Bayreuth im Königreich Bayern, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Bayreuth 31.904 Einwohner – 1905 = 122. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Bayreuth im Königreich Bayern
Bayreuth (Baireuth, lat. Baruthum) ist eine unmittelbare Stadt im Königreich Bayern, Hauptstadt des Regierungsbezirks Oberfranken und des ehemaligen Fürstentums Bayreuth.
Bayreuth liegt am Roten Main und 340 Meter über dem Meer. Die Stadt Bayreuth ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Weiden-Wirsberg und Bayreuth-Schnabelwaid. Unter den Straßen zeichnen sich die Friedrichsstraße (mit dem Wohnhaus Jean Pauls [* 21. März 1763 in Wunsiedel – † 14. November 1825 in Bayreuth; eigentlich Johann Paul Friedrich Richter, Schriftsteller ] ) und die Straße zum Bahnhof aus. Unter den kirchlichen Bauwerken (5 evangelische und eine katholische Kirche und eine Synagoge) ist die protestantische Hauptkirche bemerkenswert, im spätgotischen Stil 1446 erbaut, 1605 abgebrannt, 1614 wiederhergestellt und mit zwei durch Rosetten verbundenen Türmen.
Andere hervorragende Gebäude Bayreuths sind das Alte Schloss (Sophienburg, 1564 bis 1588 im Renaissancestil erbaut), die ehemalige Residenz der Markgrafen, jetzt Lokal von Behörden, mit dem Bronzestandbild König Max II. von Bayern (von Brugger) im Schlosshof; das Neue Schloss, 1753 vom Markgrafen Friedrich im Rokokostil erbaut, mit dem Hofgarten in französischem Stil
und der Reiterstatue des Markgrafen Christian Ernst († 1712) von Ränz auf dem Brunnen des Schlossplatzes; das Palais des Herzogs Alexander von Württemberg († 1881); das alte Opernhaus im Rokokostil; das Bühnenfestspielhaus Richard Wagners (* 22. Mai 1813 in Leipzig – † 13. Februar 1883 in Venedig, dessen Grabstätte in seiner Villa Wahnfried); das Regierungsgebäude; das Gymnasium mit dem Denkmal Jean Pauls (von Schwanthaler) auf dem Platz davor u. a.
Durch eine Allee von 1 km Länge ist mit Bayreuth die Vorstadt St. Georgen (im 18. Jahrhundert entstanden) verbunden, mit dem ehemaligen Kapitelhaus des Ordens de la Sincérité, aus dem der preußische Rote Adlerorden hervorging. Im Jahr 1900 leben in Bayreuth mit Garnison (1 Infanterieregiment Nr. 7 und 4 Eskadrons Chevaulegers Nr. 6) 29.387 Einwohner, die überwiegende Mehrheit sind Evangelische, 5255 sind Katholiken und 386 Juden.
Die Industrie Bayreuths erstreckt sich auf Baumwollspinnerei und Weberei, Möbel-, Ofen- und Tonwaren-, Malz-, Pianoforte-, Harmonium-, Zuckerwaren-, Maschinen- und Blechwaren-, Papier-, Porzellan-, Essigfabrikation, Zwirnerei, Granitschleiferei, Ziegelbrennerei, Bierbrauerei etc. Den Handel unterstützen die königliche Filialbank und eine Nebenstelle der Reichsbank. An Unterrichtsanstalten besitzt Bayreuth ein Gymnasium, eine Realschule, Landwirtschaftsschule, evangelisches Lehrerseminar, Taubstummenanstalt etc.; daneben besteht ein Historischer und ein Kunstverein, ein Kreisnaturalienkabinett.
Bayreuth ist Sitz der Regierung von Oberfranken, eines Landgerichts (für die 10 Amtsgerichte zu Bayreuth, Berneck, Hollfeld, Kulmbach, Pegnitz, Pottenstein, Stadtsteinach, Thurnau, Weidenberg, Weismain) nebst Kammer für Handelssachen, des Schwurgerichts für Oberfranken, eines Bezirksamtes, des Kommandos der 10. Infanteriebrigade, eines evangelischen Konsistoriums, der Handels- und Gewerbekammer für Oberfranken, von 2 Forstämtern, eines Hauptzoll- und eines Bergamtes, hat eine Kreisirrenanstalt, eine Gefangenenanstalt etc.
In der Umgebung von Bayreuth existieren drei Lustschlösser der ehemaligen Residenzstadt. Das nächste ist die 3 km entfernte Eremitage, eine 1718 vom Markgrafen Georg Wilhelm gegründete Anlage, mit Schloss, Park, reichen Wasserkünsten etc. An der Allee zur Eremitage steht das durch Jean Paul berühmte Wirtshaus „Zur Rollwenzelei“ (mit dem noch erhaltenen Arbeitsstübchen des Dichters). Das zweite Lustschloss, Fantasie, mit großem Park, liegt 10 km von Bayreuth, an der Straße nach Bamberg, auf dem Kamm eines bewaldeten Abhanges.
Es wurde 1758 erbaut und war bis 1881 Besitztum des Herzogs Alexander von Württemberg. Nicht weit davon liegt die Heilanstalt St. Gilgenberg. Das dritte Lustschloss, Sanspareil, liegt am weitesten von Bayreuth entfernt und befindet sich jetzt im Verfall.
Bayreuth Geschichte
Bayreuth wird urkundlich zuerst 1194 genannt und kam 1248 durch Erbschaft in den Besitz Friedrichs III., Burggrafen von Nürnberg. 1430 wurde es von den Hussiten verwüstet, 1553 von Heinrich Reuß von Plauen fast ganz zerstört und im Dreißigjährigen Krieg wiederholt geplündert. Residenz wurde Bayreuth 1604 unter Markgraf Christian und blieb es bis zum Aussterben der Linie Brandenburg-Bayreuth (1769).
Bayreuth ist heute eine kreisfreie Stadt im Freistaat Bayern, Regierungsbezirk Oberfranken, mit rund 74.000 Einwohnern (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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