Eßlingen (Esslingen) im Königreich Württemberg, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Eßlingen a. N. 29.145 Einwohner – 1905 = 142. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Neben der Stadt Eßlingen am Necker existierten im Deutschen Reich (Kaiserreich):
- Eßlingen, ein Dorf im Großherzogtum Baden, Bezirksamt Donaueschingen mit 233 Einwohnern.
- Eßlingen, ein Dorf im Königreich Bayern, Bezirksamt Weißenburg mit 172 Einwohnern.
- Eßlingen, ein Dorf im Königreich Preußen, Provinz Rheinland, Bezirksamt und Kreis Bitburg mit 123 Einwohnern.
Eßlingen am Neckar (Esslingen) im Königreich Württemberg
Eßlingen (Esslingen) ist Stadt und Oberamtssitz im Königreich Württemberg, Neckarkreis.
Eßlingen ehemals freie Reichsstadt, liegt am Neckar, an der Staatsbahnlinie Bretten-Friedrichshafen und 234 Meter über dem Meer. Sie ist teilweise noch von starken Mauern mit Türmen und Toren umgeben und besteht aus der inneren Stadt und 13 Vororten.
Über der Stadt Eßlingen thront die alte Burg. Die eigentliche Stadt hat ein altes Rathaus von 1430, ein neues Rathaus von 1742 (früher Schloss) und 3 Kirchen; die spätromanische zweigetürmte Dionysiuskirche aus dem 13. Jahrhundert und die im 15. Jahrhundert erbaute und restaurierte schöne gotische Frauenkirche mit einem 75 Meter hohen, durchbrochenen Turm, außerdem eine katholische Kirche und eine Synagoge. Von der Kirche St. Georg steht nur noch das Chor als Ruine da.
Eßlingen besitzt Denkmäler des Begründers des Schwäbischen Sängerbundes Pfaff und des Gründers der deutschen Turnerschaft Georgii. Im Jahr 1900 leben hier 27.325 Einwohner, der Großteil sind Evangelische, 2735 Katholiken und 130 Juden. Eßlingen besitzt die größte Maschinenfabrik des Landes (2200 Arbeiter), mit großem Elektrizitätswerk, eine Eisenbahnwerkstätte, Feilenfabrikation, Kammgarn- und Baumwollspinnerei, eine große lithographische Anstalt, Fabriken für Holzwaren, Handschuhe, Plaqué und lackierte Blechwaren, Tuch, Knöpfe, Gold- und Silberwaren, Gelatineartikel etc.
Wie die Gewerbe, so blühen auch der Obst- und Weinbau. Allbekannt sind die moussierenden Neckarweine von Eßlingen; die Keßlersche Champagnerfabrik besteht, als die erste in Deutschland, seit 1826. Eßlingen hat ein Gymnasium, eine Realschule und ein evangelisches Schullehrerseminar, ein Theater, ein reiches Hospital, ein Haus der Barmherzigkeit, ein jüdisches Waisenhaus, ein besonders für die Reformationszeit wichtiges Archiv und ist Sitz eines Oberamts und eines Amtsgerichts.
Zur Gemeinde Eßlingen gehören noch Mettingen am Neckar mit einer großen Baumwollspinnerei, Kennenburg mit Irrenheilanstalt, Rüdern mit schöner Aussicht vom Wartturm, das ehemalige Kloster, jetzt königliche Lustschloss und Hofdomäne Weil mit königlichem Privatgestüt, Rennplatz des Württembergischen Rennvereins u. a.
Eine Kapelle des heiligen Vitalis, die schon 784 erwähnt wird, gab dem Ort Eßlingen (Ezzilinga, Ecelinge) seine Entstehung. Schon 886 erhielt er das Marktrecht und wurde dadurch zur Stadt erhoben. 1077 erscheint Eßlingen bereits als bedeutende Stadt und wurde 1209 durch Otto IV. freie Reichsstadt, von Kaiser Friedrich II. 1215 mit Mauern umgeben.
Die Stadt Eßlingen erwarb 1403 die Vogtei, doch besaßen die Grafen von Württemberg das Reichsschultheißenamt dort, was Anlass zu vielen Fehden gab. 1331 bildete Eßlingen mit anderen Reichsstädten den Schwäbischen Städtebund und leistete Eberhard dem Greiner hartnäckigen Widerstand. Erst unter Eberhard im Bart stellte sich Eßlingen 1473 unter den Schutz Württembergs.
1488 wurde zu Eßlingen der Schwäbische Bund zur Aufrechterhaltung des Landfriedens errichtet. Die Reformation wurde dort 1531 durch den vom Rat berufenen Ambrosius Blarer von Konstanz eingeführt. Am 22. Juli 1796 fand hier ein siegreiches Gefecht der Österreicher gegen die Franzosen unter Moreau statt. 1802 fiel Eßlingen an Württemberg.
Die amtliche Schreibweise war bis 16. Oktober 1964 „Eßlingen„, seitdem schreibt sich Esslingen mit doppelt-s.
Esslingen am Neckar ist heute eine Große Kreisstadt, Sitz des Landkreises Esslingen, in Baden-Württemberg und hat rund 93.000 Einwohner (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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