S.M.S. Magdeburg (1911), Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. Magdeburg (1911) – Angaben
Name: | Magdeburg |
Namensherkunft: | Magdeburg, Hauptstadt der preußischen Provinz Sachsen |
Stapellauf: | 13.05.1911 in Bremen (A.G. „Weser“) |
Schiffsklasse: | Magdeburg-Klasse |
Schwesterschiffe: | S.M.S. Stralsund (1911), S.M.S. Straßburg (1911), S.M.S. Breslau (1911), S.M.S. Magdeburg (1911) |
Besatzung: | ca. 373 Mann |
Maße: | Länge 136 m, Breite 13,3 m, Tiefgang 5,1 m |
Wasserverdrängung: | 4550 Tonnen |
Maximale Geschwindigkeit: | 27,6 kn |
Dampfstrecke: | 5000 Seemeilen |
Kohlenvorrat: | 1200 Tonnen |
Schiffsmaschine: | 33.500 PS, Germania Turbinen |
Bewaffnung: | 12 Schnellfeuerkanonen Kaliber 10,5 cm, Torpedos, Flak |
Ende: | 26.08.1914 vor der kurländischen Küste gestrandet und von den Russen zerstört. |
Foto der geretteten Besatzung von 1914: Vielen Dank Herrn Ingo Fritsche, dessen Großvaters Oskar Fritsche, als Offizier auf S.M.S. Magdeburg fuhr. Er ist der Offizier unten rechts (Mütze mit weißem Rand und Schriften, die aus dem Jackenrand hervorschaut).
S.M.S. Magdeburg (1911) – Geschichte
Die Kleinen Kreuzer der Magdeburg- und Karlsruhe-Klasse erhielten 4 Schornsteine und ein flaches Achterschiff, das Platz für Minen bot.
Der Stapellauf erfolgte am 13. Mai 1911 in Bremen (Weser Werft). Die Taufe vollzog der Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg, Herr Hermann Otto Reimarus. S.M.S. Magdeburg wurde am 1. Dezember 1912 in Dienst gestellt und zunächst als Torpedoversuchsschiff eingesetzt. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 erfolgte der Einsatz in der Ostsee.
Am 26. August 1914 läuft S.M.S. Magdeburg im Nebel nahe der Insel Odensholm, am Eingang des Finnischen Meerbusens, auf Grund und wird angesichts dem Herannahen russischer Kriegsschiffe von der eigenen Besatzung, welche bereits im Artilleriefeuer der Russen liegt, gesprengt. Das Torpedoboot „V 26“ übernimmt im Feuer der russischen Kriegsschiffe „Bogatyr“ und „Pallada“ die überlebende Mannschaft. Einen anderen Teil übernimmt S.M.S. Amazone. Kapitän Habenicht und sein Adjutant verbleiben auf dem Schiff und werden von den Russen gefangen genommen. Das Wrack der „Magdeburg“ wird später von den Russen vollständig zerstört.
Begleitet mit dem Verlust der „Magdeburg“ lesen wir immer wieder von einem Ereignis mit besonderer Tragweite. Kapitän zur See Richard Foerster schreibt über die späteren Ereignisse nach dem Verlust der „Magdeburg“ 1927 in „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“: „Es ist heute bekannt, … daß die englische Admiralität über unsere Pläne (Vorstoß zur Doggerbank A.d.R.) und operativen Befehle schon seit längerer Zeit genau unterrichtet war. Beim Untergang des Kleinen Kreuzers „Magdeburg“, … waren die geheimen Chiffriermittel der Vorschrift entsprechend von dem Adjutanten verbrannt worden. Nach Erzählungen eines russischen Offiziers sollen die Russen aber bei der Leiche eines Mannes noch die zuletzt gebrauchten Signalchiffern gefunden und daraus unser Geheimsystem entwickelt haben.„
Im „Marinearchiv“ Band 2 von 1930 wird das Ereignis wie folgt beschrieben: „…Die Geheimbücher waren sämtlich vorschriftsmäßig verbrannt worden, damit die nicht in Feindeshand fielen. Nur ein einziges Signalbuch, welches zur Verbindung mit eigenen Streitkräften, um diese herbeizurufen, dienen mußte, wurde mit dem dazugehörigen Chiffreschlüssel zurückbehalten. Als aus dem Nebel überraschend der Feind auftrat, wurde dies Signalbuch, welches mit Blei beschwert ist, über Bord geworfen. Beim Absuchen des Grundes haben die Russen nur dieses Buch gefunden, nicht aber den Chiffreschlüssel (das Buch war nicht wie Phantasten berichten, in den Armen einer Leiche). Den Russen fiel mit dem Signalbuch etwas in die Hände, was sie durch ihre Spionage schon vor dem Kriege besaßen. Da der Chiffreschlüssel aber nicht im Besitz der überlebenden und von einem deutschen Torpedoboot geretteten Mannschaft war, wurde von unserem Admiralstabe noch am gleichen Tage der Chiffreschlüssel gesperrt, so daß der Feind mit dem Signalbuch allein nur sehr wenig anfangen konnte. Dieses Signalbuch haben die Russen den Engländern ausgehändigt. Da alle Signale aber geschlüsselt waren, der Schlüssel von jetzt ab aber dauernd gewechselt wurde, ist ein nennenswerter Schaden daraus nicht entstanden. Die kriegsgerichtliche Untersuchung hat das durchaus militärisch korrekte Benehmen des Kommandanten, des Signal- und Funkpersonals ausdrücklich festgestellt. Es ist im vorstehenden auf diesen Fall besonders eingegangen, weil in weiten Kreisen über den Verlust von Geheimbüchern der „Magdeburg“ völlig falsche Gerüchte im Umlauf waren.“
Das englische Buch „JANE’S WAR AT SEA 1897-1997/ 100 YEARS OF JANE’S FIGHTING SHIPS“, London 1997, schreibt zu dieser Frage: „…Entscheidend war die nachrichtendienstliche Arbeit von „Room 40“ in der Admiralität. Im Besitze der wichtigsten deutschen Schlüssel konnten die Briten die abgehörten deutschen Funksprüche entschlüsseln und auf diese Weise von den Operationsbefehlen und Absichten Kenntnis erlagen.“
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
Ähnliche Beiträge
Vorherige Seite | Nächste Seite |
---|---|
S.M.S. Mackensen (1917) | S.M.S. Magdeburg (1917) |