S.M.S. Gazelle (1898), Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. Gazelle (1898) – Angaben
Name: | Gazelle |
Namensherkunft: | Gazelle, Gattung der Antilopen-Familie |
Stapellauf: | 31.03.1898 in Kiel (Germaniawerft) |
Schiffsklasse: | Gazelle-Klasse |
Schwesterschiffe: | S.M.S. Amazone (1900), S.M.S. Arcona (1902), S.M.S. Ariadne (1900), S.M.S. Frauenlob (1902), S.M.S. Gazelle (1898), S.M.S. Medusa (1900), S.M.S. Niobe (1899), S.M.S. Nymphe (1899), S.M.S. Thetis (1900), S.M.S. Undine (1902) |
Besatzung: | ca. 268 Mann |
Maße: | Länge 104 m, Breite 11,8 m, Tiefgang 5,0 m |
Wasserverdrängung: | 2600 Tonnen |
Maximale Geschwindigkeit: | 19,5 kn |
Bewaffnung: | 10 Schnellfeuerkanonen Kaliber 10,5 cm, 14 Maschinenkanonen Kaliber 3,7 cm, Torpedos |
Ende: | Ab 1916 Hulk, 1920 abgewrackt |
S.M.S. Gazelle (1898) – Geschichte
Die 10 Kreuzer der Gazelle-Klasse erwiesen sich als ausgezeichnete Kriegsschiffe für den Aufklärungs- und Auslandsdienst.
Die im Mai 1902 ausbrechende Revolution in Venezuela machten diplomatische und militärische Eingriffe des Deutschen Reiches erforderlich, um die dort lebenden und interessierten Reichsangehörigen, insbesondere das in Eisenbahnen angelegte deutsche Kapital gegen Übergriffe zu schützen. Am 17. August ging die „Gazelle“ von Curassao aus nach La Guaira in See, um die deutschen Interessen zu schützen, und am 24. November, zwei Tage nach Rückkehr Kaiser Wilhelms II. aus Großbritannien, wurde der im englischen Volke heftig bekämpfte Plan einer gemeinsam von Großbritannien und Deutschland zu unternehmenden Flottenaktion gegen Venezuela bekannt.
Am 8. Dezember stellten beide Mächte dem Präsidenten ein Ultimatum, nach dessen Abweisung am 9. Dezember die Aktion mit Wegnahme von vier Kriegsschiffen der Republik und Blockierung der Küste begann, während eine aufgebrachte Menge am 11. Dezember in Caracas die deutsche Gesandtschaft angriff. Italien schloss sich den Mächten am 16. Dezember an und trotz des am 18. Dezember erhobenen Einspruchs der Vereinigten Staaten war mit der üblichen Einschränkung zu Gunsten nordamerikanischer Schiffe die Blockade am 21. Dezember vollendet. Präsident Roosevelt, von Großbritannien und Deutschland um Übernahme des Schiedsrichteramts gebeten, lehnte am 22. Dezember ab mit dem Wunsche, die Entscheidung dem Haager Schiedsgericht anheimzugeben; aber die dortige Vertretung Venezuelas wurde am 29. Dezember dem Gesandten der Vereinigten Staaten in Caracas, Bowen, gestattet.
Präsident Castro, der sich am 1. Januar 1903 zur Unterwerfung unter den Entscheid des Haager Gerichts bereit erklärte, nahm die gleichlautende Antwort der drei Mächte vom 6. Januar am 9. Januar an; trotzdem blieb die Blockade bestehen, und es erfolgte noch am 21. Januar die Zerstörung des Forts San Carlos durch die deutschen Schiffe S.M.S. Vineta, S.M.S. Panther und S.M.S. Gazelle. Der deutsch-venezolanische Friedensvertrag, der eine sofortige Zahlung der erstklassigen deutschen Forderung von 1.780,000 Bolivares bestimmt, wurde am 15. Februar angenommen, und am 16. März erfolgte die erste Zahlung. Über die weiteren Forderungen wurde vor dem Schiedsgericht im Haag vom 1. September an verhandelt.
Ab 1916 wurde das Schiff in einen Hulk umgewandelt und 1920 abgewrackt.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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