Zittau, Markt mit Rathaus

Zittau

Zittau im Königreich Sachsen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Zittau 34.706 Einwohner – 1905 = 113. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Zittau, Markt mit Rolandsbrunnen
Zittau, Markt mit Rolandsbrunnen

Zittau im Königreich Sachsen

Zittau Stadtplan 1910 (Wagner & Debes Leipzig)
Zittau Stadtplan 1910 (Wagner & Debes Leipzig)

Zittau ist Hauptstadt einer Amtshauptmannschaft im Königreich Sachsen, Kreishauptmannschaft Bautzen, liegt am linken Ufer der Mandau, unweit ihres Einflusses in die Neiße und 244 Meter über dem Meer.

Landkarte Königreich Sachsen, Thüringische Staaten
Landkarte Königreich Sachsen, Thüringische Staaten

Zittau hat 7 evangelische Kirchen (darunter die Johanniskirche mit vortrefflicher Orgel, die Peter-Paulskirche und die Kreuzkirche), eine neue katholische Kirche, eine Synagoge, ein im Rundbogenstil erbautes Rathaus, Denkmäler des hier geborenen Komponisten Heinrich August Marschner (* 16. August 1795 in Zittau – † 14. Dezember 1861 in Hannover),

Zittau, Die Neustadt
Zittau, Die Neustadt

Otto von Bismarcks und des früheren Bürgermeisters Ludwig Haberkorn (* 2. September 1811 in Kamenz – † 6. April 1901 in Zittau) , ein Gewandhaus, ein Schauspielhaus, ein schön eingerichtetes Stadtbad.

Zittau, Bismarck-Denkmal
Zittau, Bismarck-Denkmal

Im Jahr 1905 leben in Zittau mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 102) 34.719 Einwohner, der Großteil sind Evangelische, 5529 Katholiken und 122 Juden.

Zittau, Kaiserliches Postamt
Zittau, Kaiserliches Postamt

Zittau ist an Grundbesitz, besonders an Wald, die reichste Stadt des Königreichs Sachsen, besitzt gutsherrliche Rechte über 32 Ortschaften der Umgebung und Kollaturrechte über eine große Anzahl benachbarter Dorfkirchengemeinden. Die Industrie ist besonders bedeutend in Orleansweberei und Herstellung halbwollener Waren; ferner betreibt die Bevölkerung Baumwollspinnerei, Tuch-, Woll- und

Zittau, Johanneum, Bautznerstraße
Zittau, Johanneum, Bautznerstraße

Baumwollweberei, Posamentierwaren-, Filz-, Spiralfedern-, Fahrrad-, Blumen-, Dachpappen-, Holzwaren-, Jalousien-, Seilerwaren- und Maschinenfabrikation, Eisengießerei, Färberei, Bleicherei, Ziegelbrennerei, Töpferei, auch befinden sich dort 2 Glasmalereianstalten, ein Elektrizitätswerk sowie die Oberlausitzer Lichtdruck- und photographische Kunstanstalt.

Zittau, König Albert-Denkmal
Zittau, König Albert-Denkmal

Für den Handel, der durch eine Handels- und Gewerbekammer, eine Nebenstelle der Reichsbank, die Oberlausitzer Bank etc. sowie durch ein Konsulat der Vereinigten Staaten unterstützt wird, ist Zittau Hauptsitz des sächsischen Damast- und Leinwandhandels, auch findet bedeutender Garnhandel nach Böhmen und Handel mit Drogen und Chemikalien statt.

Zittau, Hauptbahnhof
Zittau, Hauptbahnhof

Dem Verkehr der Stadt Zittau dient eine elektrische Straßenbahn. Für den Eisenbahnverkehr ist es Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Bischofswerda-Zittau, Löbau-Zittau, Zittau-Reichenberg u. a. Zittau hat ein Gymnasium (an dem Christian Weise [* 30. April 1642 in Zittau – † 21. Oktober 1708 in Zittau] einst Rektor war), ein Realgymnasium mit Handelsschule, eine höhere Web-, eine Tiefbau- und eine Baugewerkschule und ist Sitz eines Amtsgerichts, eines sächsischen und eines österreichischen Hauptzollamts.

Zittau, Post mit Haberkorn-Denkmal
Zittau, Post mit Haberkorn-Denkmal

Die städtischen Behörden von Zittau zählen 12 Magistratsmitglieder und 24 Stadtverordnete. In der Nähe Braunkohlengruben und in den Industriedörfern der Umgegend wichtige Fabriken für Leinwand, Damast, Baumwollwaren etc. Im nahen Lausitzer Gebirge der Oybin sowie die eine prächtige Aussicht bietenden Berge Lausche, Hochwald und Töpfer.

Zittau, Markt
Zittau, Markt

Zittau, eine slawische Gründung (Sitowir, „Kornstadt“), gehörte zu Böhmen, wurde 1255 Stadt, erhielt 1287 von Wenzel II. wichtige Privilegien, kam 1320 durch Tausch an den Herzog Heinrich von Jauer und fiel 1346 an Böhmen zurück. Damals trat die Stadt dem Bunde der Sechsstädte bei, wurde in den Hussitenkriegen häufig von den Hussiten, die hier 1427 ein deutsches Heer schlugen, angegriffen und nahm 1521 die Reformation an.

Zittau, Bautzenerstraße
Zittau, Bautzenerstraße

1620 wurde Zittau vom Kurfürsten Johann Georg I. erobert und kam mit der übrigen Lausitz an Kursachsen. 1639 von den Schweden unter Torstensson belagert und eingeäschert, dann abwechselnd von den Schweden, Kaiserlichen und Sachsen in Besitz genommen, wurde es seit 1643 von den Sachsen behauptet. Im Siebenjährigen Kriege wurde es im Juli 1757 von den Österreichern genommen und fast ganz niedergebrannt.

Zittau - Reichenberg Landkarte 1910 (Wagner & Debes Leipzig)
Zittau – Reichenberg Landkarte 1910 (Wagner & Debes Leipzig)

Zittau ist heue ist eine Große Kreisstadt im Freistaat Sachsen, Landkreis Görlitz mit rund 25.000 Einwohnern (2020).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Reichsadler 1889-1918

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