Paul von Lettow-Vorbeck, Biografie Lebenslauf
Paul von Lettow-Vorbeck
* 20.03.1870 in Saarlouis,
† 09.03.1964 in Hamburg;
1914 – 1918 Kommandeur der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika
Paul von Lettow-Vorbeck wurde am 20. März 1870 in Saarlouis (Rheinland) als Sohn des Generals Paul von Lettow-Vorbeck (26.04.1832 – 30.05.1919), geboren. Bereits als 18jähriger ist er Leutnant des 4. Garderegiments zu Fuß. In den Jahren 1900 und 1901 nahm er im Ostasiatischen Expeditionskorps an der Niederschlagung des Boxeraufstandes in China teil. Von 1904 bis 1907 diente er in der Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika und nahm hier an die Niederschlagung der Aufstände von Herero und Hottentotten teil.
Während des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) ist Paul von Lettow-Vorbeck Kommandeur (seit 1917 als Generalmajor) der Schutztruppen in Deutsch-Ostafrika. Er befehligte eine relativ kleine Einheit zeichnete sich dabei als genialer Guerillaführer aus. Er hoffte den Krieg in Europa durch das Binden einer unverhältnismäßig großen Anzahl alliierter Truppen in seinem Bereich zu beeinflussen.
Im November 1914 vereitelte er eine Landung der Briten bei Tanga, Deutsch-Ostafrika (heutiges Tansania). Vier Jahre mit einer Truppe, die nie 14.000 (3.000 Deutsche und 11.000 Askaris) überstieg, band er eine große Anzahl (geschätzte Zahl von 130.000 bis zu 300.000) britischer, belgischer und portugiesischer Truppen in Ostafrika. Gut vertraut mit der britischen Strategie durch Teilnahme am Krieg gegen die chinesischen Boxer (1900/1901) und geschult im Guerillakampf beim Einsatz gegen die Hereros in Deutsch-Südwestafrika (1904), verfolgte Lettow-Vorbeck eine Taktik der Nadelstiche gegen den weit überlegenden Gegner.
Tondokument Paul von Lettow-Vorbeck
1922-05-26 – Paul von Lettow-Vorbeck (Kommandeur Deutsch-Ostafrika) – Über den Ostafrika-Kampf während des Weltkrieges (2m 16s)
Nach dem Waffenstillstand 1918 kehrte er im März 1919 nach Deutschland zurück und wurde dabei von einer jubelnden Menschenmenge in Berlin freudig begrüßt. Nach seiner Rückkehr wurde Lettow-Vorbeck Divisionskommandeur in der Reichswehr und warf im Juni 1919 den von Kommunisten geführten Hamburger Aufstand nieder. Im Mai 1920 nahm er wegen der Teilnahme am Kapp-Putsch Abschied vom aktiven Militärdienst. Um mit seinem Namen Wähler zu gewinnen, stellten ihn die „Deutschnationalen“ (DNVP) 1928 bis 1930 als Reichstagsabgeordneten auf. Obwohl ein Mitglied des rechten Flügel, war er kein Nazi und versuchte erfolglos 1933 bis 1945 einen konservativen Widerstand gegen Hitler zu organisieren.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges brachen auch für Lettow-Vorbeck harte Zeiten an, seine schmale Pension reichte kaum zu überleben. Der einstige Weltkriegsheld wäre vermutlich bald verhungert, als er ausgerechnet von seinen ehemaligen Gegnern Hilfe bekam. Der Brite Richard Meinertzhagen und der Südafrikaner Jan Christiaan Smuts veranlassten die britischen Besatzungsbehörden zur vorzeitigen Auszahlung der Rentenansprüche, was jedoch letztendlich am Widerstand der SPD im Kieler Landtag scheiterte. Daraufhin richteten die Briten ein Sonderkonto für Lettow-Vorbeck ein.
1953 führte er auf Einladung der Briten und Südafrikaner eine mehrwöchigen Reise nach Afrika durch und traf sich dabei auch mit dem damaligen südafrikanischen Präsidenten Daniel François Malan.
Fasst 94jährig starb Paul von Lettow-Vorbeck am 9. März 1964 in Hamburg.
Die britische Zeitung „The Times“ schrieb in ihrem Nachruf vom 14. März 1964: „Paul von Lettow-Vorbeck, der am Montag im Alter von 93 Jahren starb, gewann verdientermaßen ein hohes Ansehen als Befehlshaber in Ostafrika während des Ersten Weltkrieges. Seine Landsleute sahen in ihm einen ihrer größten Nationalhelden, und bei seinen Gegnern, sowohl Briten wie Buren, galt er als ein geschickter, großherziger und ritterlicher Soldat.“
Am 14. März 1964 wurde er in Pronstorf bei Bad Segeberg beigesetzt. Neben Vertretern der Bundesregierung und der Bundeswehr nahmen auch ehemalige Askaris aus Afrika an der Beisetzung teil.
Paul von Lettow-Vorbeck ist Ehrenbürger der Stadt Saarlouis.
Er schrieb:
- „Heia Safari“, 1919
- „Meine Erinnerungen aus Ostafrika“, 1920
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Meyers Konversations-Lexikon“ 5. Auflage in 17 Bänden 1893 – 1897
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1906 – 1908
- „Meyers Kleines Konversations-Lexikon“, 7. Auflage in 6 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1908
- „Deutsche Illustrierte“ 1953
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