus (prächtiger Renaissancehof mit gewölbten Säulenhallen), Keplers Sterbehaus (mit Denkmal), den Herzogs- und Bischofshof etc., sowie an Denkmälern ein Reiterstandbild König Ludwigs I. Im Jahr 1905 leben hier mit der Garnison (1 Regiment Infanterie Nr. 11) auf 48.412 Einwohner, der Großteil sind Katholiken, 5960 sind Evangelische und 529 Juden.

Regensburg, Fischmarkt
Regensburg, Fischmarkt

Die bedeutendsten Industriezweige Regensburgs sind die Buchdruckerei und Buchbinderei, Blei- und Farbstift-, Erdfarben-, Porzellan-, Stein gut-, Maschinen-, Seilerwaren-, Tabak-, Strumpfwaren-, Handschuh- und Tuchfabrikation, Schiffbau, Wachsbleicherei, Glockengießerei, Orgelbau, Instrumenten- und Büchsenmacherei, Kunsttischlerei und -Schlosserei, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, Kunst- und Handelsgärtnerei etc. Auch hat Regensburg eine Zentraleisenbahnwerkstätte und große Tankanlagen für Petroleum.

Regensburg, Moltkeplatz
Regensburg, Moltkeplatz

Der Handel, unterstützt durch eine Handels- und Gewerbekammer, eine Nebenstelle der Reichsbank, eine Filiale der Königlichen Bank in Nürnberg, die Bayrische Vereinsbank, die Bayrische Notenbank und andere Geldinstitute sowie durch die Schifffahrt auf der Donau, ist besonders lebhaft in Getreide, Holz, Petroleum etc. Für den Eisenbahnverkehr ist Regensburg Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Regensburg-Augsburg, München-Oberkotzau-Hof, Passau-Würzburg und Regensburg-Donaulände. Regensburg hat eine elektrische Straßenbahn, Wasserleitung und Kanalisation.

Regensburg, Fürstliches Schloss
Regensburg, Fürstliches Schloss

Von öffentlichen Anstalten bestehen in Regensburg ein Lyzeum, 2 Gymnasien, eine Kresrealschule, ein bischöfliches Klerikal- und ein Knabenseminar, eine Präparandenschule, eine Taubstummenanstalt, eine landwirtschaftliche Winterschule, eine Schiffer-, eine Baugewerk-, eine königliche Hufbeschlag- und eine Kirchenmusikschule, 3 Klöster, 2 katholische und ein evangelisches Waisenhaus, 2 Anstalten zur Erziehung verwahrloster Kinder, eine Kreisirrenanstalt, ein Stadttheater, eine Kreisbibliothek, ein Institut für Glasmalerei etc.

Regensburg, Brückentor
Regensburg, Brückentor

Das jenseits der Donaubrücke liegende Stadtamhof bildet eine besondere Stadt. 10 km unterhalb Regensburg, bei Donaustauf, liegt die Walhalla , 24 km oberhalb Regensburgs Kelheim mit der Befreiungshalle. Bei dem nahen Kumpfmühl wurden 1885 die Reste eines römischen Lagers und ein noch erhaltener Torbogen, die Porta praetoria, entdeckt und 1887 freigelegt. Zum Landgerichtsbezirk Regensburg gehören die 12 Amtsgerichte zu Abensberg, Burglengenfeld, Hemau, Kelheim, Nittenau, Regensburg I und II, Regenstauf, Riedenburg, Roding, Stadtamhof und Wörth a. D.

Walhalla-Donaustauf bei Regensburg
Walhalla-Donaustauf bei Regensburg

Regensburg bestand als keltische Niederlassung Radasbona (davon die mittelalterlich-lateinische Namensform Ratisbona und franz. Ratisbonne) schon in vorrömischer Zeit und hieß als römische Grenzfestung nach dem gegenüber mündenden Fluss Regen (Reganus) Regina Castra. Hier hatte Kaiser Marcus Aurelius im Markomannenkrieg sein Standquartier. Bedeutend wurde die Stadt durch den Handel mit den Germanen. Später wurde Regensburg Sitz der Bayernherzöge und eines Bischofs, 826 Residenz der ostfränkischen Karolinger, später des wiederhergestellten Herzogtums Bayern.

Regensburg, Haidplatz
Regensburg, Haidplatz

Seit 806 gab es Burggrafen als königliche Beamte in Regensburg und wenn die Bischöfe auch Münz- und Zollhoheit erwarben, so gelang es ihnen doch nicht, die Grafenrechte an sich zu bringen. Die Donaubrücke, eines der berühmtesten mittelalterlichen Bauwerke Europas, stammt aus den Jahren 1135–46. Im Jahr 1147 schiffte sich König Konrad III. in Regensburg zum Kreuzzug ein; 1189 brach Friedrich Barbarossa von hier mit dem Kreuzheer nach Palästina auf. 1272 starb hier der Prediger Bertold von Regensburg, der im Minoritenkloster begraben liegt.

Regensburg, Jakobstor
Regensburg, Jakobstor

Die ersten Freiheiten erhielt die Stadt Regensburg nachweislich 1207, aber erst 1245 wurde sie als Dank für den Beistand, den sie Friedrich II. gegen den päpstlich gesinnten Bischof Siegfried geleistet hatte, Reichsstadt. Herzog Ludwig von Bayern hatte 1205 die Burggrafschaft zu Regensburg als Reichslehen erworben, und daraus fließende Rechte verblieben seinem Haus bis 1492. Regensburg war der Typus einer mittelalterlichen Großstadt mit stolzen Patriziergeschlechtern und hochentwickeltem Handel, insbesondere im 14. Jahrhundert, wo der deutsche Handel nach dem Süden vornehmlich in den Händen der Regensburger lag.

Regensburg, Moltkeplatz mit Karmelitenkirche und Institut Niedermünster
Regensburg, Moltkeplatz mit Karmelitenkirche und Institut Niedermünster

Infolge des in Regensburg 1541 zwischen den Protestanten und Katholiken gehaltenen Religionsgesprächs kam das Regensburger Interim zustande und Regensburg nahm 1542 die Augsburgische Konfession an. 1630 fand hier der Kurfürstentag statt, der den Kaiser zur Entlassung Wallensteins zwang. Am 15. November 1630 starb in Regensburg der Astronom Johannis Kepler.

Regensburg, Domfriedhof
Regensburg, Domfriedhof

1632 wurde Regensburg von den Schweden unter Horn erfolglos belagert, 1633 von Bernhard von Weimar eingenommen, fiel aber 1634 wieder in die Hände der Kaiserlichen. 1663 wurde der Reichstag, der seit dem 15. Jahrhundert wiederholt hier getagt hatte, endgültig hierher verlegt und hatte hier fast ununterbrochen bis 1806 seinen Sitz. 1703 nahm der Kurfürst von Bayern Regensburg ein, räumte es aber wieder nach der Schlacht bei Hochstädt 1704.

Regensburg, Partie beim Ostentor
Regensburg, Partie beim Ostentor

Im Jahr 1748 verlegte das fürstliche Haus Thurn und Taxis seinen Wohnsitz von Frankfurt a. M. nach Regensburg; der regierende Fürst war als Prinzipalkommissar Stellvertreter des Kaisers beim Reichstag. Mit der Auflösung des Deutschen Reichs (HRR) 1806 verlor Regensburg, das zu Ende des 18. Jahrhunderts 20.000 Einwohner zählte, seine Reichsfreiheit und fiel samt dem Domstift an den Kurerzkanzler Dalberg, 1810 an Bayern. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts umschloss das Weichbild von Regensburg folgende reichsunmittelbare Stände: die Reichsstadt, das Bistum, die Fürstabtei St. Emmeram, die fürstabteilichen Damenstifte Niedermünster und Obermünster, den Fürsten von Thurn und Taxis und die Komtureien des Deutschordens und des Johanniterordens.

Regensburg, Steinerne Brücke, Brückentor und Dom
Regensburg, Steinerne Brücke, Brückentor und Dom

1809 wurde Regensburg innerhalb weniger Tage zweimal erstürmt, 19. April von den Österreichern und am 23. April von den Franzosen. Vor seinen Toren in der Nähe der Kartause Prüll wurde am 19. (oder 23.?) Napoleon I. das einzige Mal in seinem Leben, wenn auch nur leicht, verwundet. In neuerer Zeit hat sich Regensburg bedeutend entwickelt. Das Wappen zeigt zwei ins Andreaskreuz gelegte silberne Schlüssel auf rotem Feld. Das berühmte Rathaus ist stilgemäß erneuert worden. Das prähistorisch-römische Museum und mittelalterliche Lapidarium ist eins der reichhaltigsten in Deutschland.

Regensburg. Bayrisches Sängerbundesfest 17. - 19. Juli 1909.
Regensburg. Bayrisches Sängerbundesfest 17. – 19. Juli 1909.

Regensburg ist heute eine kreisfreie Stadt im Freistaat Bayern, Hauptstadt des Regierungsbezirks Oberpfalz und Sitz des Landrats des Landkreises Regensburg mit rund 152.000 Einwohnern (2020).

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Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Reichsadler 1889-1918

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