Bad Gastein in Salzburg im Kaisertum Österreich, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Wildbad Gastein 678 (als Gemeinde 1659) Einwohner (1900), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
Bad Gastein in Salzburg im Kaisertum Österreich
Gastein, rechtes Seitental des Salzachtals in Salzburg, Bezirkshauptmannschaft St. Johann, erstreckt sich an der Nordseite der Hohen Tauern vom Ankogel (3263 m) und dem Mallnitzer oder Naßfeld-Tauern (2414 m) 45 km lang in nördlicher Richtung und wird von der Gasteiner Ache durchflossen, die mehrere Wasserfälle bildet und bei Lend durch die 4 km lange großartige Gasteiner Klamm in die Salzach mündet.
Das Tal bildet den Gerichtsbezirk Gastein mit 4 Gemeinden, 21 Ortschaften und im Jahr 1900 = 4440 Einwohner. Der höchst gelegene Ort ist Böckstein, 1127 Meter über dem Meer, an der Vereinigung des Naßfeldes und des Anlauftals, mit Kirche, Poch- und Amalgamierwerk für das goldführende Erz des südlich sich erhebenden, 2684 m hohen Radhausbergs und im Jahr 1900 = 299 Einwohner.
4 km weiter unterhalb liegt Wildbad Gastein, 1046 Meter über dem Meer, am Fuß des Graukogels (2491 m), zu beiden Seiten der Ache, die hier zwei Wasserfälle (einen obern von 63 und einen untern von 85 m Höhe) bildet und die Betriebskraft für die elektrische Beleuchtung liefert. Wildbad Gastein ist einer der berühmtesten Kurorte Europas, hat eine katholische und eine (dem deutschen Kaiser gehörige) protestantische Kirche, ein Kurhaus mit Wandelbahn und ein Spital für arme Kranke. Im Jahr 1900 leben in Gastein 678 (als Gemeinde 1659) Einwohner.
Die seit alter Zeit bekannten Thermen umfassen 16 Quellen mit einer Temperatur von 39–49°C und geben zusammen täglich gegen 43.000 hl Wasser. Das Wasser von Gastein ist sehr rein, geruch- und geschmacklos und enthält in 1000 Teilen nur etwa 0,38 feste Bestandteile, hauptsächlich schwefelsaures Natrium. In Form von Bädern angewendet, ist das Wasser vorzüglich wirksam bei Nervenkrankheiten, Gicht, Rheumatismus, Nieren- und Blasenleiden sowie bei allen Zuständen, die auf Erschöpfung der Nervenkraft beruhen. Die Zahl der Kurgäste beträgt jährlich 8–9000. Das Klima hat alpinen Charakter und ist infolge der geschützten Lage des Ortes verhältnismäßig mild.
Spaziergänge bilden die Kaiserpromenade mit dem Denkmal Kaiser Wilhelms I., die Kaiserin Elisabeth-Promenade mit Gedenktafel für die Kaiserin Elisabeth, die Pyrkerhöhe, die Schwarzenberg-Anlagen, die Erzherzog Johann-Promenade etc. 8 km unterhalb des Wildbades liegt der Marktflecken Hofgastein, 869 Meter über dem Meer, am Fuße des Gamskarkogels (2465 m), Hauptort des Tales und Sitz des Bezirksgerichts, mit einer gotischen Pfarrkirche, einem 1832 von Ladislaus Pyrker, Erzbischof von Erlau, gestifteten Militärspital (ehemaliges Gewerkenhaus), einem Denkmal Franz I. und im Jahr 1906 = 835 (mit der Landgemeinde 2065) Einwohner.
Das Quellwasser von Wildbad Gastein wird durch eine 1828 hergestellte Röhrenanlage hierher geleitet. Hofgastein war im 15. u. 16. Jahrhunderts Sitz eines blühenden Gold- und Silberbergbaues. 9 km nördlich liegt Dorf-Gastein, 836 Meter über dem Meer, mit im Jahr 1900 = 217 (als Gemeinde 716) Einwohner. An der Mündung des Tales liegt an der Staatsbahnlinie Bischofshofen-Wörgl das Dorf Lend mit Karbidfabrik und 437 Einwohner. Gegenwärtig ist die durch das Tal führende Alpenbahn Schwarzach-Gastein-Sachsenburg im Bau.
Gastein fiel nach dem Aussterben der Herren von Peilstein (1219) an Bayern und kam 1297 durch Kauf an Salzburg. Schon Herzog Friedrich von Österreich, nachmaliger deutscher König, gebrauchte die Bäder von Gastein 1436 gegen eine schwere Verwundung des Schenkels mit glücklichem Erfolg. Im 16. und 17. Jahrhundert erfreute sich Gastein bereits zahlreicher Besucher. In neuester Zeit ist Gastein, das häufig vom deutschen Kaiser Wilhelms I. besucht wurde, durch den Vertrag (Gasteiner Konvention) vom 14. August 1865 bekannt geworden, der durch Teilung der Verwaltung der eroberten Elbherzogtümer Schleswig-Holstein auf kurze Zeit das gespannte Verhältnis zwischen Preußen und Österreich verdeckte und den Ausbruch des Krieges (Deutscher Krieg, 1866) zwischen ihnen verzögerte.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
- „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
- „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
- „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
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