S.M.S. Habicht (1860), Kanonenboot II. Klasse der preußischen und Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. Habicht (1860) – Angaben
Name: | Habicht |
Namensherkunft: | Habicht, Raubvogel |
Stapellauf: | 1860 in Danzig (Keier und Devrient) |
Schiffstyp/-klasse: | Jäger-Klasse, Kanonenboot II. Klasse |
Schwesterschiffe: | S.M.S. Jäger (1860), S.M.S. Crocodill (1860), S.M.S. Fuchs (1860), S.M.S. Hay (1860), S.M.S. Scorpion (1860), S.M.S. Sperber (1860), S.M.S. Hyäne (1860), S.M.S. Habicht (1860), S.M.S. Pfeil (1860), S.M.S. Natter (1860), S.M.S. Schwalbe (1860), S.M.S. Salamander (1860), S.M.S. Wespe (1860), S.M.S. Tiger (1860), S.M.S. Wolf (1860) |
Besatzung: | ca. 40 Mann |
Maße: | Länge 41,2 m, Breite 6,69 m, Tiefgang 2,2 m |
Wasserverdrängung: | 283 Tonnen |
Maschinenleistung: | 220 PS, 1 Paar liegende 1 zyl. 1 fach Expansions-Maschinen |
Maximale Geschwindigkeit: | 9 kn |
Kohlenvorrat: | 31 Tonnen |
Bewaffnung: | 1 Kanone 12 cm |
Ende: | Am 27.11.1877 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen. |
S.M.S. Habicht (1860) – Geschichte
Großbritannien schuf während des Krimkrieges (1853-1856) eine Flotte von einigen hunderten Dampfkanonenboote und benutzte sie zum Angriff auf die von seichten Wasser umgebenen russischen Festungswerke von Bomarsund, Sweaborg und den Alandinseln. Sie waren dabei so erfolgreich, dass sich die russischen Verteidiger ergeben mussten.
Das Königreich Preußen folgte dem Beispiele in den Jahren 1859-1861, wenn auch nicht in so großer Anzahl, aber immerhin wurden 23 Kanonenboote gebaut. Die letzten beiden Exemplare blieben jedoch mehrere Jahre auf Stapel und wurden erst 1865 vollendet. Acht davon, die Kanonenboote I. Klasse: Basilisk, Blitz, Chamäleon (Kamäleon), Comet, Cyclop, Delphin, Drache, Meteor, wurden auf der Danziger Werft gebaut.
Die übrigen Fünfzehn (II. Klasse): Fuchs, Hay, Habicht, Hyäne, Jäger, Natter, Pfeil, Salamander, Schwalbe, Scorpion, Sperber, Tiger, Wespe, Wolf auf Privatwerften. Erstere mit einer Bewaffnung von drei Geschützen, je eine gezogene 15 cm Kanone vorn und hinten und ein glattes 68pfündiges Bombengeschütz in der Mitte, alle drei auf Rahmenlafetten. Die zweite Klasse mit einer Bewaffnung von einer 12 cm Kanone.
Um so kleinen Fahrzeugen die nötige Tragkraft für Maschine und Geschütze zu geben, mussten sie sehr stark gebaut, was zulasten der Seetüchtigkeit ging. Der Tiefgang gestattete nur einen kleinen Durchmesser der Schraube, von dem die Geschwindigkeit abhängig ist und sie wurden deshalb keine Schnellläufer. Immerhin brachten es die großen Kanonenboote in ruhigem Wasser bis 9 und die kleinen Boote bis auf 8 ½ Knoten. Die Baukosten für den Schiffskörper betrugen 23.500 Taler, für die Maschinen und Kessel 18.200 – 19.000 Taler.
Das Dampfkanonenboot „Habicht“ wurde 1860 in Danzig auf der Werft Keier und Devrient fertiggestellt. Während des Deutsch-Dänischen Krieges wurde es am 21. Februar 1864 in Dienst gestellt. Am 3. Juli d. J. nahm es am Seegefecht bei Dornbusch gegen die Dänen teil. Danach wurde es auf Dänholm bei Stralsund Außerdienst gestellt.
Seit April 1864 dient „Habicht“ als 2. Stationstender in Kiel, transportierte u.a. Seekadetten der „Thetis“ nach Alsen und stand den Besuchern des XIV Evangelischen Kirchentages in Kiel offen. Im September 1868 unternahm Prinz Adalbert von Preußen auf „Habicht“ eine Inspektionsfahrt entlang der holsteinischen, mecklenburgischen und vorpommerschen Küste.
Nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870 fuhr das Schiff nach Cuxhaven und übernahm dort den Wachdienst für die Elbmündung. 1872 erfolgten umfangreiche Modernisierungsarbeiten am Schiff. Seit März 1877 diente es noch als Tender für das Artillerieschulschiff S.M.S. Renown. Am 27.11.1877 wurde S.M.S. Habicht aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und in Wilhelmshaven Prahm aufgebraucht.
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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