S.M.S. Brandenburg (1891), Linienschiff der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. Brandenburg (1891) – Angaben
Name: | Brandenburg |
Namensherkunft: | Zu Ehren der preußischen Provinz Brandenburg |
Stapellauf: | 21.09.1891 in Stettin (Vulcan) |
Schiffsklasse: | Brandenburg-Klasse |
Schwesterschiffe: | S.M.S. Brandenburg, S.M.S. Kurfürst Friedrich Wilhelm (1891), S.M.S. Weißenburg (1891), S.M.S. Wörth (1892) |
Besatzung: | ca. 568 Mann |
Maße: | Länge 108 m, Breite 19,5 m, Tiefgang 7,4 m |
Wasserverdrängung: | 10.060 Tonnen |
Maximale Geschwindigkeit: | 16,3 kn |
Maschinenleistung: | 10.000 PS, 2 stehende Dreifach-Expansionsmaschinen, Kessel 12 Zylinder mit rückkehrender Flamme. |
Aktionsradius | 4500 Seemeilen |
Bewaffnung: | 6 Kanonen Kaliber 28 cm, 8 Kanonen Kaliber 10,5 cm, 8 Schnellfeuerkanonen Kaliber 8,8 cm, 12 Maschinenkanonen 3,7 cm, Torpedos |
Ende: | 1915 außer Dienst gestellt, 1919 abgewrackt |
S.M.S. Brandenburg (1891) – Geschichte
Im Jahre 1888 wurde Wilhelm II. Deutscher Kaiser. Er zeigte ein starkes Interesse an maritimen Fragen und schickte sich an, zum Schutze des wirtschaftlich aufblühenden Deutschen Reichs und seiner jungen Kolonien in Übersee eine angemessene Flotte zu bauen. General von Caprivi wurde von seiner Stellung als Chef der Admiralität entbunden.
Der Monarch gliederte die Admiralität in das Oberkommando der Marine und das Reichsmarineamt (Verwaltung) auf und unterstellte beide Spitzenbehörden erstmalig Admiralen. Außerdem schuf er ein Marinekabinett, das ihm zur Ausübung der Kommandogewalt unterstand. Die Schiffe der deutschen Flotte waren inzwischen größtenteils überaltert, und selbst moderne Bauten entsprachen nicht mehr den Anforderungen der Taktik und Technik.
Eine erste Maßnahme war noch 1888 der Planungsbeginn von 4 großen Panzerschiffen der Brandenburg-Klasse. Der Entwurf dieser ausgezeichneten Schiffe stammte von dem hochbegabten Chefkonstrukteur der Kaiserlichen Marine, Alfred Dietrich, dessen ideenreichen Konstruktionen sie eine ganze Anzahl verschiedenartiger Typen und Klassen verdankt.
Besonders in der Panzerung, der wasserdichten Unterteilung, der Antriebsanlage und der Bewaffnung brauchte man den Vergleich mit entsprechenden ausländischen Schiffen nicht mehr zu scheuen. Die Brandenburg-Klasse war mit 6 28-cm-Geschützen stärker als vergleichbare Bauten anderer Marinen bestückt. Am Nickelstahlpanzergürtel betrug die größte Dicke 40 cm.
S.M.S. Brandenburg wurde am 19. November 1893 in Dienst gestellt und wurde zur II. Division des Manövergeschwaders zugeteilt. Am 16. Februar 1894 ereignete sich während einer Testfahrt in der Kieler Förde eine schwere Explosion im Maschinenraum, die 44 Besatzungsmitgliedern und Werftarbeitern das Leben kostete:
- Masch.-Ob.-Ing. Jantzen, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Masch.-U.-Ing. d.R.Schulz, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Ob.-Masch. Kirsch, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Maschinist Stephany, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Ob.-Masch.-Maat Kistenfeger, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Ob.-Masch.-Maat Bauck, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Masch.-Maat Meyer V., SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Masch.-Maat Hampel, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Masch.-Maat Janssen II., SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Masch.-Maat Linderhaus, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Ob.-Masch.-Appl. Petry, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Ob.-Heizer Gauthier, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Ob.-Heizer Giessel, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Heizer Reiche, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Heizer Schröder, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Heizer Ullrich, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Heizer Sell, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Heizer Ost, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Heizer Witte, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Heizer Blankenbach, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Heizer Batz, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Heizer Poth, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Matrose Heusser, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Matrose Trebes, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Matrose Ziegenmeyer, SMS Brandenburg, II. Division Manövergeschwader
- Masch.-Ing. Merks, Schiffs-Prüfungs-Kommission
- Mar.-Baumeister Ofers, Kaiserliche Werft Kiel
- Mar.-Werkmeister Stützer, Kaiserliche Werft Kiel
- Mar.-Werkführer Cornol, Kaiserliche Werft Kiel
- Vorarbeiter Jöhnk, Kaiserliche Werft Kiel
- Vorarbeiter Lebus, Kaiserliche Werft Kiel
- Vorarbeiter Hussfeld, Kaiserliche Werft Kiel
- Maschinenbauer Oppermann, Kaiserliche Werft Kiel
- Maschinenbauer Diederich, Kaiserliche Werft Kiel
- Maschinenbauer Graf, Kaiserliche Werft Kiel
- Maschinenbauer Weigand, Kaiserliche Werft Kiel
- Maschinenbauer Thierfelder, Kaiserliche Werft Kiel
- Maschinenbauer Schreck, Kaiserliche Werft Kiel
- Ingenieur Mielke, Vulcan AG
- Maschinenbauer Müller, Vulcan AG
- Maschinenbauer Bollerhoff, Vulcan AG
- Maschinenbauer Schüler, Vulcan AG
- Kupferschmied Freiberg, Vulcan AG
- Maschinenschlosser Hausson, Vulcan AG
Nach der Reparatur konnten die zugeteilten Aufgaben in Nord- und Ostsee endlich wahrgenommen werden.
Im Juli 1900 wurde S.M.S. Brandenburg gemeinsam mit anderen Schiffen als „Ostasiatischen Expeditionskorps“ zur Niederschlagung des Boxeraufstandes nach China entsandt, ohne dort irgendwelche kriegerischen Handlungen zu unternehmen.
Mitte August 1901 erreichte das Linienschiff wieder Wilhelmshaven und konnte so im September 1901 an einer Flottenparade zu Ehren des russischen Zaren vor der Küste Westpreußens teilnehmen. Von 1903 bis 1904 wurde S.M.S. Brandenburg modernisiert und danach dem II. Geschwader zugeteilt.
Während des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) wurde S.M.S. Brandenburg dem V. Geschwader unter Vizeadmiral Grabow zugeteilt und nahm so am Küstenschutz teil. Noch während des Krieges, 1915 wurde das Schiff außer Dienst gestellt und 1920 abgewrackt.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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