S.M.S. von der Tann (1909), Großer Kreuzer der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. von der Tann (1909) – Angaben
Name: | von der Tann |
Namensherkunft: | Freiherr Ludwig von und zu der Tann-Rathsamhausen (1815 – 1881) war kommandierender General des Bayerischen Armeekorps im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. |
Stapellauf: | 20.03.1909 in Hamburg (Werft Blohm & Voß) |
Schiffsklasse: | Großer Kreuzer (Schlachtkreuzer) |
Schwesterschiffe: | Einzelschiff, keine Schwesterschiffe |
Besatzung: | ca. 911 Mann |
Maße: | Länge 171,5 m, Breite 26,5 m, Tiefgang 8,1 m |
Wasserverdrängung: | 19.400 Tonnen |
Maximale Geschwindigkeit: | 28,1 kn |
Dampfstrecke: | 4400 Seemeilen |
Kohlenvorrat: | 2800 Tonnen |
Schiffsmaschine: | 42.000 PS, 2 Satz Parsonsturbinen auf 4 Wellen, 18 Kohlenfeuerungen |
Bewaffnung: | 8 x 28 cm Schnellfeuerkanonen, 10 x 15 cm Schnellfeuerkanonen, 16 x 8,8 cm Schnellfeuerkanonen, Torpedos, Flak |
Ende: | 21.06.1919 Selbstversenkung in Scapa Flow, 1930 gehoben und 1934 abgewrackt. |
S.M.S. von der Tann (1909) – Geschichte
Die sieben in Dienst gestellten Schlachtkreuzer (S.M.S. von der Tann, S.M.S. Moltke, S.M.S. Goeben, S.M.S. Seydlitz, S.M.S. Derfflinger, S.M.S. Lützow und S.M.S. Hindenburg) der Kaiserlichen Marine, waren die modernsten und schlagkräftigsten deutschen Kriegsschiffe ihrer Zeit. Während dem Gefecht auf der Doggerbank (24. Januar 1915) und der Seeschlacht vor dem Skagerrak – The Battle of Jutland (31. Mai – 1. Juni 1916) erlitten sie die höchsten Verluste an Menschen und Material.
Trotz schwerster Treffer blieben sie kampf- und schwimmfähig (nur S.M.S. Lützow musste aufgegeben werden), da sie, anders als britische Schiffe, nach dem Prinzip der größtmöglichen Sinksicherheit konstruiert und gebaut wurden. Insgesamt zeugen diese Schiffe von einer bemerkenswerten Leistung der Ingenieure, Werftarbeiter und Mannschaften. Sie stellten Spitzenleistungen der Schiffsbaukunst dar.
S.M.S. von der Tann war der erste deutsche Schlachtkreuzer und als Reaktion auf die neuen britischen Schlachtkreuzer der Invincible-Klasse gebaut worden. Dieser Schiffstyp sollte die schnelle bewegliche Vorhut der Linienschiffsgeschwader bilden. Ihre Gürtelpanzerung betrug 25-30 cm. S.M.S. von der Tann war das einzige Schiff mit Offizierswohnräumen im Vorderschiff. Die Kosten für diese Schiffe betrugen circa 36,5 Millionen Mark.
Die Schiffstaufe vollzog in Hamburg (Werft Blohm & Voß) am 20. März 1909 ein Neffe des Freiherrn Ludwig von und zu der Tann-Rathsamhausen (1815 – 1881). Der Schlachtkreuzer absolvierte im April und Mai 1911 eine erfolgreiche Übungsreise nach Südamerika. Ab Kiel ging es über Teneriffa in 14 Tagen nach Rio de Janeiro, der damaligen Hauptstadt von Brasilien.
Die Mannschaft besuchte auch die von deutschen Auswanderern gegründete Stadt Blumenau in Brasilien. Nach kurzem Aufenthalt ging die Rückreise mit 24 Seemeilen Durchschnittsgeschwindigkeit von Bahia über Teneriffa in 12 Tagen nach Helgoland, wobei Schiff und Turbinenanlage sich vorzüglich bewährten, trotz gegen heftige Stürme und schweren Seegang mit Volldampf gefahren werden musste.
Von Mai 1911 bis Kriegsausbruch 1914 gehörte das Schiff zum Verband der Aufklärungsschiffe und nahm an verschiedenen Übungen und Manövern teil. Im Juni 1911 brachte S.M.S. von der Tann Kronprinz Wilhelm und Kronprinzessin Cecilie nach Großbritannien, wo sie an den Krönungsfeierlichkeiten für König Georg V. teilnahmen; auch nahm das Schiff vom 20. bis 29. Juni 1911 an der Flottenparade auf Spithead-Reede teil.
Nach Kriegsbeginn 1914 sicherte der Große Kreuzer die Deutsche Bucht und nahm an verschieden Vorstößen teil. In der Seeschlacht vor dem Skagerrak (The Battle of Jutland) 31. Mai/1. Juni 1916, war S.M.S. von der Tann an der Versenkung von H.M.S. Indefatigable beteiligt, erhielt 4 schwere Treffer und hatte 11 Tote und 35 Verwundete zu beklagen.
Am 19. November 1918 bricht die Kaiserlichen Marine, unter ihnen S.M.S. von der Tann, in einer fünfzig Kilometer langen Kolonne von Wilhelmshaven zu ihrer letzten Fahrt auf. Über 70 Schiffe (Linienschiffe, Kreuzer und Torpedoboote) erfüllen eine Bedingung des Waffenstillstandsvertrags zwischen den Siegermächten und dem Deutschen Reich.
Darin wird die Auslieferung aller deutschen U-Boote und die Internierung der modernsten Überwassereinheiten verlangt. Die Schiffe sind vollständig abgerüstet worden. Am 21. Juni 1919 versenkt sich die Kaiserlichen Marine in Scapa Flow, 10 Linienschiffe, 5 Große Kreuzer, 5 Kleine Kreuzer sowie 45 Torpedoboote, selbst. 1930 wurde das Wrack „von der Tann“ gehoben und 1934 abgewrackt.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
Ähnliche Beiträge
Vorherige Seite | Nächste Seite |
---|---|
S.M.S. Viper (1876) | S.M.S. Vorwärts (1899) |