Weihnachten, an den heiligen Nächten
Weihnachten (altdeutsch ze wihen nahten, „an den heiligen Nächten“), auch Christfest, wird seit dem 4. Jahrhundert als christliches Hauptfest am 25. Dezember zur Erinnerung an Christi Geburt gefeiert. Diese wurde im Morgenland früher zugleich mit Christi Taufe am 6. Januar (Epiphania) gefeiert, im Abendland (Rom 354) aber auf den (Julianischen) Tag der Wintersonnenwende verlegt. Weihnachten (Christfest, Natale Domini) ist also ursprünglich das heidnische Julfest, das Fest der winterlichen Sonnenwende. In der Folge wurde es das Geburtsfest Christi, das in jene Zeit fiel und mit vielen heidnischen Gebräuchen des alten Festes auch dessen passende deutsche Bezeichnung („heilige Nacht“) annahm.
Warum man, da der wirkliche Geburtstag Jesu niemals hat ermittelt werden können, gerade den 25. Dezember dazu gewählt hat, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Nach einigen Aussagen geschah es, weil dieser Tag im Altertum als Tag der Sonnenwende angesehen wurde und daher bei den Römern Dies natalis invicti, Geburtstag der Unbesiegten (Sol – Sonne), hieß, eine Bezeichnung, die sich leicht auf Christus, das Licht der Welt, beziehen ließ.
Nach anderen Aussagen war es bloß die Folge der auf mystischen Berechnungen und prophetischen Äußerungen beruhenden Annahme des 25. März als feststehenden Tages der Empfängnis Christi. Gewiss ist, dass der 25. Dezember als Geburtstag Christi in dem römischen Festverzeichnis von 354 zum ersten mal im Abendland erwähnt wird und dass im Orient der 6. Januar, das Fest der Erscheinung Christi, auch für das seiner Geburt galt.
Durch ein Gesetz des byzantinischen Kaisers Justinian wurde es auf den 25. Dezember verlegt und seitdem in allen christlichen Kirchen mit Ausnahme der armenischen an diesem Tag gefeiert wurde. Die orthodoxe Kirche, die am alten julianischen Kalender festhält, feiert den heiligen Abend am 6. Januar.
Das Fest des heiligen Stephan (26. Dezember) kommt schon in den ersten Jahrhunderten der Kirche vor und wurde später als zweiter Weihnachtsfeiertag begangen. Auf einem Konzil in Mainz wurden sogar vier Weihnachtstage angeordnet, die jedoch später auf drei reduziert wurden, bis nach Preußens Vorreiterrolle 1773 fast überall auch der dritte Feiertag als kirchlicher Festtag aufgehoben wurde. Die Feier der eigentlichen Christnacht, d. h. der Nacht vor dem Feste, wurde früher sehr festlich begangen (Christmetten), wobei besonders dramatische Darstellungen der Geburt Christi vorgeführt wurden (Weihnachtsspiele).
Weihnachten bildet auch im Kirchenjahr einen besondern Abschnitt (Weihnachtszyklus), der vom ersten Adventssonntag bis zum Hohen Neujahr (6. Januar) reicht. Die sogenannte Christ- bzw. Weihnachtsbescherung, die man noch im 19. Jahrhundert nur in Deutschland und Skandinavien antraf, hängt zwar, wie der Christ- oder Weihnachtsbaum, mit alteinheimischen Vorstellungen zusammen, fand aber in der christlichen Idee von Weihnachten einen geeigneten Anhalt, wodurch das ganze Fest noch außerdem die Bedeutung eines Kinderfestes erhielt, die es jetzt in Deutschland hat. Zahlreiche Gebräuche der heidnischen Sonnenwendfeste (die Geschenksitten und Festspeisen der römischen Saturnalien, des germanische Julfestes) gingen auf Weihnachten über.
Der Weihnachts- bzw. Christbaum kam erst seit dem 17. Jahrhundert auf. Die Figur des Weihnachtsmanns stellt Eigenschaften des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra und seines Begleiters, des Knechts Ruprecht dar und tritt überwiegend in den evangelischen Regionen auf. Darstellungen des Weihnachtsmanns, wahlweise mit rotem, blauem oder auch braunem Mantel, findet man schon auf Postkarten aus dem 19. Jahrhundert.
Dieser Beitrag könnte sie auch interessieren
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Meyers Konversations-Lexikon“ 5. Auflage in 17 Bänden 1893 – 1897
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1906 – 1908
- „Meyers Kleines Konversations-Lexikon“, 7. Auflage in 6 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1908
Ähnliche Beiträge
Ich wünsche Ihnen ebenfalls ein schönes Weihnachtsfest und freue mich schon auf interessante und spannende Blogartikel von Ihnen im nächsten Jahr!