Marienbad in Böhmen im Kaisertum Österreich, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Marienbad 4617 Einwohner (1900), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
Marienbad in Böhmen im Kaisertum Österreich
Marienbad ist eine Stadt in Österreich und berühmter Kurort in Böhmen.
Marienbad liegt 628 Meter über dem Meer in einem anmutigen, gegen Süden offenen Talkessel, der von mit Fichtenwaldungen bedeckten Anhöhen (Abdachungen des Tepler Gebirges) umschlossen ist, an den Staatsbahnlinien Wien–Eger und Marienbad-Karlsbad.
Die Stadt Marienbad ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts und hat eine 1851 im byzantinischen Stil erbaute katholische Kirche, eine evangelische, eine russische und eine anglikanische Kirche und eine Synagoge.
Weiterhin verfügt der Ort über ein Theater, Stadthaus, Kursaal, 4 Badehäuser, darunter das große Neubad (1895) in italienischer Renaissance und das Zentralbad, neue Kolonnaden (beim Kreuzbrunnen), ein Militär- und ein Beamtenkurhaus, ein Krankenheim und zwei Hospitäler für Unbemittelte, Denkmäler der um die Entwickelung von Marienbad verdienten Ärzte Nehr und Heidler sowie des Abtes Reittenberger, elektrische Beleuchtung und Straßenbahn, eine Trink- und Nutzwasserleitung (mit großartiger Talsperre im Maxtal) und eine Sparkasse. Im Jahr 1900 leben in Marienbad 4617 deutsche Einwohner.
Von den Quellen, die sich sämtlich im Besitze des Prämonstratenserstiftes Tepl befinden, werden 7 zum Trinken und Baden, eine, die Marienquelle, nur zum Baden benutzt; sie haben eine Temperatur von 9–11,8°C. Die wichtigsten Quellen, zugleich die stärksten bekannten Glaubersalzwässer sind der Kreuzbrunnen und der Ferdinandsbrunnen, Schwächere Glaubersalzquellen sind die Alfred-, Alexandrinen- und die Waldquelle. Eine zweite Gruppe bilden die Eisenquellen, der Ambrosius- und der Karolinenbrunnen. Schlussendlich besitzt Marienbad die erdig-alkalische Rudolfsquelle. Die bereits erwähnte, nur zum Baden benutzte Marienquelle ist arm an Salzen, dagegen reich an freier Kohlensäure.
Die zur Anwendung kommenden Bäder sind Kohlensäure- und Stahlbäder, Moorbäder, die aus dem verwitterten Eisenmoor der bei Marienbad vorhandenen Moorlager bereitet werden, Gas-, Dampf-, Heißluftbäder und Kaltwasserkuren. Die Quellen von Marienbad werden mit Erfolg benutzt von plethorischen Personen mit Hämorrhoiden, Fettbauch, Fettleber, habitueller Obstruktion, bei Kongestionen nach Kopf und Brust, Gehirnhyperämie, bei Rheumatismus, Gicht, chronischen Katarrhen der Atmungsorgane, chronischen Krankheiten der Harnorgane, Diabetes, Frauenkrankheiten etc. Der Ambrosius- und der Karolinenbrunnen haben die gewöhnlichen Wirkungen der Eisenquellen.
Die Zahl der Kurgäste betrug 1904 = 26.410, der Versand von Mineralwasser umfasst jährlich 1 Millionen Flaschen. Außerdem werden namhafte Quantitäten durch Abdampfen gewonnenen Brunnensalzes (pulverisiert und kristallisiert) und Brunnenpastillen versendet. Marienbad ist reich an schönen Spaziergängen und Aussichtspunkten, unter denen die Friedrich Wilhelms-Höhe (735 m), der Mecserytempel, die Carolahöhe, der Goethesitz, der Kaiserturm (716 m) und die Hohendorfer Höhe (776 m) zu den beliebtesten gehören. In weiterer Entfernung liegen 4 km östlich der basaltische, 846 m hohe Podhorn mit schöner Aussicht; 11 km östlich Stift und Stadt Tepl; 8 km nordwestlich der Badeort Königswart.
Die Heilquellen von Marienbad waren schon seit langer Zeit in der Umgegend bekannt; die ersten Badeeinrichtungen wurden aber erst 1808 geschaffen, wobei Marienbad seinen Namen erhielt. 1818 wurde Marienbad zum Kurort und 1868 zur Stadt erhoben.
Mariánské Lázně, deutsch Marienbad, ist heute eine Stadt in der Tschechischen Republik mit rund 13.000 Einwohnern (2021).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
- „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
- „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
- „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
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