Schmalkalden im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Schmalkalden 9529 Einwohner – 1905 (Städte im Kaiserreich)
Schmalkalden im Königreich Preußen
Schmalkalden ist eine Kreisstadt im Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel. Sie liegt in einer Exklave am Südwestabhang des Thüringer Waldes, 296 Meter über dem Meer, an der Schmalkalde (zur Werra).
Schmalkalden ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Zella St. Blasii-Wernshausen und Schmalkalden-Kleinschmalkalden. Die Stadt hat doppelte Ringmauern, 3 Vorstädte, 4 evangelische Kirchen (darunter die 1437–1509 erbaute gotische Stadtkirche mit berühmter Orgel und dem Lutherstübchen mit Bibliothek), eine katholische Kirche, ein Schloss (Wilhelmsburg) mit sehenswerter Kapelle und den Sammlungen des Vereins für hennebergische Geschichtsforschung, ein Rathaus von 1419 und einen Lutherbrunnen (mit Büste). Im Jahr 1905 leben hier 9529 meist evangelische Einwohner.
Die Industrie in Schmalkalden ist bedeutend. Es finden sich dort 3 Hochöfen, zahlreiche Fabriken für Herstellung von Kleineisenwaren, Eisengießerei, Fabrikation von Maschinen, Spielwaren, Schußwaffen, Leder, Blasebälgen, Seife, Lichten, Fässern etc., Bierbrauerei und Schwerspatmühlen. Schmalkalden hat eine Oberrealschule, eine Fachschule für Kleineisen- und Stahlwarenindustrie, Landkrankenhaus, Solbad mit Inhalationshalle, Amtsgericht, 2 Oberförstereien und ein Bergamt. Die Stadt wird als Sommerfrische besucht. In der Nähe befinden sich wichtige Eisenerzgruben und Hüttenwerke.
Die ansehnlichen Staatswaldungen des (bis zum Deutschen Krieg 1866 kurhessischen) Kreises gingen 1866 durch Schenkung in den Besitz des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha über. Schmalkalden, zuerst 874 erwähnt, kam in der Mitte des 13. Jahrhunderts an die Grafen von Henneberg, 1291 an Brandenburg, fiel 1320 an Henneberg und 1360 zur Hälfte an Hessen. Seit 1335 Stadt, wurde Schmalkalden berühmt durch den im Februar 1531 (nicht 31. Dezember 1530) hier geschlossenen Schmalkaldischen Bund, und im Februar 1537 fand hier die Unterzeichnung der Schmalkaldischen Artikel statt.
Seit 1583 ganz hessisch, kam Schmalkalden 1627 pfandweise an Hessen-Darmstadt und wurde 1646 von Hessen-Kassel wiedererobert. Schmalkalden ist Geburts- und Sterbeort K. Wilhelms, des Komponisten der „Wacht am Rhein„, dessen Denkmal (Germania) auf dem Marktplatz steht. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) wurde die hessische Exklave Schmalkalden dem Land Thüringen zugeordnet.
Schmalkalden ist heute eine Stadt im Südwesten des Freistaates Thüringen, Landkreis Schmalkalden-Meiningen, mit rund 20.000 Einwohnern (2021).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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