Salzwedel im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Salzwedel 11.122 Einwohner – 1905 (größte Städte des Deutschen Reichs).
Salzwedel in der Provinz Sachsen im Königreich Preußen
Salzwedel ist eine Kreisstadt im Königreich Preußen, Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Magdeburg.
Salzwedel liegt am Einfluß der Dumme in die Jeeze und ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Stendal-Ülzen, Öbisfelde-Salzwedel und Salzwedel-Lüchow sowie mehrerer Kleinbahnlinien.
Salzwedel hat 3 evangelische und eine katholische Kirche, Synagoge, Gymnasium, Landwirtschaftsschule, Reichswaisenhaus, Amtsgericht, Hauptsteueramt, Zeugdruckerei, Färberei, Strumpfwirkerei, Baumkuchenbäckerei, Möbel- und Drahtfabrikation, Getreidehandel
Im Jahr 1905 leben hier mit der Garnison (3 Eskadrons Ulanen Nr. 16) 11.122 meist evangelische Einwohner.
Salzwedel Geschichte
Der Übergang der Straße von Magdeburg und Stendal über die sumpfige Jeetze-Niederung nach Lüneburg war durch eine 1112 bezeugte Burg gesichert. Seit 1134 stand die Herrschaft über Salzwedel den Markgrafen von Brandenburg zu und blieb stets in deren Hand. Bei der Burg (später Eigentum des Kaisers Wilhelms II.) entstand eine 1196 als oppidum bezeichnete Marktsiedlung um den Holzmarkt mit der Lorenzkirche, wo 1170/90 Münzen geprägt wurden.
Kurz nach 1200 dürfte die Altstadt mit der Marienkirche planmäßig gegründet worden sein, 1233 erscheint sie als vollentwickelte Stadt. Die in ihrem Ortstel ehemals vorhanden gewesene, im 18. Jh. abgebrochene Nikolaikirche könnte auf eine Kaufmannssiedlung des 12. Jahrhunderts hindeuten. 1247 folgte die Gründung der Neustadt mit der Katharinenkirche, Alt- und Neustadt blieben bis zu ihrer Vereinigung 1713 getrennte Städte, seit etwa 1300 waren sie getrennt ummauert, die Kirchen unterstanden dem Bistum Verden.
1280 bestand das Franziskanerkloster, 1337 wurde in der Vorstadt ein Konvent der Augustinereremiten, 1385 das Annenkloster gegründet. An den beiden Stadtkirchen waren seit dem 14. Jahrhundert Lateinschulen eingerichtet. 1541 setzte sich die Reformation durch.
Die an einer wichtigen Straßenkreuzung gelegene Stadt lebte in erster Linie vom Fernhandel, der durch die Schifffahrt auf der Jeetze gefördert wurde. 1263/1514 gehörte sie der Hanse an. Die Tuchmacherei und der Tuchhandel spielten eine große Rolle, im 14. Jahrhundert auch der Metallhandel. Die Gerichtstbarkeit lag im 13. Jahrhundert bei einem vom Rat ernannten Stadtrichter, wurde der Stadt jedoch 1488 vom Landesherrn entzogen.
1314 erwarb die Stadt das Münzrecht, 1359 gab es ein Judendorf. Im Dreißigjährigen Krieg verarmte die Einwohnerschaft völlig. 1705 wütete ein großer Stadtbrand. Seit 1815 ist die Stadt Sitz eines Landrates, 1830 hatte sie 6886 Einwohner. Eine 1820 errichtete Knochenmühle und Leimfabrik produzierte seit 1838 auch Düngemittel, als Chemiewerk wurde der Betrieb nach 1948 stark ausgebaut. 1870 erhielt die Stadt Bahnanschluß nach Stendal, 1889 nach Oebisfelde.
Seitdem entstanden einige Industriebetriebe, darunter 1892 eine der größten Zuckerfabriken Deutschlands. Eine 1872 gegründete Graugießerei stellt seit Pumpen her. In Salzwedel wurde 1814 Jenny von Westphalen, die spätere Frau von Karl Marx geboren.
Stadtwappen Salzwedel
Gespalten in Silber; vorn ein halber roter Adler mit goldener Bewehrung und Brustspange, daneben ein aufgerichteter roter Schlüssel mit rückgewendetem Bart; hinten ein roter Adler mit goldener Bewehrung und Brustspangen, in den Fängen zwei liegende rote Schlüssel pfahlweise, über die Schwingen gestülpt zwei stahlfarbene Kübelhelme mit schwarzem goldverziertem Flug, in der Halsbeuge ein sechseckiger goldener Stern.
Vor 1713 waren die Alt- und Neustadt von Salzwedel zwei getrennte Städte mit eigenen Wappen aus dem 13. Jahrhundert. Die Altstadt führte den halben brandenburgischen Adler und Schlüssel, die Neustadt den ganzen brandenburgischen Adler mit zwei Schlüsseln, zwei Helmen und dem Stern. Nach Vereinigung von Altstadt und Neustadt setzte man beide Wappen nebeneinander in einen Schild.
Die Hansestadt Salzwedel ist heute eine Stadt im Norden von Sachsen-Anhalt, Altmarkkreis Salzwedel, mit rund 23.000 Einwohnern (2021).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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