Pforzheim im Großherzogtum Baden, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Pforzheim 59.307 Einwohner – 1905 = 72. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Pforzheim im Großherzogtum Baden
Pforzheim ist eine Amtsstadt im Großherzogtum Baden, Kreis Karlsruhe, am nördlichen Eingang des Schwarzwaldes, an der Mündung der Nagold in die Enz und 247 Meter über dem Meer.
Pforzheim ist Knotenpunkt der badischen, bez. württembergischen Staatsbahnlinien Durlach-Mühlacker, Pforzheim-Wildbad und Pforzheim-Horb sowie der Eisenbahn Ettlingen-Pforzheim.
Die Stadt Pforzheim hat einen großen Marktplatz mit neuem Rathaus, 3 evangelische und 2 katholische Kirchen, Synagoge, ein altes Schloss (ehemals Residenz der Markgrafen von Baden) mit einer gotischen Kirche (darin die 1860 geschlossene Gruft der badischen Regentenfamilie),
ein Kaiser Wilhelm I.-, ein Krieger- und ein Bismarck-Denkmal. Im Jahr 1900 leben in Pforzheim 43.351 Einwohner, nach der Eingemeindung der angrenzenden Landgemeinde Brötzingen im Jahr 1905 = 59.395 Einwohner, davon 46.731 Evangelische und 658 Juden. Sehr ausgedehnt ist die dortige Bijouteriewarenfabrikation (Schmuckgegenstände).
Für diese arbeiteten 1904 in 494 Haupt- und 408 Nebenbetrieben ca. 22.000 Arbeiter. Verarbeitet wurden für ca. 3 Millionen Mark Silber, für 25 Millionen Mark Gold und für 5 Millionen Mark Steine und Perlen. Die Gesamtproduktion belief sich auf ca. 120 Millionen Mark.
Außerdem hat Pforzheim Eisenwerke, Maschinenbau, einen Kupferhammer, Gerberei, Werkzeugfabriken, Fabrikation von Chemikalien und Papier, Bierbrauerei, ein Elektrizitätswerk etc.
Der Handel in Pforzheim wird unterstützt durch eine Handelskammer und eine Nebenstelle der Reichsbank und ist außer in Bijouteriewaren noch bedeutend in Vieh, Landesprodukten und Holz. Pforzheim hat ein Gymnasium, eine Oberrealschule, eine Kunstgewerbeschule. Waisenhaus, Irrenheil- und Pflegeanstalt, Museum etc.
Die städtischen Behörden von Pforzheim zählen 23 Stadtratsmitglieder und 100 Stadtverordnete; ansonsten ist Pforzheim Sitz eines Amtsgerichts, zweier Forstämter und einer Probieranstalt für Edelmetalle. Pforzheim ist der Geburtsort des Philosophen und Humanisten Johann Reuchlin (* 29. Januar 1455 – † 30. Juni 1522).
Pforzheim Geschichte
Die Stadt Pforzheim steht auf den Trümmern einer römischen Niederlassung, kam im 13. Jahrhundert an Baden und war seit 1300 Residenz der Markgrafen, bis sich Karl II. 1565 in Durlach ansiedelte. Die Überlieferung vom Heldentod der 400 Pforzheimer in der Schlacht bei Wimpfen am 6. Mai 1622 ist neuerdings als unglaubwürdig erwiesen worden. 1624 wurde Pforzheim von ligistischen Truppen eingenommen, 1689 von den Franzosen niedergebrannt.
Pforzheim ist heute eine Großstadt im Nordwesten Baden-Württembergs mit rund 126.000 Einwohnern (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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