Deutscher Michel als Karikatur des gutmütigen Deutschen.
So wie die „Germania“ als nationale Personifikation Deutschlands gilt, stellt der „Michel“ bzw. der „Deutsche Michel“ die spöttische Figur des gutmütigen Deutschen dar.
Michel ist die volkstümliche Kurzform von Michael, als ein häufig vorkommender Vorname. Früher wurde er viel in Zusammensetzungen: Klatschmichel, dummer Michel, meist in herabsetzendem Sinne gebraucht. Da der Erzengel Michael (der Drachentöter, Judas 9, 9) Schutzpatron des Deutsches Reiches war, wurde Michel zum Spitznamen für den typischen gutmütigen Deutschen.
Erstmalige Verwendung findet er wohl für die Teilnehmer der deutschen Knabenwallfahrten nach dem Mont-Saint-Michel um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Im spöttischen Sinne finden wir ihn schon in Gebrüder Francks „Sprichwörtern“ 1541, dann bei Johann Michael Moscherosch (* 1601), in der Zimmerschen Chronik Mitte des 16. Jahrhunderts und bei Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (* 1621).
Anderseits wurde „Deutscher Michel“ ein Ehrenname für besonders tapfere Persönlichkeiten, wobei das altdeutsche Wort „michel“ = „groß“ wohl mit hineinspielte. So wurde u.a. als der deutsche Michel bezeichnet der General Johann Michael Obentraut, (* 1574), der unter Friedrich V. von Böhmen und unter Mansfeld diente und am 4. November 1625 bei Seelze (Hannover) fiel.
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wird der Michel als Typ des Deutschen gedacht, besonders in seiner übergroßen Gutmütigkeit und politischen Unreife, allgemeiner erst seit den Befreiungskriegen 1813-15. Er wurde in den Witzblättern der Welt als blonder Bauernbursche mit roter Weste, Zipfelmütze und kurzer Hose abgebildet.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
- „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
- „Meyers Lexikon“ in 12 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig 1924
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