S.M.S. Wittelsbach (1900), Linienschiff der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. Wittelsbach (1900) – Angaben
Name: | Wittelsbach |
Namensherkunft: | Wittelsbach, deutsches Herrschergeschlecht, das von 1180 bis 1918 Bayern (Könige von Bayern) regierte. |
Stapellauf: | 03.07.1900 in Wilhelmshaven (Kaiserliche Werft) |
Schiffsklasse: | Wittelsbach-Klasse |
Schwesterschiffe: | S.M.S. Mecklenburg (1901), S.M.S. Schwaben (1901), S.M.S. Wettin (1901), S.M.S. Wittelsbach (1900), S.M.S. Zähringen (1901) |
Besatzung: | ca. 680 Mann |
Maße: | Länge 125,2 m, Breite 20,8 m, Tiefgang 7,7 m |
Wasserverdrängung: | 11.800 Tonnen |
Maximale Geschwindigkeit: | 17,5 kn |
Bewaffnung: | 4 Schnellfeuerkanonen Kaliber 24 cm, 18 Schnellfeuerkanonen Kaliber 15 cm, 12 Schnellfeuerkanonen Kaliber 8,8 cm, 12 Schnellfeuerkanonen Kaliber 3,7 cm, Torpedos |
Ende: | 1921 abgewrackt |
S.M.S. Wittelsbach (1900) – Geschichte
Der Stapellauf des Typschiffes der Wittelsbach-Klasse erfolgte im Beisein Kaiser Wilhelms II. am 3. Juli 1900 in Wilhelmshaven (Kaiserliche Werft). Die Rede zur Taufe hielt Kronprinz Rupprecht von Bayern.
Gegenüber ihren Vorgängern der Kaiser Friedrich-Klasse erreichten die Linienschiffe der Wittelsbach-Klasse durch eine verbesserte Maschinenleistung eine geringfügig höhere Geschwindigkeit. Das Kohlefassungsvermöge wurde ebenso vergrößert, wie die Mannschaftsräume, die dadurch besser ausgebaut werden konnten. Auch wurde die Panzerung der Ruderanlage verbessert, jedoch auf eine höhere Kaliberstärke der Schweren Artillerie wurde verzichtet.
Im Dezember 1902 konnten die Erprobungen des Schiffes beendet werden. Während der Überführung von Wilhelmshaven nach Kiel lief S.M.S. Wittelsbach am 13. Dezember 1902 bei dichtem Nebel im Großen Belt auf. Trotz Reduzierung des Gewichtes scheiterten zunächst alle Versuche durch S.M.S. Prinz Heinrich, S.M.S. Kaiser Karl der Große, Schleppern und Hilfsschiffen das Linienschiff wieder freizubekommen. Erst am 20. Dezember gelang es S.M.S. Wittelsbach wieder ins offene Meer zu gelangen.
Nach der anschließenden Reparatur in Kiel trat es am 1. März 1903 seinen Dienst als Flaggschiff des 2. Admirals des I. Geschwaders, Konteradmiral Gustav Schmidt, an. Das Geschwader bestand zunächst aus den Linienschiffen der Wittelsbach-Klasse, S.M.S. Wittelsbach, S.M.S. Zähringen, S.M.S. Wettin und S.M.S. Mecklenburg, weiterhin S.M.S. Kaiser Karl der Große und dem Flottenflaggschiff S.M.S. Kaiser Wilhelm II. Im Jahr 1905 traten die Linienschiffe S.M.S. Kaiser Friedrich III. und S.M.S. Kaiser Wilhelm der Große hinzu, so dass die I. Division aus den vier Schiffen der Wittelsbach-Klasse und die II. Division aus den vier Schiffen der Kaiser Friedrich-Klasse bestand.
Im September 1910 trat das neue Linienschiff S.M.S. Posen in das I. Geschwader ein und löste damit das inzwischen zehn Jahre alte Linienschiff ab. Im Oktober 1911 trat S.M.S. Wittelsbach als Ersatz für S.M.S. Brandenburg seinen Dienst in der Reservedivision der Nordsee an. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurde das Linienschiff Flaggschiff der Reservedivision der Ostsee, bestehend aus S.M.S. Wittelsbach, S.M.S. Wettin, S.M.S. Mecklenburg, S.M.S. Schwaben, S.M.S. Braunschweig, S.M.S. Elsaß und S.M.S. Zähringen.
Spätestens nach dem Gefecht auf der Doggerbank (1915) war klar erkennbar geworden, dass die alten Linienschiffe den modernen Anforderungen der Seekriegsführung nicht mehr gewachsen waren und so wurden sie vornehmlich zu Sicherungsaufgaben in der Ostsee verwendet. Um diese Schwäche den in der Ostsee aktiven Russen zu verbergen, ließ Konteradmiral Scheid den vier alten Linienschiffen einen dritten Schornstein als Attrappe aufbauen, um so die kampfstärkere Braunschweig-Klasse vorzutäuschen.
Im Januar 1916 wurden die Marinekräfte der Ostsee umgegliedert und die Bereitschaftsdivision am 31. Januar d.J. aufgelöst. S.M.S. Wittelsbach wurde nun als Exerzierschiff für Rekrutenausbildung der I. Marine-Inspektion genutzt. Ein für 1918 vorgesehener Umbau als Zielschiff wurde nicht mehr umgesetzt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 wurde das alte Linienschiff 1919 als Mutterschiff für kleiner Minenräumboote hergerichtet. Am 8. März 1921 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen, wurde es am 7. Juli 1921 verkauft und in Wilhelmshaven abgewrackt.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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