Karolinen, als deutsche Kolonie von 1899 bis 1919, in einer Übersicht, Geschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Sitz des Vizegouverneurs Ponape
Die Karolinen sind eine Inselgruppe (zum großen Teil Koralleninseln und -riffe) im Stillen Ozean, bestehend aus den eigentlichen Karolinen und den Palau. Sie sind Bestandteil des Deutschen Südseeschutzgebietes (Deutsch-Neuguinea), zwischen Kaiser-Wilhelms-Land und den Marianen gelegen, ca. 1450 km² groß. Außer den Palau sind von besonderer Wichtigkeit die Inseln Jap, Truk (Ruk, Hogolu), Ponape (Ascension), Kusaie (Valan, Stronginsel).
Für die Verwaltung werden die Inseln in einen
- Bezirk der Ostkarolinen, östlich des 148.° östlicher Länge, mit Ponape als Sitz des Vizegouverneurs, und einen
- Bezirk der Westkarolinen, wozu auch die Palauinseln gerechnet werden, mit einem Bezirksamtmann auf Yap geteilt.
Die Karolinen sind eine Inselgruppe im westlichsten Teil des Stillen Ozeans, zu Mikronesien gehörig, erstreckt sich durch 27 Längengrade (137°-164° östliche Länge) und 9 Breitengrade (10°6’–0°55′ nördliche Breite)
Größe:
Die Karolinen bestehen aus zahllosen Inseln, die über fast 2 Millionen km² Fläche verstreut sind, aber zusammen nur etwa 1000 km² Größe haben. Die westlich davon liegenden Palauinseln betrachtet man als eine selbständige Gruppe. Von den Inseln sind die wichtigsten Ponape, Yap, Truk, Kusaie mit zusammen 796 km², zugleich die einzigen hohen (bis 892 Meter) Inseln, während die anderen niedrige und kleine Koralleneilande sind. Unter letzteren sind die bedeutendsten die Uliti- und Hall-Atolle mit 16 km², Lukunor, Wolea-, Lamotrek-, Enderby-, Namonuito-, Mortlock- und Senjäwingruppe.
Bevölkerung:
Die Bevölkerung zählt 1901 etwa 36.000, 1910 etwa 41.400 (einschließlich der Palauinseln) Einwohner, darunter (1903) 125 Weiße. Die Karoliner gehören zu den Mikronesiern. Bemerkenswert sind die großartigen, aus früherer Zeit stammenden Steinbauten, Hafendämme u. a. auf manchen Inseln.
Klima:
Das Klima ist feucht, aber nicht ungesund; das Thermometer zeigt im Dezember 25–30°, im Juni 29–31°. Heftige Orkane richten oft große Verheerungen an.
Briefmarken:
Am 12. Oktober 1899 eröffnet die Reichspost auf den Karolinen eine Filiale. Von 1899 bis 1900 wurden Marken der Reichspost mit diagonalem Aufdruck „Karolinen“ verwendet. Ab November 1900 wurden eigene Marken mit der Kaiserlichen Yacht S.M.S. Hohenzollern als Motiv zur Ausgabe gebracht.
Im Jahr 1910 besuchten die deutschen Kriegsschiffe S.M.S. Scharnhorst und S.M.S. Nürnberg Ponape. Da nun alle Besatzungsmitglieder eine Postkarte in die Heimat schicken wollten, waren die 5 Pfennig-Briefmarken schnell ausverkauft und so versah der Postagent 500 x 3 Pfennig-Briefmarken mit einem „5 Pf“-Stempel. Diese Provisorien werden heute, echt gelaufen und geprüft, teilweise für mehre Tausend Euro gehandelt.
Handel:
Den wichtigen Koprahandel hat hauptsächlich die deutsche Jaluitgesellschaft in Händen.
Geschichte:
Die Inselgruppe wurde 1527 durch den Portugiesen Diego da Rocha entdeckt und Sequeirainseln getauft, erhielt aber 1686 von dem Spanier Lazeano nach König Karl II. ihren jetzigen Namen. Von Manila aus versuchten die Jesuiten die Bewohner der Karolinen zum Christentum zu bekehren, ihre Expeditionen misslangen aber und als 1731 Pater Cantova ermordet wurde, kümmerte sich Spanien nicht mehr um die Inselgruppe. Untersucht wurde sie 1817 durch Kotzebue mit Chamisso, 1824 durch Duperrey, besonders aber 1827 und 1828 durch Lütke. Als Spanien 1875 sein in Vergessenheit geratenes Besitzrecht geltend machen wollte, wurden seine Ansprüche sowohl vom Deutschen Reich als von Großbritannien zurückgewiesen. Als dann Spanien 1885 gegen die deutsche Besitzergreifung protestierte, erklärte sich Deutschland bereit, die Streitfrage dem Schiedsgericht des Papstes zu unterwerfen.
Dieser entschied am 22. Oktober, dass die Karolinen und Palauinseln Spanien gehören, dieses aber Deutschland volle Freiheit und Schutz des Handels und der Schifffahrt sowie das Recht, auf den Karolinen eine Schiffs- und Kohlenstation anzulegen, gewähren sollte. Auf die Schiffs- und Kohlenstation verzichtete das Deutsche Reich 1886, kam aber durch ein Abkommen vom 30. Juni 1899 in den Besitz der Inselgruppe, für die Spanien eine Geldentschädigung von 25 Millionen Pesetas (20.250.000 Goldmark) erhielt. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) und dem Versailler Vertrag wurden die Karolinen von 1919 bis 1945 ein Mandat Japans und nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) ein UN-Treuhandgebiet (1947) der USA. 1982 erhielten die Karolinen als „Vereinigte Staaten von Mikronesien“ die volle Autonomie. Ein Teil mit der Hauptinsel Palau ist seit 1994 als „Republik Palau„, durch Verträge mit den USA assoziierter Staat, unabhängig.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
- „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
- „Andrees Allgemeiner Handatlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig 1914
- „Deutsches Kolonial-Lexikon“ Leipzig 1920
- „Bertelsmann Universal Lexikon“ Gütersloh 1994
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Danke für die vielen Mosaiksteine unserer Geschichte, die Geschichte unserer Ahnen.
Tanja, Sie haben recht, es war das Zeitalter meiner Großeltern. Es bringt Erinnerungen an sie zurück. Vielen Dank dafür.