Aussig in Böhmen im Kaisertum Österreich, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Aussig 37.265 Einwohner (1900), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
Aussig in Böhmen im Kaisertum Österreich
Aussig ist eine Stadt im nördlichen Böhmen im Kaisertum Österreich.
Aussig liegt links an der Elbe, in die hier die Biela mündet, in romantischer, fruchtbarer Gegend und 140 Meter über dem Meer. Die Stadt Aussig ist Knotenpunkt der Eisenbahnlinien Prag-Bodenbach, Aussig-Teplitz, Aussig-Bilin und durch Zweigbahn mit der Nordwestbahn Wien–Tetschen verbunden. Aussig hat ein Rathaus, eine Stadtkirche mit Madonnenbild von Carlo Dolce und ein Denkmal Josephs II.
Im Jahr 1900 leben in Aussig 37.265 meist deutsche Einwohner. Handel und Industrie von Aussig sind sehr bedeutend. Aussig hat eine große chemische Fabrik mit 2600 Arbeiter, das größte derartige Etablissement Österreichs, ferner ansehnliche Fabriken für Damenkleiderstoffe, Maschinen, Glas, Tonwaren. Lacke, Öl, Seife, Kerzen, Zuckerraffinerie, Bierbrauerei, Gerbereien und Schiffbauanstalten.
Aussig ist ein wichtiger Zentralpunkt des nordböhmischen Verkehrs; es hat zwei Elbhäfen, ist Station der Elbdampfschifffahrt mit großen Umschlagplätzen. Die wichtigsten Handelsartikel sind Braunkohle (1901 wurden hier 1,99 Millionen Tonnen verschifft) und Zucker (295.000 Tonnen).
Aussig ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und Hauptzollamts und hat ein Kommunal-Obergymnasium, eine Handelsakademie, Museum, Krankenhaus, Gas- und Wasserleitung, Elektrizitätswerk und elektrische Straßenbahn. Oberhalb der Stadt liegt die Ferdinandshöhe mit schöner Aussicht und am rechten Ufer der Elbe, 3 km oberhalb von Aussig, auf steilem Felsen liegt die malerische Ruine Schreckenstein; über dieser die Hohe Wostrey (585 m).
Die Stadt Aussig, seit Ottokar II. königliche Stadt, 1282 an Brandenburg verpfändet, aber bald zurück erworben, wurde in der Hussitenzeit an Meißen verpfändet und 1426 von den Hussiten zerstört. 1538 eingeäschert, erhielt Aussig als „allzeit getreue Stadt“ 1547 Sitz und Stimme im Landtag. 1639 wurde Aussig von den Schweden unter Banér erobert. Aussig ist der Geburtsort des Malers Raphael Mengs (* 12.03.1728 – † 29.07.1779 in Rom).
Am 31. Juli 1945 ereignete sich, ausgelöst durch eine Explosion in einem Munitionslager, ein Pogrom gegen die mit weißen Armbinden gekennzeichneten Deutschen durch Tschechen. Die Schätzungen betragen 700 bis 2000 getötete Personen, selbst Frauen und Kinder wurden erschlagen oder in die Elbe geworfen. Die Hintergründe des Massenmords sind bis heute nicht aufgeklärt worden.
Ústí nad Labem, deutsch Aussig an der Elbe, ist heute eine Stadt im Norden der Tschechischen Republik mit rund 92.000 Einwohnern.
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Quellenhinweise:
- „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
- „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
- „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
- „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
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Nicht nur in Aussig wurden deutsche Zivilisten brutal massakriert. Dass man darüber nicht spricht ist das eigentliche Versagen unserer Politik. Die Verbrechen der Deutschen werden weltweit hochgehalten, das Leiden der Menschen ignoriert. Eine seltsame Art von Gerechtigkeitsempfinden – aber wen wundert’s. Wie heißt es doch …“ Wehe dem Besiegten “ und daran hat sich nichts geändert.